Ausländischen Versandapotheken ist es nun gestattet, auf verschreibungspflichtige Medikamente Rabatte zu gewähren. Foto: pv
Unterschriftenaktion

Online-Handel: Bremer Apotheker sehen sich bedroht

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Apotheker in Bremen fürchten durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Arzneimittelpreisbremse um ihre Existenz. Deswegen machen sie sich mit einer Unterschriften-Aktion für eine Gesetzesänderung stark.

Gleich zum Jahresanfang mussten eine Apotheke in der Neustädter Pappelstraße und die Rembrandt-Apotheke in Huchting schliessen und „es stehen noch mehrere auf der Kippe“, berichtet Dr. Richard Klämbt, Präsident der Apothekerkammer Bremen.

Verschärfend kommt  nun noch hinzu, dass ausländische Versand-Apotheken ihren deutschen Kunden künftig Rabatte auf verschreibungspflichtige Medikamente gewähren dürfen. Da dies den Apotheken in Deutschland wegen der Arzneimittelpreisverordnung untersagt ist, sprechen die Kammern von einer Wettbewebsverzerrung und befürchten ein Apothekensterben, sollte der Gesetzgeber nicht handeln.

Kritik der Apothekerkammern

Die Apothekerkammern kritisieren zugleich, dass durch das europäische Urteil in ein Politikfeld eingegriffen werde, das eigentlich den Mitgliedsstaaten vorbehalten sei und zugleich die Arzneimittelpreisbremse ausgehebelt werde. Die Versandhändler könnten nun zum Beispiel – im Gegensatz zu den deutschen Apotheken – Rabatte auf Rezeptgebühren geben.

Gerade chronisch Kranke, die von der Rezeptgebühr befreit sind, könnten so ihre kostenfreien Rezepte noch Boni bekommen und auf Kosten der Allgemeinheit Einnahmen realisieren, die eigentlich den Krankenkassen zustehen würden.

„Das trifft uns ganz hart“, ärgert sich Klämbt über die „Rosinenpickerei“ der Versandapotheken. Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten: Der Anteil der verschreibungspflichtigen Medikamente am Gesamtumsatz liege bei 83 Prozent, erläutert Dr. Isabel Justus von der Bremer Apothekerkammer.

Gegenwärtig gibt es 150 Apotheken in Bremen

Gegenwärtig liege der Anteil der Versandapotheken zwar nur bei drei Prozent,  dies könne sich aber schnell ändern. Gerade die kleineren der 150 Apotheken in Bremen würden diesen unfairen Wettbewerb nicht durchstehen, befürchtet Klämbt. Dabei hätten diese wichtige Funktionen wie die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln, Beratung oder die Bereitstellung von Notdiensten.

Gesetzliches Verbot des Versandhandels?

Deswegen  fände er es einen richtigen Weg, den Versandhandel für rezeptpflichtige Medikamente gesetzlich zu verbieten. „Falls das juristisch nicht durchsetzbar sein sollte, muss man zumindestens die gleichen Bedingungen für uns schaffen“, findet Klämbt. Deswegen liegen auch in seiner St. Gotthard-Apotheke die Unterschriftenlisten für die Unterstützung der Apotheken vor Ort aus.

Ganz anders sehen die ganze Problematik unterdessen natürlich die ausländischen Versandapotheken: DocMorris etwa hatte das Urteil des Europäischen Gerichtshofes ausdrücklich begrüßt und lehnt gesetzliche Einschränkungen des Versandhandels nun strikt ab.

„Ein Verbot des Versandhandels würde für Millionen Kunden eine teurere Arzneimittelversorgung und weitere Wege zur Folge haben“, meint Olaf Heinrich von DocMorris, der zugleich auch der Präsident des Europäischen Versandapothekenverbandes (EAMSP) ist. Er hoffe, dass sich der Bundestag gerade im Wahljahr gegen dieses Gesetzesvorhaben zu Lasten der Verbraucher stelle.

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