Die Museumsanlage in Osterholz-Scharmbeck wird von der Kulturstiftung zum 1. März aufgegeben. Foto: Möller Die Museumsanlage in Osterholz-Scharmbeck wird von der Kulturstiftung zum 1. März aufgegeben. Foto: Möller
Ab 1. März dicht

Museum schließt: Stiftung will Insolvenz vermeiden

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Zum 1. März verliert Osterholz-Scharmbeck sein Museum. Die Kulturstiftung bestätigt, was bereits durchgesickert war: Finanznot und Zwist mit dem auf der Anlage auch beheimateten Vogelmuseum begründen die Schließung.

Es tue ihm weh, so der Kuratoriumsvorsitzende, Karl-Heinz Marg. Freitag gab er bekannt, dass sich seine Kulturstiftung als Betreiber der Museumsanlage in Osterholz-Scharmbeck zurückziehe (wir berichteten). Zum 1. März ist Schluss. Man habe die Reißleine ziehen müssen, um einer Insolvenz zuvor zu kommen. Seit Jahren taumelt das Museum, ein Ensemble historischer Gebäude für Heimatmuseum, Vogelsammlung, Mitmachmuseum und Schau über die Torfkahnschifffahrt, auf einem parkähnlichen Anwesen an der Bördestraße. Zu wenig Besucher und ein hoher Sanierungsstau werden beklagt. Ein Masterplan verschwand schon in Schubladen, für eine neue Machbarkeitsstudie fehlt es an Einigkeit der unterschiedlichen Museumsbetreiber. Aktuell werden jährlich 120.000 Euro Verluste eingefahren.

Fördermittel gebe es nur, wenn ein Konzept vorliege. Und das bedinge ein „sauberes Geschäftsmodell und Informationen zum Investitionsvolumen“, so Marg. Die den Teil Vogelmuseum tragende Familie Baumeister wäre nicht davon zu überzeugen gewesen, eine solche Untersuchung gemeinsam in Auftrag zu geben. „Der Zug ist aus der Halle raus“, so Björn Herrmann, Stellvertreter Margs im Kuratorium und gleichzeitig SPD-Kreispolitiker. Der Kreistag hatte Mittel für die Machbarkeitsstudie bereitgestellt und zusätzlich EU-Gelder akquiriert. Das Geld müsse man nun verfallen lassen, so Herrmann.

Schon 330.000 Euro Verlust aufgelaufen

Geld, das man nicht hat. 330.000 Euro wurden mittlerweile als Defizit aufgetürmt. Drei Millionen Euro würden ein Umbau und die Umsetzung eines neuen Museumskonzepts kosten, mindestens, sagt Karl-Heinz Marg. Vor drei Jahren habe die Stiftung der Kreisverwaltung schon signalisiert, dass man die Museumsanlage notfalls zurückgeben werde. Besitzer der Immobilie ist der Landkreis. Der hat nun zum 1. März auch das Personal der Museumsanlage zu übernehmen. „Wir kümmern uns darum, dass für eine angemessene Weiterbeschäftigung gesorgt wird“, verspricht Marg.

Rund 400.000 Euro gibt der Kreis pro Jahr an die Kulturstiftung. Die betreibt auch die Große Kunstschau in Worpswede. „Es ist einfacher als Stiftung Spenden und Sponsorengelder einzuwerben, als das dies einer Kommune gelingen würde“, begründet Marg das Geschäftsmodell. Verluste mache aber auch die Arbeit der Stiftung in Worpswede. Dass es Mehrkosten gegeben habe, weil die Kulturstiftung vor zwei Jahren ihre Geschäftsführerin gefeuert hatte und dafür zur Zahlung einer Abfindung verdonnert wurde, bestreitet Marg. Die nicht genannte Summe habe man durch die Nichtbesetzung einer Stelle für die künstlerische Leitung eingespart.

Im Kreishaus äußert man Verständnis für die Schließung

Im Kreishaus hat man Verständnis für die Entscheidung der Kulturstiftung. „Leider hat sich in mehreren Gesprächen mit den Beteiligten gezeigt, dass es nicht möglich ist, sich auf die Vergabe einer ergebnisoffenen Studie zu verständigen“, kommentiert Kreishaussprecherin Jana Lindemann den Zwist zwischen Kulturstiftung und Familie Baumeister. Deren Vater, Walther Baumeister, hatte 1973 die Vogelsammlung im Museum initiiert und die Exponate als Dauerleihgabe an die Bördestraße übergeben. Der entsprechende Vertrag über die Bewahrung dieses Erbes wurde diese Woche von der Kulturstiftung ebenso gekündigt, wie die Schließung des Museums verkündet.

Der Landkreis warte nun, ob sich die Beteiligten doch noch zusammenraufen. Für die EU-Mittel, die bald verfallen, könnte man eine Fristverlängerung beantragen. Vonseiten der Familie Baumeister wurde, ebenfalls in dieser Woche, ein 18-seitiges Papier mit Vorschlägen für eine Neuausrichtung der Museumsarbeit in Osterholz-Scharmbeck veröffentlicht. Für eine erhöhte Besucherfrequenz will man die Öffnungszeiten verlängern, bisher ist kann das Museum nur an den Wochenenden aufgesucht werden, mehr Mitmachstationen einrichten, ein Museumscafé eröffnet sehen, den Museumsshop vergrößern und die verkehrliche Anbindung verbessern. Dafür müsse aber auch mehr Personal, für die Leitung, die Technik, das Marketing und die Forschung eingestellt werden. Vorgeschlagen wird auch eine Einbindung des Museums in die Fremdenverkehrsarbeit in Osterholz und die Ansiedlung der Touristiker auf der Museumsanlage.

Die Bürgerfraktion der Kreisstadt lädt für kommenden Freitag, 17. Februar, ab 19 Uhr zu einem Stammtisch in die Gaststätte „Amtslinde“ ein. Dort wird ein Vertreter der Familie Baumeister das Konzept vorstellen.

 

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