Samenkörner sind das Objekt der Begierde bei der Saatgutbörse in der Neustadt. Foto: Schlie Samenkörner sind das Objekt der Begierde bei der Saatgutbörse in der Neustadt. Foto: Schlie
Garten

Bremer tauschen klitzekleine Tauschobjekte

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Briefmarken, Sticker, Münzen: Tauschbörsen gibt es viele. Am Samstag sind die Objekte der Begierde in der Neustadt aber noch kleiner. Warum insbesondere Hobbygärtner sich ein Döschen schnappen und vorbeischauen sollten.

 

Wer Tomaten, Gurken oder Zuchhini pflanzen will, bekommt im Baumarkt oder Fachhandel das nötige Saatgut oder die passende Jungpflanze. Trotzdem liegt getauschtes Saatgut bei Hobbygärtnern immer mehr im Trend. Sein Vorteil: Es ist nicht-hybrid. Aber was heißt das eigentlich?

„Es gibt ziemlich viele altherkömmliche Zuchtmethoden“, erklärt Tauschbörsen-Organisatorin Rike Fischer von der Bremer Initiative „Bremen im Wandel“. Gängig ist besonders die Hybridzucht, bei der zwei Inzuchtlinien miteinander gekreuzt werden. Der Ertrag ist dabei bemerkenswert hoch – allerdings nur im ersten Erntejahr.

Hybrides Saatgut hat einen Nachteil

Wer aus den gewachsenen Pflanzen neues Saatgut produzieren will, muss mit einer saftigen Ernteeinbuße im Folgejahr rechnen. Gerade für Landwirte ist es deshalb meist billiger Jahr für Jahr Saatgut neu zu kaufen.

„Fünf große Konzerne produzieren in der EU 95 Prozent des Gemüsesaatguts“, sagt Umweltaktivistin Anja Banzhaf aus Wietzenhausen. Sie hat das Buch „Saatgut – Wer die Saat hat, hat das Sagen“ geschrieben und ist am Samstag auch in der Neustadt zu Gast.

Selbstgezüchtete Samenkörner machen unabhängig

„Großen Konzernen geht es nicht um die lokale Bevölkerung, sondern um den Weltmarkt“, kritisiert sie und wirbt deshalb für nicht-hybrides Saatgut. Weil es in ihren Augen für den unabhängigen Anbau von Obst und Gemüse steht.

Beim Tausch der kleinen Samenkörner geht es ihr aber um mehr als um Idealismus. „Es verbindet die Menschen miteinander“, sagt sie.

Aktuell gerate das Thema auch bei Hobbygärtnern immer mehr in die Wahrnehmung. Dass besonders Bremer mehr über die Möglichkeit, selbst zu züchten, erfahren wollen, überrascht Rike Fischer nicht.

Viele Kleingärtner in Bremen

Rund 50 Hobbygärtner und Interessierte waren schon zur Saatgutbörse im vergangen Jahr gekommen. „Bremen ist durch die großzügige Ausstattung mit Kleingärten prädestiniert für das Thema“, sagt sie.

Die Saatgutbörse in der Neustadt soll eine Gelegenheit sein, sich über das Thema schlau zu machen. Ein kleines Döschen mitzubringen, in dem die Errungenschaften mit nach Hause genommen werden können, kann nicht schaden.

Unter anderem bieten die Initiativem „Ab geht die Lucie“, „Bremen im Wandel“, der Tafelobstgarten des BUND und andere Bremer Urban Gardening Projekte Saatgut zum Tauschen an. Ab 15 hält Anja Banzhaf einen Vortrag über die Bedeutung von eigenem Saatgut und bietet auch einen Workshop zum Thema an.

  • Regionale Saatgut-Tauschbörse, Samstag, 25. Februar, 14 bis 18 Uhr, Kukoon, Buntentorsteinweg 29

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