Zu viel Lärm kann krank machen. Foto: WR Zu viel Lärm kann krank machen. Foto: WR
Tag gegen Lärm

Gesetz gibt vor: Zwischen 22 und 6 Uhr ist Ruhezeit

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Lärmbelästigung ist ein häufiger Grund für die erbittertsten Nachbarschaftsstreits. Deswegen gibt es gesetzlich geregelte Zeiten, in denen geräuschintensive Tätigkeiten untersagt sind. Sonst drohen Bußgelder.

Als Faustformel gilt: Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens ist jegliche Art von Lärm zu vermeiden. So ist es im Bußgeldkatalog zum Thema Lärmbelästigung geregelt.

„Im Bremischen Emissionsschutzgesetz gibt es dann den Zusatz, dass gewisse Arbeiten, vor allem im Freien, zwischen 13 und 15 Uhr nicht durchgeführt werden sollten“, ergänzt Frank Rauch, Experte für Umgebungslärm beim Senator für Umwelt.

Auch Gewerbetreibende müssen Spielregeln einhalten

Das sei jedoch eher Regelung, die sich an Privatpersonen richtet.  „Firmen weigern sich meist zu recht, dieser nachzukommen, weil die Arbeiter in der Regel nachmittags Feierabend machen und keine Zeit verlieren wollen“, so Rauch.

Doch auch von Gewerbetreibenden könne man die Einhaltung gewisser Spielregeln erwarten. „Beispielsweise, dass sie morgens um 6 Uhr noch auf den Einsatz extrem lauter Geräte verzichten“, führt Rauch ein Beispiel an.

Mittwoch „Tag gegen den Lärm“

Der heutige „Tag gegen den Lärm“ sei also ein Appell an die gegenseitige Rücksichtnahme. Man müsse nicht jeden Disput lautstark oder gar mithilfe von Juristen regeln. „Wenn der Nachbar beispielsweise um 21 Uhr noch Löcher in die Wand bohrt, hilft es in den meisten Fällen, mit ihm zu reden.“

Eine zweite, ummissverständliche Regel ist die grundsätzliche Ruhe an Sonn- und Feiertagen. Auch der größte Gartenfreund sollte dann den Rasenmäher im Schuppen lassen.

Rasenmähen am Sonntag kann teuer werden

Denn wer das Gesetz penetrant ignoriert, muss mit Strafen bis zu 50.000 Euro rechnen. „In unterschiedlichen Gesetzen wie dem Baugesetzbuch, aber auch in der Gesundheitsgesetzgebung sind nicht ohne Grund Lärmwerte festgelegt, die einzuhalten sind. Denn Lärm macht krank“, betont Jens Tittmann, Sprecher des Umweltsenators.

Dr. Hans-Heiner Fastenau, Facharzt für HNO-Heilkunde und Leitender Oberarzt am Klinikum Mitte erklärt, warum: „Lärm verursacht eine meist irreversible Schädigung der Hörsinneszellen. Das kann man mit Zahlen belegen. So haben heutzutage bereits rund 20 Prozent der über 14-Jährigen eine gewisse Schwerhörigkeit, meistens leichtgradig“, sagt der Mediziner.

Enspannungsphasen wichtig für’s Wohlbefinden

Eine anhaltend hohe Geräuschkulisse sei dabei deutlich schlimmer als eine in Intervallen. „Wenn man nur gelegentlich eine Spitze abbekommt, kann man es besser ertragen. Entspannungsphasen sind für das Wohlbefinden sehr wichtig“, so Fastenau.

Als vorbeugende Maßnahme empfiehlt der Arzt Gehörschutzstöpsel, die es auch als Individualanfertigung gibt, Gehörschutzkapseln oder im Extremfall einen Schallschutzanzug. Denn man nehme Schall evolutionsbedingt nach wie vor auch über die Knochen auf.

Seelische Schäden kommen hinzu

Hinzu kommen seelische Schäden. Dazu Dr. Peter Bagus, Chefarzt der Psychosomatik am Klinikum Bremen Ost: „Schwerer Lärm führt auf Dauer zu einem erheblichen inneren Stresserleben, was sich in Schlafstörungen, innerer Unzufriedenheit oder im Extremfall als depressiver Zustand bemerkbar macht.“

Wenn der Sinn von lautstarken Arbeiten eingesehen würde, wäre das zwar weniger schlimm, aber trotzdem nicht zu unterschätzen. Vorbeugen oder Gegensteuern könne man nicht.

Dennoch seien Menschen mit einem intakten gesellschaftlichen Umfeld, die achtsam leben, Sport treiben und gut entspannen seiner Erfahrung zufolge oft weniger vom „Lärmstress“ betroffen.

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