Das Schild in der Ladentür ist irreführend. Hier wird nicht renoviert, Roeckl macht die Bremer Filiale dicht.Foto: Barth Das Schild in der Ladentür ist irreführend. Hier wird nicht renoviert, Roeckl macht die Bremer Filiale dicht.Foto: Barth
Geschäftsaufgabe

Trauriges Ende einer Tradition

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„Wegen Renovierung geschlossen“ steht an dem Lädchen im Katharinenklosterhof. Das ist falsch, Roeckl macht dicht. Wie in dem Zusammenhang mit den Angestellten verfahren wurde, löst allgemein Entsetzen aus.

„Wir alle wurden am vorvergangenen Freitag darüber informiert, dass es am Dienstag drauf eine Betriebsversammlung geben würde“, berichtet eine langjährige Roeckl-Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht öffentlich machen möchte. Auf der Sitzung wurde dann nicht lange gefackelt.

„Es gab die Kündigungen und die Ansage, alle persönlichen Sachen mitzunehmen. Kurz darauf wurde sämtliche Ware per Lkw abtransportiert“, so die Dame weiter. Ihrer Kenntnis zufolge hatte die Unternehmens-Leitung tags zuvor Insolvenz des in München ansässigen Konzerns angemeldet.

Seit 1920 in Bremen

Die Bremer Filiale der Handschuhmanufaktur hatte vor dem traurigen Ende eine lange Tradition. Es gab sie seit 1920, zuerst in der Sögestraße wo das Roeckl-Haus (gegenüber Karstadt) daran erinnert, später dann im Katharinenklosterhof. Und bei den dortigen Geschäftsleuten herrscht nun allgemeines Entsetzen. „Wie mit den Mitarbeiterinnen, darunter eine Auszubildende, verfahren wurde, ist eine Unverschämtheit“, schimpft eine Nachbarin und spricht damit vielen vor Ort aus dem Herzen.

Auch in der Arbeitnehmerkammer ist man empört. „Von heute auf morgen Menschen auf die Straße zu setzen geht eigentlich nicht so einfach. Wir können den Damen nur raten, schnellstmöglich mit ihren Arbeitsverträgen und den Kündigungen bei uns vorstellig zu werden. Man muss sich natürlich jeden Fall einzeln anschauen“, so eine Rechtsberaterin der Einrichtung. Außerdem müssen sich die Betroffenen ihren Angaben zufolge beim Arbeitsamt melden, um Insolvenz-Geld zu bekommen.

Unternehmen hat Insolvenz beantragt

„Die Löhne und Gehälter sind gesichert“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der Roeckl-Unternehmensleitung. Man wolle sich jedoch künftig auf die deutschen Großstädte und das internationale Geschäft konzentrieren und habe deshalb bundesweit 45 Mitarbeitern gekündigt und sieben Filialen geschlossen.

„Im Rahmen dieser Strategie haben wir am 21. März 2017 die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt“, erläutert Sabrina Schlisch-Hoffmann (Leitung Kommunikation & PR).
Dass man die Mitarbeiter ohne Vorwarnung auf die Straße gesetzt habe, wollte kein Verantwortlicher kommentieren. Genauso wenig, warum Kunden durch das Schild mit den Renovierungsmaßnahmen in die Irre geführt werden.

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