Michael Radolla wird im November neuer Ortsamtsleiter von Obervieland. Michael Radolla ist seit Anfang November im Dienst - und muss das Ortsamt allein schmeißen. Foto: Schlie
Obervieland

Neuer Ortsamtsleiter muss Laden allein schmeißen

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Michael Radolla ist der dienstjüngste Bremer Ortsamtsleiter. Sein Start in Obervieland: Ein Sprung ins höchstens lauwarme Wasser. Wegen Personalmangels muss er gerade alle Aufgaben des Ortsamts allein managen.

Abgesehen von dem Mann hinter dem Schreibtisch sieht das Büro des Ortsamtsleiters auf den ersten Blick genauso aus wie Ende Oktober, als Ingo Funck in den Ruhestand gegangen ist. „Bei der Einrichtung brauche ich nicht so viel Individualität“, sagt Radolla lachend. „Eher bei der Arbeit selbst.“

Deshalb hängen nach wie vor die alten Gemälde an der Wand. Immerhin: Die Grünpflanze im pinken Übertopf ist erst seit Radolla hier – ein Begrüßungsgeschenk. Und auch seinen Kaffeebecher hat der 50-Jährige mit an seinen neuen Arbeitsplatz gebracht, das verrät das aufgedruckte „M“, das für seinen Vornamen steht.

Ein Mitarbeiter in Kur, Kollegin in Elternzeit

Just an diesem Vormittag steht zufällig auch Radollas Vorgänger Funck an dessen Schreibtisch. Für ein kurzes „Hallo“ vor den Feiertagen. „Das erste Mal seit meinem Ruhestand“, beteuert er. Dem Nachfolger auf die Finger gucken, das sei nicht seine Absicht. Auch Funck stellt fest: „Es hat sich ja kaum verändert hier.“

Für eine aufwändige Büro-Deko hätte Radolla in seinen ersten Wochen als Ortsamtsleiter auch gar keine Zeit gehabt. Ein Mitarbeiter ist in Kur, die andere in Elternzeit. Der 50-Jährige muss den Laden einige Wochen allein schmeißen. So kalt sei das Wasser, in das er springen musste, dann aber doch nicht gewesen.

„Dadurch, bereits mehrere Jahre Ortsamtsarbeit gemacht habe, war das trotz der misslichen Situation vorübergehend leistbar“, sagt er. Nur, dass das Amt nicht dauerhaft für Bürger geöffnet ist, wenn er selbst Auswärts-Termine hat, findet er ärgerlich.

Nach zwei Monaten „deutlich angekommen“

Trotzdem: Sich im Stadtteil bekannt zu machen, war Radollas Ziel in den vergangenen Wochen. „Ich konnte viele lose Fäden wieder aufnehmen“, sagt er. Schließlich war er bis vor vier Jahren bereits als Stellvertreter von Funck im Ortsamt beschäftigt. „Nach knapp zwei Monaten fühle ich mich jetzt deutlich angekommen“, sagt Radolla zufrieden.

Vieles hat sich seit seinem ersten Einsatz in Obervieland nicht verändert – aber der Sonnenplatz in Kattenturm ist kaum wiederzuerkennen. „Das ist sehr gut gelungen“, freut sich der 50-Jährige. „Und es zeigt, dass man auch mit bereits lange bestehender Bausubstanz etwas städtebaulich entwickeln und verändern kann.“

Kita-Plätze werden vordringlichstes Thema 2017

Auch Privatleute hat er schon kennengelernt. Sie haben sich zum Beispiel wegen Lärm auf einer Baustelle in Arsten oder der Zugänglichkeit einer Bushaltestelle an ihn gewandt. „Es ist toll, wenn man ihnen dann schnell helfen kann“, sagt der Ortsamtsleiter.

Aber auch mittel- und langfristige Themen werden ihn im kommenden Jahr beschäftigen – allem voran die Versorgung des Stadtteils mit Betreuungsplätzen für Kinder. „Wir brauchen 14 Gruppen mehr zum nächsten Kita-Jahr“, sagt Radolla.

Mobilbauten am Fun-Park der AWO und an der Engelkestraße sollen Entlastung schaffen. Weil die Grundschule an der Alfred-Faust-Straße in den Ganztagsbetrieb startet, werden Kapazitäten im Spielhaus an der Wischmannstraße frei. „Aber wir brauchen mittelfristig drei neue Einrichtungen“, sagt Radolla. Die Übergangs-Kita am Fun-Park soll verstetigt werden. Für andere Standorte gebe es Ideen. „Diese müssten jetzt allerdings noch konkretisiert werden“, sagt er.

Ortsteile sollen an einem Strang ziehen

Am besten ist der Stadtteil Obervieland aufgestellt, wenn die einzelnen Ortsteile an einem Strang ziehen – davon ist Radolla überzeugt und das hat er auch schon bei seiner Bewerbung vor dem Beirat betont. In Kattenesch geboren und in Habenhausen aufgewachsen weiß er zwar um die emotionale Bedeutung der Ortsteile für die Menschen, die dort leben.

Trotzdem würde er diese Fokussierung gern aufbrechen. Themen wie die Gartenstadt Werdersee oder der nächste Bauabschnitt der A281 beträfen ohnehin alle Menschen in Kattenesch, Kattenturm, Arsten und Habenhausen. „Der Stadtteil kann als Einheit einfach mehr erreichen“, ist sich Radolla sicher.

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