Körpersprache-Experte Stefan Verra tritt am 9. Mai, ab 19,30 Uhr, im Fritz auf. Foto: pv Körpersprache-Experte Stefan Verra tritt am 9. Mai, ab 19,30 Uhr, im Fritz auf. Foto: pv
Interview

Stefan Verra: Trump ist gut in Körpersprache

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Wie wir nach außen wirken, warum sich Frauen und Männer gar nicht so sehr unterscheiden und was Trump und Obama gemeinsam haben, erklärt Körpersprache-Experte Stefan Verra im Interview. Am 9. Mai ist er im Fritz zu Gast.

Weser Report: Herr Verra, sind Sie Wissenschaftler oder Comedian?

Stefan Verra: Letzteres kann ich definitiv ausschließen. Ich fühle mich der Wissenschaft verpflichtet. Und die Leute kommen ja auch zu mir, um ein bisschen was dazuzulernen. Mir hat mal einer gesagt: Am Ende geht man raus und weiß gar nicht, ob man jetzt mehr gelernt oder gelacht hat. Das war ein schönes Kompliment.

Erzählen Sie etwas über Ihre Show…

Als erstes räumen wir mit paar Klischees auf. Zum Beispiel, wo Frauen bei Männern als Erstes hinschauen, und andersherum natürlich auch. Das wird viele total überraschen. Die Leute werden so viele Dinge über Körperhaltung erfahren, dass es ihnen wie Schuppen von den Augen fällt.

Haben Sie ein paar Beispiele?

Nehmen wir das berühmte Merkeldreieck. Das haben ja einige als „Dreieck der Macht“ bezeichnet – so ein Quatsch. Man muss sehen: Sie hält die Hände immer vor dem Bauch. Das wirkt dynamischer, als wenn sie nur an der Seite herabbaumeln. Und die Fingerspitzen berühren sich leicht. Das schafft man nur, wenn man entspannt ist.

Nach außen zeigt das Gelassenheit, Souveränität, Kontinuität. Allerdings ist diese Haltung inzwischen nicht mehr dynamisch genug. Und das wird ihr politisch das Genick brechen. Schulz beispielsweise hat eine aggressivere Körpersprache. Damit wirkt er tatkräftig.

Ist es grundsätzlich also vorteilhafter, zu gestikulieren?

Das ist eine typisch deutsche Frage (lacht). Kinder tun das noch, aber spätestens in der Schule wird ihnen das abgewöhnt. Schade. Mein Tipp: Man sollte seine Sprache mit einer passenden Geste unterstreichen. Das muss nicht viel sein, es reicht auch schon eine gezielte Drehung der Hände. Und man sollte diese Bewegung länger stehen lassen.

Barack Obama hat seine Hand immer sehr lange stehen lassen. Trump macht das auch. Zu ihm muss man ja sagen: Körpersprachlich ist nicht alles schlecht, was er macht. Denn mit Verlaub: er hat ja nicht mit Inhalten gewonnen, er hat einfach die Körpersprache der frustrierten amerikanischen Wähler gespiegelt.

Können Sie erkennen, ob jemand lügt?

Nein, das ist kaum möglich. Die wissenschaftlich beweisbare Quote, eine Lüge zu entdecken, liegt bei 50 Prozent – da kann man auch raten.

Wie wirke ich positiv auf meine Mitmenschen?

Ich sage immer „Achtet auf eure Augebrauen“. Es macht einen ganz anderen Eindruck, wenn man mit nach oben gezogenen Brauen und Mundwinkeln auf jemanden zugeht und sagt „Du auch hier?!“, als wenn man genau das mit unbewegten, hängenden Brauen sagt. Das wirkt viel weniger einladend. Probieren Sie das mal aus.

Wenn ich das sagen darf: Sie sehen für Ihre 43 Jahre sehr jung aus. Hat Ihnen eine bewusst eingesetzte Körpersprache auch früher schon geholfen, anders wahrgenommen zu werden?

Ich bin auch nur 1,60 Meter groß. Aber das ist Küchenpsychologie, was Sie da gerade betreiben. Im Grunde hat sich das alles einfach so ergeben.

Wie wird man denn Körpersprache-Experte?

Der „Experte“ wurde mir von außen zugestanden. Mein Papa war Bildhauer und wir waren beim Entstehen einer Skulptur oft dabei. Da war jeder Milimeter beim Gestalten, beispielsweise der Handhaltung, wichtig. Insofern war Körpersprache immer ein wichtiges Thema für mich. Aber ich halte mich an die wissenschaftlich belegbaren Teile dieses Gebietes. Zuviel Herumdeutelei an einzelnen Gesten und alles, was sich nicht beweisen lässt, liegen mir nicht. Es geht also um Fakten, Fakten, Fakten.

Ihre neuen Show heißt „Ertappt! Körpersprache: Echt männlich. Richtig weiblich“. Warum gerade das Thema?

Es gibt da diesen deutschen Comedian, der immer sagt „Frauen sind so und Männer so“. Das wollte ich mal untersuchen. Tatsächlich ist es so, dass wir uns nur ganz wenig unterscheiden. Zu wenig. Das ist oft das Problem. Etwa ab der Pubertät stecken wir viel Energie da rein, typisch männlich oder weiblich zu wirken. Nehmen Sie Conchita Wurst. Die Sängerin mit dem Vollbart. Trotz Bart nehmen wir sie als Frau wahr, weil sie sich so verhält.

Das ist darauf zurückzuführen, dass wir als Neandertaler, als wir alle noch überall behaart waren, schnell erkennen mussten, wer oder was uns gegenüber steht und ob der- oder diejenige gefährlich ist. Körperhaltung und -größe waren die ersten Indizien, jemanden schnell einzuschätzen. Und das hat unser Verhalten bis heute geprägt.

Körpersprache-Experte Stefan Verra tritt am 9. Mai, ab 19,30 Uhr, im Fritz auf. Tickets gibt es bei eventim.

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