Junge Mütter und ihre Babys im Café Kinderwagen im Mehr-Generationen-Haus Brinkum. Dort sollen Eltern sich austauschen können und Ratschläge erhalten. Das Projekt in der Gemeinde Stuhr ist das erste dieser Art im Landkreis Diepholz. Foto: lod Junge Mütter und ihre Babys im Café Kinderwagen im Mehr-Generationen-Haus Brinkum. Dort sollen Eltern sich austauschen können und Ratschläge erhalten. Foto: lod
Ort für Fragen

Auch Plärren mal erlaubt- Café Kinderwagen in Stuhr

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Nach der Geburt haben Eltern oft viele Fragen. Der Landkreis Diepholz und die Gemeinde finanzieren in Stuhr nun das erste "Café Kinderwagen" im Landkreis. Eine Hebamme und eine Pädagogin sind als Ansprechpartner vor Ort.

Auf Socken müssen Besucher durch den Raum im Mehr-Generationen-Haus Brinkum staksen, hindurch zwischen Kinderbüchern und Bauklötzen, Kaffeetassen und Babys. Hier versammelt sich das Café Kinderwagen – zur Zeit etwa zehn Mütter mit ihren Kindern unter einem Jahr.

Projekt „Café Kinderwagen“ seit Anfang November

Einmal die Woche steht im Flur des MGH ein ganzer Fuhrpark von Kinderwägen.

Einmal die Woche steht im Flur des MGH ein ganzer Fuhrpark von Kinderwägen.

Bettina Carrera streichelt ihrer drei Monate alten Tochter über den Kopf. Die kleine Elisabetta schaut bereits mit wachem Blick auf das baumelnde Spielzeug über ihr.

Seit Anfang November können frischgebackene Eltern jeden Dienstagmorgen ab 9.30 Uhr zum „Café Kinderwagen“ im MGH zusammenkommen. „Ich bin vor zwei Jahren aus Hannover zugezogen“, erzählt die 42-Jährige Carrera.

Viele Menschen kenne sie daher in Stuhr noch nicht. An diesem Montag ist sie zum zweiten Mal im Café. „Hier kann ich Mütter treffen, die ähnliche Probleme haben, wie ich selbst“, sagt sie. „Und die Kleine sieht mal andere Babys.“

Eine Hebamme schaut, wie sich die Babys entwickeln

Eine Sozialpädagogin und eine Hebamme sind als Ansprechpartnerinnen vor Ort. Sie wiegen die Babys, schauen, wie sie sich entwickeln, und geben Anregungen – zum Beispiel zum Essen oder Schlafen.

Neben Carrera sitzt die 28-jährige Carolina Plaschnick. Sie ist froh, dass sie in diesen Stunden andere Mütter trifft, die ihr für ein paar Minuten ein Kind abnehmen können – Plaschnick hat Zwilllinge. „Besonders der Schlafmangel ist schlimm“, sagt sie. „Einer von beiden will immer was.“

Oft fehlen erfahrene Ansprechpartner aus der Familie

Ihre Eltern wohnen nicht vor Ort, die meisten ihrer Freunde haben noch keine Kinder. Wen Plaschnick fragt, wenn sie mit den beiden fünf Monate alten Jungs einmal nicht weiter weiß? „Google“, sagt die junge Mutter und lacht.

„Aber im Ernst“, sagt sie weiter, „es ist schon gut, dass man hier mal seine Fragen loswerden kann.“ Für Sozialpädagogin Claudia Blauth ist genau das auch eines der Ziele des Cafés.

Hier soll es Ratschläge und Antworten geben. „Viele Menschen leben heute anderswo, als ihre Familie“, erklärt sie. „Wenn man dann selbst ein Kind bekommt, fehlen die Eltern als Ansprechpartner.“ Zahlreiche junge Mütter fühlten sich deshalb unsicher.

Neben Landkreis und Gemeinde unterstützt auch das Nähcafé das neue Projekt - mit Babydecken.

Neben Landkreis und Gemeinde unterstützt auch das Nähcafé das neue Projekt – mit Babydecken.

8.000 Euro kostet das Projekt im Jahr

Landrat Cord Bockhop dagegen sieht die Zielgruppe enger. Für ihn ist besonders wichtig, dass Eltern erreicht werden, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Schließlich könnten diese sich nur schwer private Hilfe von außen leisten.

Der Landkreis finanziert das Projekt zu 50 Prozent, die andere Hälfte zahlt die Gemeinde – 8.000 Euro kostet das „Café Kinderwagen“ über das ganze Jahr.

Blauth: Gute Mischung ist wichtig

Die meisten Mütter im Café wirken nicht, als ob sie große Geldprobleme hätten – wohl aber, als ob auch sie sich über Unterstützung und Austausch freuen. „Am Ende ist wichtig, dass die Gruppe gut durchmischt ist“, meint Blauth.

Im Café beginnt ein kleiner Junge von etwa einem halben Jahr zu weinen, das Baby nebenan stimmt ein. Die Mütter lachen. „Das kennen wir schon“, meint Carrera. „Die stecken sich manchmal an.“ Aber so richtig stören, sagt sie noch, tut das hier keinen.

Plaschnick legt Nico, einen ihrer Zwillinge, auf den Boden. Am Café Kinderwagen, schätzt sie auch, so sagt sie, dass man aus dem Alltagstrott herauskäme: „Man kann nicht 24 Stunden nur Mama sein.“ Der fünf Monate alte Nico liegt vor ihr auf dem Bauch und hebt den Kopf hoch – ganz, als wolle er gleich schon loskrabbeln.

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