Der Angeklagte N. im Gerichtssaal. Foto: Sieler Der Angeklagte N. im Gerichtssaal. Foto: Sieler
Mitte/Utbremen

Verhandlung nach Schießerei im Treppenhaus eröffnet

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Am Landgericht ist am Dienstag ein Prozess gegen einen 54-Jährigen eröffnet worden, der mit einer Pistole zwei Menschen schwer verletzt haben soll. Die Opfer sind Nebenkläger, beide leiden noch unter den Folgen.

Der Angeklagte Ergün N. soll am 21. Juli vergangenen Jahres mit mehreren Schüssen aus einer Smith & Wesson-Pistole Emin O. lebensgefährlich verletzt haben, so die Staatsanwaltschaft. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag. In der Anklageverlesung war von mindestens fünf Schüssen die Rede, einer sei auf das Opfer abgegeben worden, als dieses am Boden lag.

N. soll Emin O., den ehemaligen Partner seiner Lebensgefährtin, die kurz vor der Tat an Krebs starb, angegriffen haben. Nach Aussagen am Dienstag vor dem Landgericht wollte Emins Tochter Eda O., die nach dem Tod der Mutter nicht mehr beim Angeklagten wohnte, mit ihrem Vater und weiteren Begleitern noch Sachen von ihr und ihrer Mutter aus N.s Wohnung an der Hans-Böckler-Straße holen.

Zustand des Opfers immer noch „kritisch“

Dabei eskalierte offenbar ein Streit an der Wohnungstür. Emin O. wurde im weiteren Verlauf von Kugeln in Schulter und Bauch getroffen, so die Staatsanwaltschaft. Er soll Verletzungen an Zwölffingerdarm, Magen, Gallenblase und Leber erlitten haben. Sein Zustand sei noch heute „kritisch“, als Nebenkläger wird er von einem Anwalt vertreten.

Weitere Nebenklägerin ist Sevilay I., die eine Etage unter dem Angeklagten wohnt und sich zur Tatzeit im Hausaufgang aufhielt. Einer der Schüsse im Treppenhaus durchschlug beide Oberschenkel der 21-Jährigen. Sie kam auf Krücken in den Gerichtssaal, laut Staatsanwaltschaft sei es unklar, ob ihre Lähmungserscheinungen in Zukunft besser werden. I. ist mit Eda O. befreundet und wollte ihr beim Umzug helfen.

Jahrelang im gleichen Haus gewohnt

In ihrer Vernehmung schilderte sie den Tathergang, die Entstehung des Streits habe sie jedoch nicht mitbekommen, bei den ersten Schüssen sei sie eine Etage tiefer gewesen, wo auch Emin O. auf seiner Flucht in den Hinterhof vorbeikam. Nachdem I. in die Beine getroffen wurde, sei auch der Schütze auf ihre Etage runtergekommen. „Er hatte einen eiskalten Blick“, gab sie an. Im Vergleich zur Version der Staatsanwaltschaft, habe I. nur drei Schüsse wahrgenommen.

I.s Vater war ebenfalls im Zeugenstand und gab an, dass N. zuletzt mehrfach angekündigt habe, Emin O. umzubringen. Sie kannten sich aus rund zehn Jahren Nachbarschaft.

Verminderte Schuldfähigkeit möglich

Die Staatsanwaltschaft schließt eine verminderte Schuldfähigkeit von N. nicht aus. Dieser gab in einer von seinem Anwalt verlesenen Einlassung an, noch am Tag der Tat wegen schwerer Depressionen in einer Tagesklinik gewesen zu sein. Ferner hieß es in der Einlassung, dass es ihm leid tut, was passiert ist. Er wünsche sich, dass beide wieder gesund werden. Die Verhandlung geht am Donnerstag weiter, bis April sind 13 Termine angesetzt.

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