Einige Freifunker sind schon in Delmenhorst aktiv. So gibt es ein Freifunk-Netz in Bahnhofsnähe an der Louisenstraße. Foto: Konczak Einige Freifunker sind schon in Delmenhorst aktiv. So gibt es ein Freifunk-Netz in Bahnhofsnähe an der Louisenstraße. Foto: Konczak
Freifunk Nordwest

Verein will freies Internet in Bürgerhand

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Freies Internet, das im Besitz der Gemeinschaft ist – diese Idee hat der Verein Freifunk Nordwest. In Delmenhorst sind zwar bereits einige Freifunker unterwegs, aber wenn es nach dem Verein geht, können es mehr sein.

Freifunk Nordwest e.V. heißt die Initiative, die von den friesischen Inseln über Ostfriesland, das Emsland und Oldenburg bis hinunter nach Osnabrück ein eigenes und sich selbst verwaltendes Funknetz aufbauen möchte. Das „Mitmachnetz“ soll in Bürgerhand liegen und unabhängig von kommerziellen Anbietern existieren. In Deutschland gibt es rund 400 aktive Gemeinschaften, eine davon ist Freifunk Nordwest.

„Offene Netze sind sehr wichtig“, sagt Ulf Weikert, Sprecher des Vereins Freifunk Nordwest. „Es gibt Länder wie China und Ägypten, die regelmäßig das Internet abschalten. Das ist in Deutschland zwar nicht der Fall, aber sobald eine Infrastruktur für das Sperren von Webseiten vorhanden ist, ist es nicht mehr weit bis zur Zensur des Internets.“

Der Weg zum freien Netz in Bürgerhand: Man besorgt sich einen Router und ersetzt die Firmware, die der Hersteller auf das Gerät gespielt hat durch die Firmware der Initiative. „Dann kann man dort, wo es sinnvoll ist und sich vermehrt Menschen aufhalten, den Router aufstellen“, sagt Weikert. Schon ist ein neuer Knotenpunkt entstanden.

Knotenpunkt an der Delmenhorster Louisenstraße

Zu bezahlen ist lediglich der Router. Bei dem Standardverfahren sorgt der „normale“ Router vom Provider für den Internetzugang. Den Freifunkrouter steckt man zusätzlich an den normalen Router an. Der Freifunk-Router baut dann die Verbindung in das Freifunknetz auf. Mit dem nötigen Fachwissen lassen sich auch andere Möglichkeiten basteln.

Neben dieser Form des Internetzugriffs wollen die Freifunker auch die lokale Verbindung zu benachbarten Knotenpunkten. Die Freifunk-Router können dabei per Richtfunk über lange Strecken oder per Mesh miteinander kommunizieren.

In Delmenhorst gibt es mindestens drei Knotenpunkte, die über Freifunk Nordwest laufen. So zum Beispiel an der Louisenstraße. Aus einer Karte, die online öffentlich zugänglich ist, ist ersichtlich, dass am Freitagnachmittag 14 Geräte in diesem Netzwerk angemeldet waren.

„Da geht noch viel mehr“

Im eher ländlich geprägten Hude, insbesondere in Wüsting, ist Freifunk mit weit mehr Knotenpunkten vertreten. In Ganderkesee gibt es sogar eine Kooperation seitens der Gemeinde mit dem Verein, um an möglichst vielen Orten freies Internet bieten zu können.

Die Stadt Delmenhorst bietet rund um die Markthalle kostenloses W-LAN an, arbeitet allerdings nicht mit einem Verein zusammen. In der Delmenhorster Innenstadt gibt es zudem rundum viele Geschäften Netze, die kostenfrei genutzt werden können. Diese gehören aber meist nicht zum Freifunk Nordwest.

„Freifunk Nordwest ist in Delmenhorst vertreten, aber da geht noch viel mehr“, sagt Weikert. Er ruft alle auf, die Lust haben, Teil des Projekts zu werden, zu einem der regelmäßigen Treffen nach Oldenburg zu kommen oder sich auf der Homepage unter www.ffnw.de zu informieren. Der Verein ist auf Spenden und Mitgliederbeiträge angewiesen, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten.

Bei Freifunk ist Bürgerinitiative gefragt

Sollte über einen Router im Freifunk ein Lied oder ein Film illegal heruntergeladen werden, hat die Person, die das Gerät aufgestellt hat, nichts zu befürchten. Die Freifunk-Community im Rheinland hat einen Provider-Status beantragt und bewilligt bekommen. Dieser Status bedeutet, dass der Anbieter nicht für die Inhalte und Tätigkeiten, die über das Netz laufen, haftbar zu machen ist.

„Der ganze Traffic, der über Freifunk Nordwest läuft, wird über Freifunk Rheinland weitergeleitet“, erklärt Weikert. So ist auch sichergestellt, dass kein Externer Zugriff auf das eigene Heimnetz hat. Ein Protokoll der Online-Aktivitäten gibt es nicht.

Die Freifunker setzen insbesondere auf die Eigeninitiative der Bürger. „Wenn man bei einem kommerziellen Anbieter Probleme mit dem Router hat,  gibt es Servicemitarbeiter, die das Problem lösen. Wir sind aber kein Dienstleister und können das nicht anbieten“, sagt Weikert. „Wir erklären alles gerne, danach liegt  es in der Verantwortung der Bürger.“

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