Mit ein bisschen Unterstützung und Geduld klappen die ersten Meter auf dem Einrad. Foto: Reid Mit ein bisschen Unterstützung und Geduld klappen die ersten Meter auf dem Einrad. Foto: Reid
Vegesack

Flüchtlinge probieren sich in Zirkusprojekt aus

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Einmal im Monat tauschen Flüchtlinge aus vier Vorklassen ihren Stift gegen Jonglierkugeln ein: Beim Zirkusprojekt lernen sie sich neu kennen. Für eine Fortsetzung benötigen die Organisatoren finanzielle Hilfe.

Die zehn Jugendlichen schauen etwas ungläubig, nachdem Göran Ahrens mit seinen Ausführungen fertig ist. Vor ihnen liegen fünf kniehohe Bälle – die Jungs sollen stehend auf ihnen balancieren. Was vorsichtig anfängt, geht schnell in mutige Versuche, lachen, Sprünge von den Bällen und erste Erfolge in Sachen Balance über.

Die zehn jungen Männer sind Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, die zurzeit eine Vorklasse am Schulzentrum Vegesack besuchen. Doch einmal im Monat tauschen sie den Klassenraum gegen die Zirkusräume im Bürgerhaus ein. 

Dort lernen sie, wie man mit Keulen jongliert, sein Gleichgewicht schult und auf dem Einrad besteht. Die vier Vorklassen sind im wöchentlichen Wechsel an der Reihe.

Unterstützung für Zirkusprojekt benötigt

Das Projekt gibt es seit Februar 2017 und ist auf eine Kooperation des Zirkustheaters „Tohuwabohu“ mit dem Schulzentrum Vegesack zurückzuführen. Am Anfang gab es die Idee, einen einmaligen Workshop für die Vorklassen zu veranstalten. „Doch daraus wurde schnell etwas Größeres“, sagt Mareike Talg, Leiterin des Zirkustheaters. 

Die Resonanz der Teilnehmer war positiv und so entschied man sich, etwas Regelmäßiges daraus zu machen. 640 Euro haben die Verantwortlichen vom Amt für soziale Dienste aus dem Topf des Integrationsbudgets erhalten. Mit dem Geld wird der Zirkuspädagoge Göran Ahrens bezahlt, der die Kurse leitet.

„Das Budget reicht nur bis zum Sommer. Wir möchten auch gerne danach weitermachen, haben aber noch keinen Sponsor“, sagt Talg und schwärmt von dem Erfolg. „Es ist toll die Jungs zu beobachten. Sie helfen sich viel untereinander, müssen sich absprechen. Die soziale Komponente ist groß.“

Nach wenigen Minuten balancieren die ersten auf den kniehohen Bällen. Foto: Harm

Nach wenigen Minuten balancieren die ersten auf den kniehohen Bällen. Foto: Harm

Teilnehmer würden gerne häufiger kommen

Das Projekt ist in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. „Für einige ist es schwierig, sich aus der Komfortzone Klassenraum zu bewegen“, sagt Lehrerin Elvira Mischkowski. „Doch wenn sie erst einmal hier sind, blühen sie auf. Nach dem Zirkus sitzen sie mit leuchtenden Augen im Klassenraum.“

Auch für die Flüchtlinge sei es wichtig, sich mal von einer anderen Seite zeigen zu können und neue Stärken zu entdecken. Die beiden Teilnehmer Maruf und Mojtaba würden gern öfter in die Zirkusräume kommen. „Das Balancieren macht Spaß. Ich habe sowas vorher noch nie gemacht“, sagt Maruf.

„Die Jungs lernen schnell und sind mutig“

Auch für Ahrens sind die Stunden etwas Besonderes. „Die Jungs lernen sehr schnell und sind sehr mutig“, so der Zirkuspädagoge. „Als wir mit dem Stelzenlauf angefangen haben,  haben wir nach 15 Minuten Fußball auf den Stelzen gespielt. Das braucht sonst Wochen.“

Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann sich unter m.talg@buergerhaus-vegesack.de an Mareike Talg wenden.

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