Christian Schlesselmann im Januar 2016, als er im Rathaus seine Ernennungsurkunde zum Ortsamtsleiter von Huchting erhalten hat. Foto: Schlie Da war er noch ein frischgebackener Ortsamtsleiter: Christian Schlesselmann im Januar 2016 im Rathaus, wo er seine Ernennungsurkunde entgegengenommen hat. Foto: Schlie
Zwischenbilanz

Interview: Seit einem Jahr Ortsamtsleiter Huchting

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Genau ein Jahr lang ist Christian Schlesselmann nun Ortsamtsleiter in Huchting. Im Interview spricht der 46-Jährige über Verkehrsprobleme, die Flüchtlingslage - und erzählt, warum er sich in Huchting "goldrichtig" fühlt.

Weser Report: Herr Schlesselmann, Sie sind seit einem Jahr Ortsamtsleiter in Huchting. Wie geht es Ihnen?

Schlesselmann: Sehr gut. Ich bin hier goldrichtig und angekommen. Beruflich und privat habe ich einfach den richtigen Stadtteil erwischt. Es passiert so unglaublich viel, Vereine und Institutionen arbeiten gut zusammen und die Menschen sind einfach aufgeschlossen. Man interessiert sich hier in Huchting füreinander.

Haben Sie das Gefühl, sich in den Stadtteil-Themen nach dem einen Jahr auszukennen?

Ich glaube, mittlerweile habe ich einen guten Eindruck davon, was Huchting bewegt. Es hat viel gebracht, dass ich auch hier wohne: Dadurch kann ich viele Themen unmittelbar selbst nachvollziehen. Wenn ich mittags kurz zum Essen nach Hause fahre, sehe ich auf dem Weg eben noch, wo wilder Müll rumliegt. Und wenn abends noch etwas passiert, kann ich schnell noch hinfahren.

Was waren denn die wichtigsten Themen für Sie in diesem zurückliegenden Jahr?

Das Thema Flüchtlinge ist schon als besondere Herausforderung herausgestochen. Kulturladen, Awo, die WiN-AG, um nur einige zu nennen – die Liste der Organisationen, die sich hier um die Integration der Flüchtlinge kümmern ist lang.

Wichtig ist daneben auch, selber offen zu sein. Nach dem Vorfall in Berlin habe ich große Sorge, wie sich die öffentliche Meinung in Deutschland entwickelt. Wir dürfen da nicht pauschalisieren.

Im September hat es einen Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Obervielander Straße gegeben…

Ja. Ein solcher Fall hätte aber überall passieren können. Wir wissen nicht einmal, ob der Täter überhaupt aus Huchting gekommen ist. Meine Erfahrung ist, dass die allermeisten Huchtinger sehr hilfsbereit sind. Die aktuelle Bertelsmann-Studie sieht den Stadtteil ja sogar besonders weit vorne, was gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Akzeptanz von Unterschieden angeht, das hat mich gefreut. Persönlicher Kontakt ist das beste Mittel gegen Vorurteile.

Besonders über die neue Unterkunft für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge gab es eine sehr emotionale Debatte auf der Beiratssitzung im März. Wie wollen Sie auf diese Bürger zugehen?

Wir haben im September das „Forum Ankommen“ veranstaltet. Das sollte dazu dienen, die Sorgen von Anwohnern ernst zu nehmen. Im Nachhinein muss ich sagen: Das hätte besser laufen können, viele Teilnehmer haben sich nicht wirklich an der Diskussion beteiligt.

Wir bereiten das zur Zeit nach und überlegen, wie wir es im nächsten Jahr noch besser machen können. Nach wie vor bin ich aber der Meinung: Eine ganz klassische Form der Diskussionsveranstaltung wäre erst recht nicht sinnvoll gewesen.

Seit der Sperrung der Heinrich-Plett-Allee ist Verkehr ein Thema. Wie lange brauchen Sie aktuell, um durch die Kirchhuchtinger Landstraße zu fahren?

Naja, als Fahrradfahrer bin ich weniger vom Autoverkehr betroffen. Ich bekomme aber natürlich mit, dass es zu bestimmten Zeiten noch knirscht. Wir haben aber das Stauproblem mit unseren Maßnahmen schon etwas entschärft.

Durch die Zweispurigkeit auf der Kirchhuchtinger Landstraße soll beispielsweise der Rückstau verringert werden, der zeitweise die Obervielander Straße und sogar den ganzen Huchtinger Kreisel blockiert.

Dazu sollen auch diejenigen, die Richtung Stuhr fahren, beide Spuren bis zur Einfädelung nutzen und nicht in einer Schlange hintereinander stehen. Leider wird die Beschilderung dort nicht immer beachtet – das könnte noch besser laufen!

Sie sprachen von „unseren Maßnahmen“. Ist Ihr Handlungsspielraum als Ortsamtsleiter denn so groß?

Ich arbeite als Ortsamtsleiter mit und für den Beirat und setz mich für deren Ideen ein, das ist keine One-Man-Show. Es stimmt, unsere eigenen Mittel im Stadtteil sind begrenzt.

Aber wenn die Bürger mit ihren Ideen oder Sorgen auf uns zukommen, wenn der Beirat geschlossen hinter Themen steht, dann haben wir gute Chancen, bei den städtischen Behörden Gehör zu finden. Der Beirat hat dort ein ganz anderes Gewicht, als eine Einzelperson.

Gerade hat ein neues Jahr begonnen. Was steht 2017 an?

Ganz wichtig ist die Schul- und Kita-Entwicklung: Hoffentlich gibt es an der Oberschule Hermannsburg keine weiteren Verzögerungen. Außerdem brauchen wir einen Plan für den Ausbau der Grundschule Kirchhuchting.

Und an der Delfter Straße sollte der Mensa-Bau in die Gänge kommen. Zudem haben wir Bedarf für mehr Wohnraum. Man wird sehen, welche Flächen für den Bau zur Verfügung gestellt werden können.

 

 

 

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