Sexismus hat auf Plakaten in Bremen nichts zu suchen, findet der Senat. Seine Waffe: Plakate abhängen. Foto: Metro Centric /Flickr Sexismus hat auf Plakaten in Bremen nichts zu suchen, findet der Senat. Seine Waffe: Plakate abhängen. Foto: Metro Centric /Flickr
Pro und Contra

Sexismus in der Werbung – Plakate abhängen?

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Bremens Senat hat entschieden, dass sexistische Plakate bei Beschwerden abgehängt werden. Nicht alle haben dazu die gleiche Meinung. Zwei, die beruflich damit zu tun haben, erklären ihre Argumente - dafür und dagegen.

Nach der Entscheidung des Senats, in Bremen Plakate mit sexistischen Botschaften auch abzuhängen, wenn es Beschwerden gibt, haben wir zwei Menschen, die sich beruflich mit der Frage beschäftigen, gefragt: Ist Sexismus in der Werbung ein Grund, Plakate abzuhängen? 

 

Ulrike Hauffe, Frauenbeauftragte Bremen: Ja!

Ulrike Hauffe ist Bremens Landesfrauenbeauftragte. Hier erklärt sie, warum sie Plakate mit sexistischen Botschaften lieber nicht in Bremens Straßen sieht.

Ulrike Hauffe, Landes-Frauenbeauftragte

Werbung begegnet uns täglich, sie beeinflusst uns, ob wir wollen oder nicht. Wenn dabei mit Vorurteilen und Verhaltensweisen gearbeitet wird, die Frauen oder Männer abwerten, verächtlich darstellen oder auf ihre Sexualität reduzieren, kann das niemand wollen.

Gut, dass der Senat ein Verfahren installiert hat, solche Motive auf öffentlichen Flächen schnell zu entfernen.

Wer auf den Werberat, also die Selbstkontrolle der Werbewirtschaft, wartet, wird alt dabei: Nur ein Bruchteil der dort eingehenden Beschwerden wird anerkannt, schlimmste Sanktion ist die Rüge – that’s it.

So lasch ist die Spruchpraxis, dass jetzt das Bundesfamilienministerium die Protestplattform pinkstinks mit einem Monitoring des Werberats beauftragt hat. Sexismus ist out, das wird auch die Werbewirtschaft begreifen. Wer hier mit Zensur kommt, sollte in die Geschichte oder andere Länder sehen – und merken, wie daneben dieser Konter ist.

Jochen Gutzeit, Fachverband Außenwerbung: Nein!

JOchen Gutzeit ist Sprecher beim Fachverband für Außenwerbung. Bei uns erklärt er, warum er glaubt, dass das Verbot von Sexismus auf Plakaten an der Realität und den Notwendigkeiten vorbeigeht.

Jochen Gutzeit vom FAW

Sexismus ist ein gesellschaftliches Phänomen von enormer Tragweite. Und wie oft in solchen Fällen stürzt sich die Politik öffentlichkeitswirksam auf Symptome und greift als beliebte ultima ratio zu Werbeverboten. Die nichts bringen, weil sie an den Ursachen nichts ändern.

Werbung im öffentlichen Raum ist stets auch Abbild einer offenen Gesellschaft – sie hält den Menschen einen Spiegel vor und zeigt natürlich auch, was mitunter nicht allen gefällt. Etwa Frauen, die ihre Reize öffentlich zur Schau stellen.

Bauchfreie Kleidung, tiefe Dekolletés, kurze Hosen, hohe Stiefel – all dies gibt es jeden Tag draußen, im wahren Leben zu sehen. Ist das Sexismus? Möglich. Kann oder will man es verbieten? Wohl kaum.

Wem dieses Bild im öffentlichen Spiegel nicht gefällt, wer es ändern möchte, der erreicht nichts dadurch, dass er den Spiegel abhängt. Vermeintlichen Sexismus auf Plakaten anzuprangern oder verbieten zu wollen, wird keinen gesellschaftlichen Wandel in Gang setzen.

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