Polizeieinsatzfahrzeug, Symbolfoto/WR Die Polizei war im vergangenen Jahr gefragt. Die Zahl der Straftaten stieg an. Symbolbild: WR
Straftaten steigen

Kriminalstatistik Bremen: Schwere Gewalt nimmt zu

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Einbrüche, Gewaltverbrechen, Trickbetrüger - das sind laut Kriminalstatistik die größten Problemfelder für die Bremer Polizei. Sorgen macht der hohe Anteil von jungen Ausländern, die straffällig werden - etwa 23 %.

Die Bremer Polizei und das Innenressort haben heute die Kriminalstatistik für 2016 veröffentlicht.Demnach stieg die Gesamtzahl der registrierten Straftaten im Land Bremen von 91.237 leicht an auf 91.904.

Das ist allerdings auch darauf zurück zu führen, dass Bremen mehr Einwohner hat: Die Straftaten pro 100.000 Einwohner sanken im gleichen Zeitraum leicht von 13.784 auf 13.687.

Der Anstieg der Straftaten ist überwiegend in den Bereichen Ladendiebstahl, Autoaufbruch sowie Körperverletzungen festzustellen. Besonders der Bereich der Körperverletzung mache ihm Sorgen, so Polizeipräsident Lutz Müller. Diese Art Delikte werfe ein Schlaglicht auf den Zustand der Gesellschaft.

Gewaltdelikte durch Jugendliche, Großfamilien, Betrunkene

Besonders die Zahl der schweren Körperverletzung ist bedenkenswert: Sie stieg von 1.595 Fällen im Jahr 2015 auf 1.775 im Jahr 2016.

Innensenator Ulrich Mäurer verwies darauf, dass gewalttätige Auseinandersetzung besonders ein Problem unter Jugendlichen sei: „In meiner Altersgruppe kommt das seltener vor“, so der 65-Jährige. 

Müller dagegen betonte, dass auch andere gesellschaftliche Gruppen in Gewaltverbrechen verwickelt seien. Zum einen neigten auch Großfamilien dazu. Außerdem sei auch die alkoholbedingte Gewalt auf der Discomeile und im Viertel angestiegen. 

Junge straffällige Flüchtlinge werden abgeschoben

Sehr deutlich hatte die Polizei im Vorfeld der Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass eine große Zahl von Straftaten in Bremen auf das Konto ausländischer Jugendlicher gehe. Nur ein Teil davon ist auf minderjährige Flüchtlinge zurückzuführen. 

Unter den 1500 unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA), die 2016 nach Bremen gekommen sei, sei eine kleine Handvoll von Intensivtätern gewesen, die überproportional viele Straftaten begangen hätten. 20 bis 25 davon sind derzeit in Haft. „Wir hatten immer das Problem, dass wir nach EU-Richtlinien Minderjährige nicht abschieben konnten“, so Mäurer.

Die Mehrzahl dieser Täter ist inzwischen volljährig geworden – nach Verbüßung ihrer Haft sollen viele beispielsweise nach Marokko abgeschoben werden. Das sei Konsens in der rot-grünen Koalition.  

Fast ein Viertel der jungen Ausländer Gesetzesübertreter

Während der Großteil der anderen jungen Flüchtlinge in Bezug auf Kriminalität völlig unauffällig bleibt, gibt es laut Statistik eine andere Gruppe, die verstärkt Probleme verursache:

Etwa 23,1 Prozent der nichtdeutschen Jugendlichen und Heranwachsenden unter 21 Jahren sollen demnach mindestens einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein. Ein großer Teil davon lebe schon länger in Deutschland. Unter den Deutschen dieser Altersgruppe sind der Polizei knapp zehn Prozent als Straftäter aufgefallen.  

Mehr Polizeiarbeit könne nicht die alleinige Antwort auf dieses Problem sein. „Das ist nicht so auf die Schnelle zu lösen, da müssen wir uns mehr Gedanken machen.“ Geringe Bildung, schlechte Integration, ein unsicherer Aufenthaltsstatus oder Trennung von Eltern und Familie nach traumatischen Fluchterfahrungen seien Faktoren, die Straffälligkeit begünstigten. 

Wohnungseinbrüche zurückgegangen

Zurückgegangen sei die Zahl der Wohnungseinbrüche. Das zweite Mal in Folge sanken die Zahlen von 3.057 (im Jahr 2014) und 2.776 im Jahr 2015 auf 2.600 im vergangenen Jahr. In 43,1 der Fälle scheiterten die Einbrecher an gut gesicherten Türen und Fenstern oder an aufmerksamen Nachbarn.

