Achim Kaschub ist neuer Schulleiter an der Oberschule Hermannsburg in Bremen - Huchting. Der Sonderpädagoge freut sich schon auf den Neubau - und erklärt im Interview, warum zur Inklusion die leistungsstarken Schüler dazugehören. Foto: pv Schulleiter Achim Kaschub freut sich schon auf den Neubau an der Hermannsburg - und erklärt im Interview, was Oberschulen Gymnasien voraus haben. Foto: pv
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Sonderpädagoge fordert: Starke Schüler mehr fördern

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Achim Kaschub ist neuer Schulleiter an der Oberschule Hermannsburg. Eigentlich ist er Sonderpädagoge - setzt sich aber für mehr Angebote an leistungsstarke Schüler ein. Ist das nicht paradox, Herr Kaschub? Ein Interview.

Weser Report: Herr Kaschub, Sie sind seit vier Wochen Schulleiter der Oberschule an der Hermannsburg – durch den bevorstehenden Bau eine Schule im Umbruch. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Kaschub: Nein, der Neubau war sogar eine Hauptantriebsfeder für mich, um hierher zu wechseln. Es ist toll, dass ich in Einzelheiten noch mitgestalten kann – die neuen Sanitärräume etwa haben wir in den vergangenen Wochen noch einmal umgeplant.

Und unser Lego-Raum soll in Zukunft eine Arena bekommen, in der die selbstprogrammierten Roboter ausprobiert werden können.

Ich bin aber auch froh, dass der Großteil der Planung schon abgeschlossen ist. Das war viel Arbeit für alle, die beteiligt waren – ich heimse das jetzt so ein bisschen ein…

Mal abgesehen vom Neubau – was für Pläne und Ideen bringen Sie noch für die Schule mit?

Wir müssen noch mehr Angebote für stärkere Schüler machen. Von mir als Sonderpädagogen klingt das vielleicht ein wenig paradox. Das ist es aber gar nicht.

Wie meinen Sie das?

Meine Idee ist eine inklusiv denkende Schule, in der Vielfalt als Wert gesehen wird. Dafür brauchen wir aber auch echte Vielfalt – eben auch in Bezug auf die verschiedenen Fähigkeiten.

Standard an Oberschulen sollte eigentlich eine Quote von 30 Prozent Schülern mit Gymnasialempfehlung sein. Wir haben aber etwas weniger als 10 Prozent.  Natürlich sollen die Schwächeren gefördert werden – nur gilt das für die Stärkeren eben auch.

Trotzdem bleibt festzustellen: Auch jetzt schon wechseln nach Klasse zehn über 35% in die Oberstufe.

Was stellen Sie sich konkret vor?

Wir arbeiten bereits mit der Oberstufe der Schule am Leibnizplatz und dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium zusammen – unter anderem werden zwei unserer Referendare auch dort ausgebildet.

Die Kooperation kann man noch verstärken. Ich stelle mir zum Beispiel vor, dass wir die Schwerpunktprofile der Gymnasien – etwa Geografie – auch hier als Förderkurse anbieten. So können wir die Schüler gezielt auf die Oberstufe vorbereiten, aber auch einfach Begeisterung am Fach wecken.

Mehr Kooperation mit Gymnasien ist ja interessant – aber warum sollte ich mein Kind nicht gleich dorthin schicken, wenn es eine Gymnasialempfehlung hat?

Schüler haben an der Oberschule weniger Druck, das ist ein echter Vorteil. Wenn sie zunächst zu uns gehen, können sie ihr Abitur wie früher üblich nach 13 statt nach zwölf Jahren machen.

Das bedeutet weniger Zwang, mehr Zeit – und mehr Spaß am Lernen. Außerdem sind die Klassen kleiner und es gibt mehr pädagogische Betreuung. Meine Kinder besuchen im Übrigen auch eine Oberschule.

Sie waren zuletzt zehn Jahre an der Roland-zu-Bremen-Oberschule. Was sind Unterschiede zwischen den Schulen?

Eigentlich gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen diesen beiden Oberschulen in Huchting. Hier an der Hermannsburg bringen sich allerdings die Eltern aktiver ins Schulleben ein.

Sie kämpfen sehr dafür, dass keine Unterrichtsstunden ausfallen – und tatsächlich hat die Schule von allen Bremer Oberschulen die geringste Quote an ausgefallenen Schulstunden.

Das liegt aber auch an den engagierten Lehrern. Teils mussten sie ohne Schulleitung auskommen und sich sehr stark selbst organisieren. Das merkt man in der Arbeit: Wenn ich einem Lehrer einen Auftrag gebe, hat der den oft schon vorher aus eigenem Antrieb erfüllt.

Heißt das, dass Sie hier eigentlich überflüssig sind?

(Lacht) Nein, das wohl nicht. Wenn jeder etwas für sich macht, gibt es die Gefahr, dass alles Stückwerk bleibt. Ich möchte da vermitteln. Außerdem will ich Zuversicht ausstrahlen. Das ist hier Teil meiner Rolle.

 

Achim Kaschub, Schulleiter an der Oberschule an der Hermannsburg Foto: pv

Schulleiter Achim Kaschub

Zur Person

Achim Kaschub, 46, hat in Köln Sonderpädagogik und Geografie studiert. Die vergangenen zehn Jahre hat er an der Roland-zu-Bremen-Oberschule unterrichtet, wo er seit 2011 als Leiter des sonderpädagogischen Bereichs Teil der Schulleitung war. Seit Anfang März ist er Schuldirektor an der Oberschule an der Hermannsburg.
Kaschub hat einen Sohn und drei Töchter.

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