Nach dem Gitarrenunterricht zusammen mit „Balu“ im Park entspannen: Seit einem halben Jahr verbringen Nina (links) und ihr „Mogli“ Anika regelmäßig Zeit zusammen. Foto: Schlie
Projekt

Mentorenprogramm „Balu und Du“ sucht Nachwuchs

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Zeit zum Spielen, Entspannen und Zuhören: Anika ist erst neun, die 24-jährige Nina trotzdem eine ihrer besten Freundinnen. Das Projekt „Balu und Du“ sucht Freiwillige, um mehr Kindern so eine Beziehung zu ermöglichen.

Nina und Anika sitzen gemütlich auf einer Picknickdecke am Weserufer, es gibt Kuchen und Orangensaft. „Ich genieße das total“, sagt die Studentin über ihre Treffen mit Anika. Auch die Neunjährige ist begeistert: „Das macht immer so viel Spaß mit Nina“.

Mittlerweile sehen die beiden sich seit einem halben Jahr regelmäßig, immer für zwei bis drei Stunden an einem festen Termin in der Woche. Und dann geht es nicht etwa um Hausaufgaben.

Zeit für gegenseitigen Austausch

Die Schülerin und ihre Patin basteln zusammen, backen oder sind bei schönem Wetter draußen unterwegs. Besonders wichtig ist dabei der gegenseitige Austausch. „Oft kommt Anika zu mir und sagt: ,Ich muss dir so viel erzählen‘“, berichtet die 24-Jährige.

Angefangen hat diese ungewöhnliche Freundschaft über das Programm „Balu und Du“. Seit 2008 läuft das Projekt in Bremen, Träger ist der Soziale Friedensdienst (sfd). Die Idee hinter dem 2002 in Osnabrück gegründetem Mentorenprogramm: Für ein Jahr verbringen junge Freiwillige, die „Balus“, einmal in der Woche Zeit mit einem Grundschulkind, dem „Mogli“.

Eine besondere Freundschaft

„Diese Verbindung ist auf eine Freundschaft angelegt“, sagt Projektleiterin Claudia Fantz. „Den Kindern soll Gehör geschenkt werden. Das scheint das wichtigste Gut zu sein in der heutigen Zeit.“ Denn egal, ob aus beruflichen Gründen, einer Krankheit oder aufgrund anderer Umstände: Manchmal sei es für Eltern einfach schwierig oder nicht möglich, den Kindern Zuhause die Aufmerksamkeit und Zeit zu geben, die sie benötigen.

Die gemeinsamen Treffen zwischen „Mogli“ und seinem Mentor könnten dabei helfen, einfach etwas mehr Ruhe und Entspannung in den Alltag zu bringen. Getreu dem Motto des Bären aus dem Dschungelbuch: „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“.

„Balus“ sind stark nachgefragt

Der Bedarf an „Balus“ ist dementsprechend hoch. Sobald sich ein Bewerber bei der Freiwilligenagentur meldet, gibt es ein Auswahlgespräch. „Wir klopfen die ,Balus‘ richtig ab. Sie sollen bereit sein, zu geben“, so die Projektleiterin.

Anschließend suchen Lehrkräfte der Grundschule, die möglichst dem Wohnort der „Balus“ entspricht, potenzielle „Moglis“ aus und informieren sie und ihre Eltern über das Projekt. Nach einem Schnuppertermin können sich dann beide Seiten für oder gegen das gemeinsame Jahr entscheiden.

Projekt wirkt nachhaltig

Seit 2008 sind dadurch in Bremen bereits über 240 Freundschaften entstanden, mehr als die Hälfte bestehe bis heute, sagt Claudia Fantz.

Die „Moglis“, egal, ob sie aus einer benachteiligten Familie stammen oder nicht, profitieren laut einer in Köln und Bonn durchgeführten Studie unter der Leitung von Professor Armin Falk nachhaltig von verbesserter Konzentrationsfähigkeit und höheren Sozialkompetenzen.

„Schlussendlich wünscht sich jeder einen Balu“

Auch die „Balus“ ziehen aus dem Programm Vorteile: „Mich hat das total verändert. Ich fühle mich selbst wieder wie ein kleines Mädchen und mache mit Anika Dinge, die ich früher auch geliebt habe“, sagt Nina.

Ihr „Mogli“ findet das Programm ebenfalls super: „Es könnte gerne länger als ein Jahr gehen“, sagt Anika. Sie ist sehr stolz, einen „Balu“ zu haben. Ihrer Meinung nach müsste es viel mehr Freiwillige geben, da sie viele Kinder kennt, die auch gerne einen „Balu“ hätten. Und Claudia Fantz merkt an: „Schlussendlich wünscht sich doch jeder einen ,Balu‘“.

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