Standrohr mit Zapfstellen. Als Notversorgung steht für die 350 Bewohner der Häuser Am Wollepark 11 und 12 nur am Ende der Straße dieses Standrohr mit sechs Zapfstellen zur Verfügung. Foto: Konczak
Wollepark

Mieter können nach Wassersperre nicht einfach weg

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Stadtverwaltung und Stadtwerke in Delmenhorst haben ihrer Ankündigung Taten folgen lassen und am Dienstagmorgen den Wohnblöcken 11 und 12 im Wollepark das Wasser abgedreht. Die Mieter reagierten mit Unverständnis.

„Eine Mischung aus Unverständnis und Ohnmacht“, beschreibt Franz-Josef Franke, Geschäftsführer der Diakonie, die Gefühlslage der betroffenen Anwohner nach der Wassersperre. Mitarbeiter der Diakonie sind seit einigen Tagen vor Ort, um den Mietern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Integrationslotsen helfen als Dolmetscher für Arabisch, Polnisch, Bulgarisch, Kurdisch und Rumänisch.

Viele Mieter hofften noch, dass das Wasser nach ein paar Tagen doch wieder angestellt werden könnte, berichtet Franke. Doch damit ist nicht zu rechen.

Selbst wenn die Eigentümergemeinschaft die offenen Rechnungen in Höhe von 185.000 Euro begleichen würde, ist nicht klar, ob die Stadtwerke einen neuen Liefervertrag abschließen würden. Vermutlich würden sie das nur tun, wenn sie dazu im Rahmen der Grundversorgung verpflichtet sein sollten.

Ein Interesse, erneut mit der Eigentümergemeinschaft oder einer Hausverwaltungsfirma einen Vertrag abzuschließen, haben die Stadtwerke nicht. Das hatten Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen und Oberbürgermeister Axel Jahnz bereits im Vorfeld deutlich geäußert.

Nach Wassersperre nur Notversorgung

Zur Notversorgung haben die Stadtwerke am Wendehammer am Ende der Straße ein Standrohr mit sechs Wasserhähnen installiert. Genutzt wurde es am Dienstag zunächst wenig. „Die Bewohner waren informiert und haben sich Vorräte angelegt“, erklärt Franke. Außerdem sollen am heutigen Mittwoch auf dem Parkstreifen vor einem der Hauseingänge fünf Mobiltoiletten aufgebaut werden.

Spannend wird es in den kommenden Tagen, wenn die Wassereimer und Kanister aufgebraucht sind. Dann müssten die Mieter ein gutes Stück laufen, um die Eimer zu füllen und sie anschließend in die Wohnung schleppen.

Vahap Aladag, Vorsitzender des Integrationslotsenteams, berichtet von einer Familie aus Bulgarien, die sich mit acht Erwachsenen und sechs Kindern eine Wohnung im sechsten Stock teilt. Eine der Frauen sei hochschwanger. Sie wüssten nicht, wo sie hin sollten.

Notunterkunft nur für Hilfsbedürftige

Ein Notquartier sei für seine Familie keine Option sagt einer der Betroffenen. Dort müsse man mit 15 Leuten in einem Raum schlafen. Das ginge nicht. Schon seit längerer Zeit bemühe man sich um eine andere Wohnung – ohne Erfolg. „Spätestens, wenn wir sagen, dass wir aus dem Wollepark kommen, sagen uns Vermieter oder Makler, dass wir die Wohnung nicht bekommen“, behauptet er.

Inzwischen haben sich erste Bewohner bei der Stadtverwaltung gemeldet und um Hilfe gebeten, bestätigt Maike Stürmer-Raudszus aus dem Vorstandsbüro. „Familien mit Säuglingen und Menschen mit besonderem Hilfebedarf wird ein Unterkunftsangebot in einer Sammelunterkunft unterbreitet. Alle anderen müssen sich zunächst einmal behelfen“, erklärt sie.

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