Trotz des Rückgangs will Mäurer in den Einbruchszahlen keinen Erfolg sehen: „Diese Zahlen sind noch grottenschlecht, da mach ich auch keinen Hehl draus.“ Nichtsdestotrotz zeige es sich, so Polizeipräsident Müller, dass sich der stärkere und aufwendige Einsatz von Polizisten in diesem Bereich lohne. 

Dabei zeige sich, dass offenbar statt des Gelegenheitstäters mehr professionelle, reisende Täter als früher unterwegs seien, die sehr arbeitsteilig ans Werk gehen und wenig Spuren hinterlassen. 

Anzeigen wegen sexueller Übergriffe gestiegen

Angestiegen ist dagegen die Zahl der angezeigten sexuellen Nötigungen und Vergewaltigungen: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Anzeigen von 81 auf 118  Fälle. Das heißt nicht zwangsläufig, dass es tatsächlich mehr Übergriffe gab: „Wir führen das auch auf ein verändertes Anzeigeverhalten zurück“, so Müller.

Die Polizei habe 2016 vor Großveranstaltungen Mädchen und Frauen gezielt aufgefordert, jegliche sexuelle Übergriffe sofort zu melden. „Das wurde offenbar angenommen. Wir haben den Eindruck, dass sich Frauen häufiger und schneller wehren als früher und Anzeige erstatten“, so Müller.

Ältere Menschen im Visier von Betrügern

Für einen anderen Bereich hat die Polizei eine eigene Abkürzung eingeführt. SÄM steht bei den Beamten für „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“. So versuchen Betrüger, sich die Hilflosigkeit einiger Senioren zunutze zu machen. 

 Hochprofessionelle Trickdieb-Banden suchen ihre Opfer gezielt unter Älteren. „Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein oder mehrere Fälle angezeigt werden“, so Müller. So wandten sich im vergangenen Jahr 828 ältere Frauen und Männer oder deren Angehörige in dem Zusammenhang an die Polizei. 

Positiv sei, dass die Täter oft scheiterten, weil die Senioren oder ihre Mitmenschen rechtzeitig misstrauisch wurden. „Das Umfeld älterer Menschen ist hier genau so gefragt, wie die Polizei“, so Müller.

Aufklärungsquote leicht gestiegen

Die Aufklärungsquote für das Land Bremen stieg leicht an von 47,7 Prozent auf 48,4 Prozent. Der Innensenator wollte diesen Anstieg aber nicht als großen Erfolg werten: „Ich habe eh ein Problem mit der Aufklärungsquote – das ist, als ob man Äpfel mit Birnen vergleicht.“ Schließlich, so Mäurer weiter, würde hier die Aufklärungsrate von Morden (100 Prozent) mit der von Drogendelikten in einen Topf geworfen. 

Mäurers Fazit nach der Pressekonferenz: „Die Polizei hat noch einiges zu tun in den beiden Städten Bremen und Bremerhaven. Dazu brauchen wir mehr Polizei, aber daran arbeiten wir.“

 

 

Zahlen im Überblick: 

Die Fallzahlen in der Stadt Bremen stiegen von 76.978 (2015) auf 78.465 Straftaten an.

Die Zahl der Tötungsdelikte stieg von drei auf neun – allerdings wurden nur drei davon im Jahr 2016 verübt. Die übrigen Fälle bezeichnen Morde oder Totschlagsdelikte, die erst 2016 aufgeklärt wurden. 

Die Zahl der Anzeigen wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung stieg von 81 auf 118.

Die Zahl der Raubdelikte sank leicht von 992 auf 966 Fälle.

Dagegen stieg die Zahl der einfachen Körperverletzung leicht, von 4.217 auf 4.248 Fälle.

Die Zahl der schweren Körperverletzung nahm ebenfalls zu: Von 1.595 auf 1.775.

Den stärksten Anstieg gab es bei den Diebstahlsdelikten: Von 36.353 auf 38.299. Einen großen Teil machen Diebstähle aus Kfz und Ladendiebstahl aus. 

Taschendiebstahl hat dabei abgenommen: Die Zahl der Fälle ist von 2.938 auf 2.733 zurück gegangen. 

Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank von 3.057 im Jahr 2014, auf 2.776 im Jahr 2015 und 2.600 im Jahr 2016.

 

 

 

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