Die fortschreitende Digitalisierung stresst viele Menschen. Foto: Vimeo.com Die fortschreitende Digitalisierung stresst viele Menschen. Foto: Vimeo.com
Tendenz steigend

Depressionen bei Bremer Arbeitnehmern nehmen zu

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Arbeitsintensität und psychische Belastung haben in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Bremer Arbeitnehmerkammer. Präventionskurse sind gefragt.

Sind Depressionen und das Burnout-Syndrom die neuen Zivilisationskrankheiten? „Mittlerweile sind viele Berufstätige von Entgrenzung der Arbeit und den damit verbundenen gesundheitlichen und psychischen Folgen betroffen. Hierzu leistet natürlich auch die fortschreitende Digitalisierung einen entscheidenden Beitrag“, so Axel Weise, Referent für Beschäftigungspolitik bei der Arbeitnehmerkammer Bremen.

Unternehmenskultur spielt eine Rolle

„Die Depressionen bei Arbeitnehmern nehmen zu“, sagt auch Jörn Hons, Sprecher der AOK. Mit einer bundesweit repräsentativen Befragung ist das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) im Fehlzeiten-Report 2016 den Ursachen auf den Grund gegangen.

Dabei spielt laut Hons vor allem die Unternehmenskultur eine Rolle. Beschäftigte, die diese als schlecht empfinden, litten häufiger unter körperlichen und psychischen Beschwerden. Letztgenannte machten gemäß AOK-Erhebung im Jahr 2015 bei Altenpflegern 16 Prozent aller Krankheiten aus, bei Menschen mit Tätigkeit im Dialog-Marketing sogar 19 Prozent.

„Grundsätzlich ist niemand immun“

„Grundsätzlich ist niemand immun gegen ein Burnout-Syndrom“, sagt der Diplom-Psychologe Jan Jansen. Gefährdeter seien  jedoch Personen mit einem Helfersyndrom, hochgradigem Erfolgsbedürfnis und labilem Selbstwertgefühl. „Das Burnout-Syndrom ist im Gegensatz zur Depression keine Diagnose sondern eine Zustandsbeschreibung“, betont der Experte.

Anfänglich werde ein erhöhter Energieeinsatz beschrieben, dann eine Art Rückzug. Auch Jansen zählt Ursachen wie das Höher-Schneller-Weiter-Prinzip zu den wesentlichen Ursachen. Seiner Erfahrung zufolge sind Personen über 30 am häufigsten betroffen.

Leidensdruck auch bei jungen Menschen

„Aber ich kann mir vorstellen, dass in unserer Leistungsgesellschaft Kinder, Jugendliche und Studenten ebenfalls unter großem Leidensdruck leben“, so Jansen, der Kurse zur Prävention anbietet. „Es sind klassische Entspannungstechniken wie autogenes Training sowie welche zum Umgang mit Stress sowie Achtsamkeit. Grundsätzlich geht es immer darum, wie wir wieder lernen auf unsere Grenzen zu achten.“

Arbeitsmenge ist nicht ausschlaggebend

Für einen „Burnout“ sei allerdings nicht die Arbeitsmenge alleine ausschlaggebend. „Hohe Anforderungen sind gut zu schaffen, wenn ein hoher Entscheidungsspielraum vorhanden ist. Dann wird Stress als positiv wahrgenommen.“

Viele Menschen versuchen deshalb, vorzubeugen. Dr. Petra Gurn, Leiterin der sogenannten Gesundheitsimpulse am Diako, bemerkt ein steigendes Interesse an den Präventionskursen.

„Es kommt dabei ein bisschen auf den Titel an. Sobald etwas wie ,Burnout vermeiden‘ darin vorkommt, haben wir einen größeren Zulauf, als wenn wir bloß ,Entspannungstechniken‘ anbieten.

Frauen haben weniger Fehltage als Männer

Diesen Erfahrungen widersprechen die Zahlen der hkk: „Der Anteil der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen ist leicht rückläufig. 2015 betrug dieser Anteil 12,2 Prozent aller Fehltage, 1 Prozentpunkt weniger als 2014“, so Sprecher Ilja Mertens.

Aus dem jüngsten Fehlzeitenreport dieser Krankenkasse geht ferner hervor, dass ein an Depressionen erkranktes Mitglied im Durchschnitt 42,2 Tage gefehlt hat – Frauen mit Durchschnittlich 40 Tagen deutlich kürzer als Männer mit 45,7 Tagen.

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