Die heiligen drei Könige auf dem Weg zur Weserufer - in diesem Jahr erstmals ohne schwarze Schminke. Foto: Barth Die heiligen drei Könige auf dem Weg zur Weserufer - in diesem Jahr erstmalig ohne schwarze Schminke. Foto: Barth
Eiswette 2017

Die Weser „geiht“ – und Melchior ist jetzt weiß

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Jetzt ist es amtlich: Die Weser "geiht". Soll heißen: Sie ist nicht zugefroren. Das hat der Eisschneider am Freitag festgestellt. Neu: König Melchior hat kein schwarzes Gesicht mehr - der politischen Korrektheit wegen.

Jedes Jahr am 6. Januar wird vom Eisschneider geprüft, ob die Weser gefroren ist. Für Nicht-Bremer gänzlich unbekannt, ist die Eiswette ein lang gehegtes Ritual in der Hansestadt. Seit Freitagmittag ist jetzt amtlich: Die Weser „geiht“ und „steiht“ nicht, der Fluss ist nicht zugefroren. 

Laut Statuten hat der Schneider, der mit einem heißen Bügeleisen in der Hand und eigentlich aus eigener Kraft die Weser überqueren muss, seine Wette verloren – er musste ein Boot zur Hilfe nehmen. Dennoch war laut „Notarius publicus“, Thomas Röwekamp,  die Wette auch in diesem Jahr wieder ein gelungenes Event. „Das Wetter war top, zahlreiche Besucher konnten das Schauspiel auf dem Weserdeich verfolgen“, so der Bremer Anwalt und CDU-Fraktionsvorsitzende.

Könige aus dem Morgenland mit gleicher Gesichtsfarbe

Er schätzt, dass zwischen 1200 und 1500 Menschen das Spektakel am Osterdeich, genauer Punkendeich, in Höhe der Sielwallfähre, verfolgt haben. Denn neben dem Eis auf der Weser geht es dabei auch um Politik. Eisschneider und Präsident der Eiswette überbieten sich gegenseitig in knackigen Pointen rund um die bremische und außerbremische Politik.

Neben Schneider, Präsidium und Notar kommen auch die heiligen drei Könige aus dem Morgenland ans Weserufer, um die Wette zu verfolgen. War König Melchior in den vergangenen Jahren noch immer schwarz geschminkt, hatten dieses Jahr alle drei die gleiche helle Hautfarbe. 

Blackfacing-Diskussion soll vermieden werden

Das Präsidium habe in diesem Jahr auf das so genannte „Blackfacing“ verzichtet, erklärt Röwekamp. „Im vergangenen Jahr hat das für viel Diskussion gesorgt, weil es nicht unter die „political correctness“ fällt“, erklärt er.  

Unter „Blackfacing“ versteht man, das schwarze Anmalen von Menschen mit heller Hautfarbe, um etwa im Theater, beim Karneval oder in den Medien dunkelhäutige Menschen darzustellen. Den Ursprung hat die Methode in den amerikanischen Ministrel Shows, in denen Weiße im 18. und 19. Jahrhundert mit Stereotypen – etwa schwarzgemalten Gesichtern und wulstigen Lippen – Schwarze spielten und diese als naive und fröhliche Sklaven darstellten.

Hautfarben-Debatte soll nicht von Eiswette ablenken

Das Blackfacing gilt nicht nur in Deutschland als rassistisch und sorgt immer wieder für Diskussionen. Auch in den benachbarten Niederlanden ist umstritten, ob der „Zwarte Piet“, der traditionell den Nikolaus „Sinterklaas“ begleitet, abgeschafft werden soll.  

Dieser Debatte kommen die Veranstalter der Eiswette jetzt zuvor. „Wir wollten da dem Zeitgeist entsprechen“, sagt Röwekamp. Schließlich solle die Frage der Hautfarbe des Melchiors nicht mehr von der eigentlichen Eiswette ablenken. 

Einen guten Zweck verfolgt die Eiswette auch: Beim traditionellen Herrenessen der Eiswettfeierei kommen am 21. Januar honorige Bremer Herren zusammen, die gemeinsam Geld sammeln. Traditionell wird das Geld der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gespendet.

 

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