Der Waschbär breitet sich auch in Bremen aus. Foto: DJV/Rolfes Der Waschbär stellt in der hiesigen Natur eine Bedrohung für viele seltene Arten dar. Foto: DJV/Rolfes
Invasive Arten

Waschbären: Possierliche Räuber auf dem Vormarsch

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Einst aus Nordamerika eingeschleppt, breitet sich der Waschbär inzwischen auch auf Bremer Gebiet immer weiter aus. Auch hier wird er mittlerweile bejagt, da er die Artenvielfalt massiv gefährdet.

Pelzig, putzig, aber auch ein Plagegeist: der Waschbär. Erst kürzlich hat ihn die EU-Kommission in eine Liste mit 37 fremden, invasiven Arten aufgenommen, die europaweit zurückgedrängt werden sollen – mit allen verfügbaren Mitteln.

Denn: Der Kleinbär beeinflusst erheblich die heimische Artenvielfalt. Im Jahr 1920 gelangten die ersten Waschbären zum Zweck der Pelztierzucht nach Deutschland, wurden teils auch aktiv in der Natur angesiedelt oder sind aus Farmen ausgebrochen. Von Nordhessen und Brandenburg aus bahnen sich die Tiere allmählich auch den Weg zu uns.

Bären sind in Bremen angkommen

Wie viele Waschbären sich bereits in und um die Hansestadt angesiedelt haben, lässt sich noch nicht sagen. Dass sie es getan haben, ist dagegen sicher. „Die Tiere sind nachtaktiv und man bekommt sie so gut wie nie zu Gesicht“, sagt Bremens Stadtjägermeister Harro Tempelmann.

Eine geplünderte Mülltonne muss also nicht zwangsläufig auf das Konto der oft beschuldigten Krähen gehen.

Druck auf andere Arten erhöht

Die Bären, die den Jägern im Rahmen eines Fangjagdprojekts zum Wiesenvogelschutz im Blockland in die Fallen gehen, geben Anlass zur Sorge, wie Marcus Henke, Vizepräsident der Landesjägerschaft Bremen, erklärt.

Seit einem halben Jahr beobachten Jäger und Umweltschützer, dass die Tiere mehr werden. Als so genannte Neozoen erhöhen die Waschbären, so wie auch der Marderhund, den Druck auf geschützte Arten, aber auch auf heimische Raubtiere wie den Fuchs.

Anpassungsfähig und intelligent

„Waschbären sind hervorragend in der Lage, sich anzupassen. Sie haben eine eigene ökologische Nische besetzt und sind Nahrungsgeneralisten“, so Henke weiter. Die Tiere seien sehr intelligent und in der Lage, dreidimensional zu denken.

Sie erklimmen ohne Probleme hohe Bäume und sogar Hauswände und räubern in Nisthölen. „Kein einheimisches Raubtier ist in der Lage, die Gelege von Höhlenbrütern und sogar Greifvogelhorste zu plündern“, so Henke weiter.

Auch Amphibien stehen auf dem Speiseplan

Derzeit haben es die putzigen Bärchen vor allem auf Amphibien abgesehen: Sie leeren die Eimer entlang aufgestellter Krötenschutzzäune. Ihrer Beute ziehen sie die mit einem giftigen Sekret bedeckte Haut ab und lassen es sich dann schmecken.

„Wenn der Waschbär sich hier etabliert, werden einige bestehende Arten gänzlich verschwinden“, befürchtet Henke. Das gelte es zu verhindern. Auch Wohngebiete seien kein Hindernis für die anpassungsfähigen Bären.

Spuren gut zu erkennen

Für Haustiere kann der listige Waschbär gefährlich werden, Menschen sollten sich aber vor allem wegen der durch ihn übertragbaren Parasiten wie Spulwürmern von ihm fern halten. Auch Laien können die Spuren eines Waschbären erkennen: Die „Trittsiegel“ unterscheiden sich gut zu denen heimischer Raub- und Haustiere.

Findet man wiederholt Spuren, auch Kratzer an Gebäuden, Dachrinnen oder Bäumen und verdichten sich die Hinweise auf einen Waschbären auf dem Grundstück, sollte man sich an die Landesjägerschaft Bremen (lj-bremen.de) wenden.

 

von Rike Füller und Heiko Bosse

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