Justin (11) auf dem Tandem mit Sixdays-Radprofi Fabio Nappa Foto: Schlie Justin (11) auf dem Tandem mit Sixdays-Radprofi Fabio Nappa Foto: Schlie
Sixdays

So fühlt sich eine Tandemfahrt mit Profis an

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Wie ist es, über die Sixdays-Rennstrecke zu rasen, wenn man selbst nur schlecht oder gar nichts sieht? Bremer Kids haben es ausprobiert und sind auf Tandems gemeinsam mit den Profis über die Bahn gerast.

„Juuh!“, ruft Justin, als er an seinen fünf Mitschülern vorbeisaust – und in jeder nachfolgenden Runde liegt er noch etwas höher in der Steilkurve der Sixdays-Bahn. Eine halbe Stunde zuvor stand er mit fünf anderen Jungs noch aufgeregt im Innenraum.

„Ich fahr nicht als erster“, hatte Maurice angekündigt. „Und ich will gar nicht mehr, ich hab Schiss“, hatte Marco zugegeben. Die Elfjährigen durften an diesem Tag als Tandempartner der Profi-Radler mit über die Steilkurve fahren.

Chance auf Teilnahme mal andersherum

Dass die Schüler der Georg-Droste-Schule sehbehindert sind, erkennt man nicht auf den ersten Blick. Sie zeigen sich gegenseitig die große Videoleinwand in der Halle und machen Handyfotos voneinander. „Naja, es ist, also ob ich durch eine Röhre sehe“, beschreibt Justin seine Sehschwäche. „Zumindest auf dem rechten Auge. Auf dem linken sehe ich nichts. Aber ich kann ja meinen Kopf drehen.“

„Die Kinder können oft nicht an den gleichen Sachen teilnehmen, wie ihre Altersgenossen“, sagt Oliver Domsky aus dem Vorstand des Vereins „Aktion Hilfe für Kinder“, der das Programm ins Leben gerufen hat. „Hier ist es mal andersrum: Sie dürfen etwas, wozu andere nicht die Chance bekommen.“ Seit drei Jahren bietet der Verein Schülern der Georg-Droste-Schule die Tandemfahrt bei den Sixdays an.

Langsam wird es ernst. Die Jungs bekommen Helme in ihren Größen, posieren noch einmal stolz für die Kamera, dann geht‘s los. „Lächeln ist wichtig“, gibt Lehrerin Antje Hohmann Justin noch auf den Weg – und Justin lächelt: In jeder Runde, die er vorbeikommt, jubelt er laut und grinst­ übers ganze Gesicht.

Kinder sind begeistert von Tandemfahrt

Am Ende trauen sich alle, mal mitzufahren, die meisten sogar doppelt. Dabei geht es nicht darum, es sich hinten gemütlich zu machen und die Fahrt zu genießen: Das Tandem-Prinzip erfordert, dass die Kids mitradeln, im gleichen Tempo wie der Vordermann. Wer hoch hinaus will, muss schnell treten – und sich trauen, den Körper in die Kurve zu legen.

Mitgefahren sind in der Vergangenheit auch schon blinde Schüler. Wer bei der Fahrt die Augen schließt, kann das Gefühl nachvollziehen: Plötzlich wirkt alles krasser – der Fahrtwind, das schnelle Treten, die Schräglage. „Wow“, sagt Marco, der erst nicht mitfahren wollte, als er vom Tandem steigt. „Einfach nur wow.“

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