Die Schauspielerinnen und Schauspieler vom Improtheater Bremen sorgten beim Frauenempfang für eine volle Markthalle und beste Stimmung.Foto: Konczak Die Schauspielerinnen und Schauspieler vom Improtheater Bremen sorgten beim Frauenempfang für eine volle Markthalle und beste Stimmung.Foto: Konczak
Frauentag

Borrmann: „Gleiche Bezahlung für Frauen“

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Das diesjährige Motto des Frauenempfangs „Mein Stück vom Kuchen. Sind wir arm? Sind wir reich?“ lockte am Sonnabend zahlreiche Besucherinnen in die Markthalle. Dort sorgt das Improtheater Bremen für gute Stimmung.

Mit der provokanten These „Reicht nicht mal für‘n Apfel und ein Ei“, eröffnete die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Delmenhorst, Petra Borrmann, ihren Kurzvortrag. Sie bedauerte, dass es auch 2017 immer noch keine Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann gebe und dass Frauen durchschnittlich ein um 21 Prozent geringeres Gehalt als Männer bekommen würden. „Sie müssten demnach 77 Tage länger im Jahr arbeiten, um deren Einkommen zu erreichen“, so Borrmann.

Als Gründe für das finanzielle Ungleichgewicht verwies sie auf die Tatsache, dass überwiegend Frauen in Minijobs oder Teilzeit beschäftigt seien, auch weil viele von ihnen neben dem Beruf noch vielfach unbezahlte Tätigkeiten ausübten, wie die Erziehung der Kinder, den Haushalt und die Pflege von Angehörigen.

77 Tage länger arbeiten

Beim Empfang begrüßte Borrmann neben Vertreterinnen aus dem Stadtrat und von den Gewerkschaften Verdi, DGB sowie von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen und der Frauenunion, auch die Bundestagsabgeordneten Susanne Mittag (SPD) und Astrid Grotelüschen (CDU). Der Serviceclub Soroptimist Delmenhorst war mit einem Stand vertreten, Unicef stellte Plakate aus.

Die Gleichstellungsbeauftragte nutze den Empfang, um nochmals auf den Veranstaltungsreigen des „Aktionsbündnisses im Austausch“ (AkimA) hinzuweisen, der bis in den Juni reicht und Vorträge, Filme, einen Schreibwettbewerb und eine Kaffeetafel auf dem Rathausplatz umfasst. 

Petra Borrmann ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Delmenhorst. Foto: Konczak

Petra Borrmann ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Delmenhorst. Foto: Konczak

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März sprachen wir mit Petra Borrmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Delmenhorst, über die Gleichstellung von Frauen und Männern.

Delme Report: Die jüngste OECD-Studie belegt, dass die Zahl berufstätiger Frauen in Deutschland ansteigt. Ist mittlerweile eine wirkliche Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in unserer Gesellschaft erreicht?

Petra Borrmann: Durch den Ausbau der Kinderbetreuung und das Elterngeld sind bessere Voraussetzungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen entstanden. Allerdings macht die Studie auch deutlich, dass Frauen immer noch, im Vergleich zu arbeitenden Männern, für ihre Berufstätigkeit viele Stolpersteine überwinden und Nachteile in Kauf nehmen müssen.

Worauf wollen Sie hinaus?

In den vergangenen Jahren ist die Quote der Frauen, die ausschließlich in einem geringfügig entlohnten Minijob arbeiten, besorgniserregend gestiegen. Zwei Drittel dieser 4,8 Millionen Minijobber sind Frauen. Minijobs sind vor allem deswegen eine Frauendomäne, weil sie meist in Branchen vorkommen, die als frauentypisch gelten. Und selbst gut ausgebildete Akademikerinnen lassen sich häufig auf Kompromisse im Berufsleben ein und sind dann sogar bereit, in Jobs zu arbeiten, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen, wenn sie damit Beruf und Familie vereinbaren können. Volkswirtschaftlich ist dies eine traurige Bilanz, die sich angesichts des aktuellen Fachkräftemangels dringend verändern muss.

Apropos Entlohnung: Wie verhält es sich bei den Vollzeitstellen mit dem Gehalt von Frauen und Männern?

Es herrscht immer noch eine Ungleichheit in der Entlohnung von Männern und Frauen vor. Aktuell liegt der Unterschied laut Statistischem Bundesamt bei 21 Prozent. Spätestens im Alter wirken sich dann diese Unterschiede im Erwerbsleben für Männern und Frauen aus.

Es droht eine Altersarmut?

Wenn Frauen in unterbezahlten Berufen gearbeitet haben, wegen der Kinder in Teilzeit waren, ihren Beruf wegen der Kinder oder der Pflege eines Angehörigen länger unterbrochen haben, dann wird es für sie dadurch viel seltener als für Männer möglich, eine betriebliche und private Altersvorsorge zur eigenen Existenzsicherung im Alter aufzubauen.

Was sind Ihre Forderungen?

Ich unterstütze die Forderungen der Niedersächsischen Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten: Eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt ist sicher zu stellen, Minijobs sollen als Haupterwerbstätigkeit abgeschafft werden, eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern ist endlich umzusetzen. Außerdem muss das Ehegattensplitting aufgehoben werden. Des Weiteren müssen solche Berufe, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, durch eine bessere Bezahlung aufgewertet werden.

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