Die Überführung der Dampfspritze lockte zahlreiche Schaulustige an. Bildvorlage: Stadtarchiv Delmenhorst Die Überführung der Dampfspritze lockte zahlreiche Schaulustige an. Bildvorlage: Stadtarchiv Delmenhorst
Zeitreise

Neue Technik für die Delmenhorster Brandbekämpfer

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Im Jahr 1904 erhielten die Delmenhorster Brandbekämpfer ein leistungsstarkes Mittel für den Kampf gegen den „Roten Hahn“. Die Zeitreise setzt Werner Garbas mitten auf der Transportstecke ab

Ich finde mich am 27. Dezember 1904 in der Louisenstraße/Ecke Koppelstraße gegenüber vom Postplatz wieder. Viele Schaulustige, unter ihnen zahlreiche Schulkinder, säumen am frühen Nachmittag den Straßenrand und beobachten den Umzug der Freiwilligen Feuerwehr, für die es ein bedeutsames Datum und Ereignis ist.

Sie überführt ihre neue Dampfspritze, die von vier Pferden gezogen wird, vom Bahnhof zum Feuerwehrhaus. Wie mir einer der Wehrmänner voller Begeisterung erzählt, ist das eine tolle technische Errungenschaft. Es sei kaum noch möglich gewesen, erklärt er mir, eine ausreichende Anzahl von Pumpern zur Bedienung einer weiteren Handdruckspritze zu mobilisieren.

Dampfspritze schafft 800 Liter in der Minute

Die von einer Firma in Hannover gebaute Dampfspritze könne nun in einer Minute eine Wassermenge von 800 Litern fördern, und das sei gewaltig. Man benötige nun zwar technisches Geschick, um eine sachgemäße Bedienung der Spritze zu gewährleisten, aber das sei kein Problem. Und stolz sei man besonders darauf, dass dies die erste Dampfspritze im Oldenburger Land sei.

Sie hatte die beträchtliche Summe von 6.580 Mark gekostet, aber dies sei gut angelegtes Geld. Aufgebracht hätten die Summe Spenden der großen Delmenhorster Industriebetriebe. Der euphorische Wehrmann verabschiedet sich von mir mit einem zackigen Gruß und schließt zu dem schon weitergezogenen Umzug auf.

Die erste Dampfspritze im Oldenburger Land

Zurück in der Gegenwart versuche ich, ein paar Informationen zu der Dampfspritze zu erhalten. Ihre Bewährungsprobe bestand die Spritze im Juni 1905 bei einem Großbrand im Möbelhaus Nikolaus an der Langen Straße, „wo sie kolossale Wassermengen herbeischaffte, sodass das Feuer bald eingedämmt werden konnte.“

Spektakulär und wirkungsvoll war auch ihr Einsatz bei einem gewaltigen Schadensfeuer im Braker Hafen am Silvestertag 1908. Am meisten aber interessiert mich, ob das historische Feuerlöschgerät noch heute existiert. Und da hat Jörn Gätjen, Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr Delmenhorst-Stadt, eine gute Nachricht für mich.

Es wurde nicht verschrottet und hat liebevoll restauriert einen Ehrenplatz in der Fahrzeughalle der Wehr bekommen. Bis 1933 war die Spritze stetig im Einsatz, erklärt mir der engagierte Gätjen, und 1956 sei sie dann endgültig außer Dienst gestellt worden. Es wäre meines Erachtens wünschenswert, dass die Museen der Stadt Delmenhorst in ihrem Ausstellungskonzept auch die Entwicklung des Feuerlöschwesens breiter thematisieren würden, entweder auf Dauer oder im Rahmen einer Sonderausstellung.

Jörn Gätjen posiert neben der historischen Dampfspritze in der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Delmenhorst-Stadt. Foto: Garbas

Jörn Gätjen posiert neben der historischen Dampfspritze in der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Delmenhorst-Stadt. Foto: Garbas

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