Weil die Linden unter der Erde keinen Platz zum Wurzeln finden, drücken sie die Pflasterung hoch. Foto: Schlie Weil die Linden unter der Erde keinen Platz zum Wurzeln finden, drücken sie die Pflasterung hoch. Foto: Schlie
Zu wenig Platz

Habenhauser Straßenzug verliert seine Linden

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Ein ganzer Straßenzug in Obervieland soll jetzt seine Linden verlieren. Ein entsprechendes Konzept des Umweltbetriebs sieht vor, 18 Bäume zu fällen und teilweise zu ersetzen. Das Problem: Sie haben zu wenig Platz.

„Das Amt für Straßen und Verkehr hat erhebliche Schäden gemeldet“, sagt Iris Bryson, die beim Umweltbetrieb Bremen (UBB) für den Bremer Süden zuständig ist. Das Problem: Die Wurzeln der in den 1980er-Jahren gepflanzten Linden an den Straßen Schusters Kamp und Dellfeld drücken die Pflasterung nach oben – zum Teil auch auf privaten Grundstücken.

„Das passiert, wenn ein Baum nah an der Oberfläche wurzelt“, erklärt Bryson. Die Ursache dafür sieht sie in den damals zu klein geplanten Baumscheiben, also dem Boden um das untere Ende eines Baumstamms.

Bäume können nicht unter Straßen wurzeln

Ein Problem, das es laut Bryson in Bremen auch an vielen anderen Stellen gibt. „Es gibt überall Baumscheiben, die nur einen Quadratmeter haben“, sagt sie. Weil Bäume nur schwer oder gar nicht in den verdichteten Boden unter Straßen wurzeln können, suchen sie sich andere Wege.

„Zwischen Pflasterung und Untergrund sammelt sich Sickerwasser“, erklärt Bryson. Und dorthin orientieren sich dann zum Beispiel die Linden aus Habenhausen mit ihren Wurzeln. Unter anderem mit Wurzelschutzplatten, die ähnlich wie eine Spundwand funktionieren und die Wurzeln eigentlich von den privaten Grundstücken fernhalten sollten, wollte der Umweltbetrieb das Problem in den Griff kriegen. Funktioniert hat es nicht.

18 Linden müssen weichen

Mittelfristig sollen die Linden deshalb ausgetauscht werden. 18 Bäume sind in dem Konzept gelistet, das der Umweltbetrieb für diese Aktion erstellt hat. „Das wird sich aber über mehrere Jahre hinziehen“, kündigt Bryson an.

Ein plötzlicher Kahlschlag drohe nicht. Die ersten Bäume sind allerdings schon gefallen. Abhängig von anderen Fällungen, die dringender sind, und dem zur Verfügung stehenden Etat sollen die 18 Linden nach und nach ersetzt werden – aber nicht alle. „Es gibt auch die Entscheidung, einige nicht mehr nachzupflanzen“, sagt Bryson.

Denn: Damit in 30 Jahren die neu gepflanzten Bäume nicht wieder mit ihren Wurzeln für Schäden an Straßen und Grundstücken sorgen, sollen die Baumscheiben dieses Mal vergrößert werden. „Heute wird anders gebaut“, sagt Bryson.

Neue Bäume sollen mehr Platz bekommen

Am Schusters Kamp und Dellfeld sollen den neuen Bäumen deshalb zwei mal vier und sogar vier mal vier Meter große Felder zum Wachsen zur Verfügung stehen. „Lieber ein Baum weniger, der dafür aber älter als 25 Jahre wird“, meint Bryson. Als Ersatz für die Linden soll in Habenhausen pyramidaler Feldahorn gepflanzt werden.

Zwölf Kubikmeter „durchwurzelbarer Raum“ werden Bremer Straßenbäumen inzwischen zugestanden. Das Problem: Nicht nur Bäume brauchen Platz auf und in der Straße. Parkende Autos, aber auch Versorgungsleitungen stehen dem unbegrenzten Wachstum im Weg.

Bäume binden Planungskapazitäten

„Grundsätzlich fehlt uns der Platz“, sagt Martin Stellmann vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV). In Bremen hätten die Pflanzen aber trotzdem auch im Straßenraum einen hohen Stellenwert. „Wir versuchen, in jede Straße noch einen Baum reinzukriegen“, sagt er.

Das binde inzwischen einen großen Teil der Planungskapazitäten. Reiche der Platz nur für einen Baum oder einen Parkplatz, gewinne meistens die Natur. „Auch weil die Beiräte dort mitreden“, so Stellmann.

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