Mit einer zusätzlichen Strafkammer will das Landgericht weitere ungewollte Haftentlassungen vermeiden. Foto: WR Vor dem Landgericht hat am Montag der Prozess gegen den mutmaßlichen Rhododendronpark-Messerstecher begonnen. Foto: WR
Vor dem Landgericht

Prozess gegen Bremer Messerstecher eröffnet

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Am Montag ist der Prozess gegen einen 29-Jährigen eröffnet worden. Er soll im vergangenen Oktober mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Die Öffentlichkeit wurde für Teile der Verhandlung ausgeschlossen.

Mit verschränkten Armen hört der 29-Jährige der Staatsanwältin bei der Anklageverlesung zu. Immer wieder ändert er seine Sitzposition, legt die Arme mal auf seinem Bauch ab, mal auf dem Tisch vor ihm. Zwischendurch wandert sein Blick durch den Gerichtssaal 231, fast so, als reiche seine Konzentration nicht aus, um den Vorhaltungen bis zum Ende zu folgen.

Tatsächlich hat die Staatsanwaltschaft einen langen Vortrag zu halten, denn der Angeklagte hat am 25. Oktober des vergangenen Jahres insgesamt acht Menschen angegriffen.

Mehrere Menschen mit Messer angegriffen

Los ging es gegen 16.15 Uhr. Mit einem Garniermesser, das er zuvor in einem Geschäft gestohlen hatte, hat er laut Staatsanwaltschaft die erste Frau im Rhododendronpark angegriffen. Mit einem Ausruf habe er sie zunächst erschreckt, dann als „Hure“ beschimpft und sie schließlich mit dem Messer im Gesicht verletzt. Die 12 Zentimeter lange Schnittwunde zwischen Ohr und Mundwinkel musste genäht werden.

Einige Minuten später traf er auf sein zweites Opfer. Auf ihn soll er zugesprungen sein und ihm dabei mit seinem Messer vier bis fünf Mal in Richtung des Oberkörpers und des Gesichts gestochen habe. Weil der Geschädigte schützend seinen Arm vors Gesicht hielt, erlitt nur einen Einschnitt am Jackenärmel und mehrere Schnittwunden an der Hand.

Frau am Arm schwer verletzt

Der Täter flüchtete und traf dabei wohl auf sein nächstes Opfer. Der überraschten Frau soll er auf deren linke Schulter geschlagen haben, um dann seinen Weg fortzusetzen.

Dann, davon geht die Staatsanwaltschaft aus, traf er eine Frau, die mit ihren beiden Kindern unterwegs war und stach der Mutter unvermittelt in den linken Unterarm. Die Frau erlitt dabei Verletzungen, die bleibende Schäden haben könnten: Ein Muskel wurde vollständig, ein Nerv teilweise durchtrennt. Zwei operative Eingriffe waren nötig, ob die Frau ihren Arm langfristig wieder normal nutzen kann, steht noch nicht fest.

Anderes Opfer schwebte in Lebensgefahr

Noch schwerer wurde eine Frau verletzt, der der Täter im Bereich des alten Rhododendronparks begegnete. Im Vorbeigehen und mit großer Wucht soll der Angeklagte ihr einen Messerstich in den Rücken versetzt haben. Dabei wurde ihre Lunge angestochen. Die Frau schwebte in Lebensgefahr, hat den Angriff aber überlebt.

Auf dem Heimweg soll der Angeklagte außerdem in Höhe der Bahnunterführung Berckstraße eine ihm entgegenkommende Radfahrerin angegriffen haben. Beim Versuch, ihr gegen den Kopf zu schlagen, ist sie aber nur gestreift worden. 

Tritt gegen Kind im Kinderwagen

Eine weitere Passantin war gerade mit ihren Kindern unterwegs. Der Beschuldigte soll sie am Genick gepackt haben, woraufhin diese ihn anschrie. Laut Staatsanwaltschaft hat der 29-Jährige dann noch dem im Kinderwagen sitzenden Sohn der Frau einen Tritt an dessen rechtes Bein versetzt. Dadurch erlitt dieser eine leichte Rötung am Schienbein.

Bei der Verhandlung vor dem Landgericht wird es hauptsächlich auch um die Frage gehen, ob der Angeklagte überhaupt schuldfähig ist. Er leidet wohl unter einer paranoiden Schizophrenie und ist zurzeit im Klinikum Bremen-Ost untergebracht.

Auf Antrag der Verteidigung wird die Hauptverhandlung jetzt zu weiten Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitergeführt. Alle Aussagen, die Rückschlüsse auf die Krankheit des Angeklagten zulassen, sollen deshalb ohne Besucher gehört werden. Dazu zählt die Aussage des Angeklagten selbst, die Aussage eines Gutachters sowie gegebenenfalls die Vernehmung der Beamten, die den Mann festgenommen haben.

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