Der BUND will Bremer bewegen, mehr hochstämmige Obstbäume alter Sorten zu pflanzen. Foto: WR
Naturschutz

Warum Bremer Gärten oft zu exotisch sind

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Bunt, pflegeleicht und schön anzusehen: Exoten sind auch bei vielen Bremer Hobby-Gärtnern beliebt. Bremer Naturschützer aber warnen: Heimischen Tieren fehlen deshalb oft geeignete Nahrungsquellen.

Sönke Hofmann vom Naturschutzbund NABU vergleicht die Natur gern mit einem Jenga-Turm. „Wenn ich immer wieder einen Klotz herausziehe, bricht das System irgendwann zusammen“, sagt er.

Und weil heimische Pflanzen aus den Gärten verschwinden wie die Holzklötze aus dem Spiel, fänden Insekten und Kleintiere auch in Bremer Gärten immer weniger geeigneten Lebensraum.

Heimischen Tiere mögen es nicht exotisch

Denn: Die Exoten schmecken ihnen nicht. „Es dauert 500 bis 1.000 Jahre, bis sie die ersten Insekten anlocken“, sagt Hofmann. Schmetterlinge auf dem ebenfalls exotischen, weil aus China stammenden Schmetterlingsflieder lässt er nicht gelten. „Sie lassen sich zwar vom Nektar anlocken, aber die Blätter werden zum Beispiel von Raupen nicht gefressen. Und ohne Raupen gibt es auch keine Schmetterlinge.“

Weil heimische Sträucher aber in vielen Baumärkten und Gartencentern kaum noch zu bekommen seien, hatte der NABU kürzlich zur Wildstrauch-Sammelbestellung aufgerufen. Das Ergebnis: 178 Menschen haben über 2.500 Pflanzen geordert. „Die Resonanz war phänomenal“, freut sich Hofmann

NABU bietet kostenlose Obstbäume

Gleichzeitig wirbt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) für heimische Hölzer und verschenkt zurzeit sogar 100 hochstämmige Obstbäume mit klangvollen Namen wie Geheimrat Dr. Oldenburg oder Dönissens gelbe Knorpelkirsche.

„Kleingärtner pflanzen lieber kleine Obstbäume“, weiß Heike Schumacher vom BUND. Sie sind pflegeleichter und tragen oft schon im Folgejahr die ersten Früchte. „Das Flair der Bremer Kleingärten mit ihren großen Obstbäumen könnte aber so verloren gehen“, warnt sie.

Die heute prägenden Bäume seien oft 80 bis 100 Jahre alt. „Sie fangen jetzt an, abzusterben“, sagt Schumacher und appelliert deshalb dafür, jetzt Bäume mit einer Stammhöhe von langfristig 1,80 Meter zu pflanzen – auch wenn es bis zu zehn Jahre dauern kann, bevor die ersten Äpfel oder Kirschen am Baum hängen.

Vögel nisten lieber in hohen Bäumen

Dafür bieten diese Exemplare einen Lebensraum für Vögel. „In kleinen Bäumen würden sie kein Nest bauen“, sagt Schumacher. Unter anderem die leichte Erreichbarkeit für Katzen mache zu kleine Bäume zu schlechten Nistplätzen.

Damit in Gärten und auf Bremer Bauernhöfen wieder große Obstbäume gepflanzt werden, verschenkt der BUND sogar 100 Exemplare. Voraussetzung ist: Es müssen mindestens fünf Bäume bestellt werden.

Jeder Baum ein Biotop

„Dafür können sich Interessenten aber auch zusammen tun“, sagt Schumacher. Dann liefert der BUND die Bestellung sogar. „Es ist wichtig, dass die alten Obstsorten nicht verlorengehen“, meint sie.

„Jeder Obstbaum ist ein eigenes Biotop und bietet vielen Tieren einen Lebensraum.“ Wer Interesse an einer Bestellung hat, kann sich telefonisch unter der Nummer 790 02 20 an Heike Schumacher werden.

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