Mit dem Versprechen, dass sie weniger unterrichten müssen, will unter anderem die SPD Lehrer nach Bremen locken. Foto: Pixabay Mit dem Versprechen, dass sie weniger unterrichten müssen, will unter anderem die SPD Lehrer nach Bremen locken. Foto: Pixabay
Bildung

Stehen Bremer Lehrer bald seltener in der Klasse?

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Weniger Unterrichtsstunden als in Niedersachsen und eine Umzugsprämie – Lehrer könnten künftig in Bremen umgarnt werden. So will unter anderem die SPD dem Fachkräftemangel entgegentreten und Pädagogen locken.

 

25 Unterrichtsstunden in Oberstufen und Berufsschulen, 27 in Oberschulen und 28 Stunden in der Grundschule – so lange stehen Bremer Lehrer jede Woche vor ihren Klassen. Hinzu kommen Vor- und Nachbereitung, Konferenzen, Elterngespräche, Präsenzzeiten. „Diese anderen Aufgaben sind der Bereich, der massiv zugenommen hat“, sagt Angelika Hanauer vom Personalrat Schulen.

Deshalb fordert der Personalrat schon seit Jahren, die Zahl der Pflicht-Unterrichtsstunden zu reduzieren – wenn es nach Hanauer geht, sollten Lehrer in allen Schulformen nicht länger als 20 Stunden pro Woche unterrichten. Zum Vergleich: In Niedersachsen müssen Lehrer 23,5 Stunden an Gymnasien, 25,5 Stunden an Oberschulen und 28 Stunden an Grundschulen vor der Klasse stehen.

SPD greift Idee der Stundenreduktion auf

Die Idee der Stundenreduktion greift jetzt auch die SPD-Bürgerschaftsfraktion auf, die gestern das Ergebnis ihrer Klausursitzung präsentiert hat. Dabei ging es auch darum, was Bremen tun kann, damit Pädagogen an die Weser kommen und nicht lieber in Niedersachsen arbeiten.

„Wir müssen Anreize schaffen“, sagte Mustafa Güngör, bildungspolitischer Sprecher der SPD. Einer dieser Anreize könne sein, die Zahl der Unterrichtsstunden herunterzuschrauben. Andere Ideen der SPD: Bewerbern beim Umzug zu helfen und diesen gegebenenfalls auch zu bezahlen und neuen Lehrern mit Stundenentlastungen in der Anfangszeit das Ankommen in Bremen zu erleichtern.

Grundsätzliche Zustimmung bei anderen Parteien

Die Idee, dass Lehrer weniger Zeit im Unterricht verbringen, stößt beim Koalitionspartner grundsätzlich auf Zustimmung. „Bevor wir so eine Maßnahme aber breit streuen, bin ich dafür, das erst einmal auf die Schulen zu konzentrieren, die am meisten zu kämpfen haben“, sagt Matthias Güldner, bildungspolitischer Sprecher der Grünen.

Er meint damit Schulen in sozial schwachen Stadtteilen, die viele Schüler mit Inklusionsbedarf und Sprachschwierigkeiten besuchen. „Da kann ich mir eine Reduktion um zwei Stunden gut vorstellen“, so Güldner.

Konzentration auf Brennpunktschulen

Auch Kristina Vogt, bildungspolitische Sprecherin der Linken, sieht an diesen Schulen das eigentliche Problem. „Es gibt keinen flächendeckenden Lehrermangel“, sagt sie. Nur die Schulen in Brennpunkten hätten massiv mit unbesetzten Stellen zu kämpfen.

Eine Konzentration auf diese Schulen kann sich auch Thomas vom Bruch, bildungspolitischer Sprecher der CDU, gut vorstellen. Er gibt aber ebenfalls zu bedenken: „Es ist jetzt schon so, dass wir die Stunden kaum abdecken können. Wenn die Stunden reduziert werden, brauchen wir hinterher nicht nur mehr, sondern viel mehr Lehrer.“

30 offene, 150 benötigte Stellen

Für Brennpunktschulen habe Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan (SPD) bereits die vorsichtige Andeutung gemacht, sie durch mehr Lehrer- und Personalstellen zu entlasten, sagt Christian Gloede von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Es gibt aber noch nichts Schriftliches.“

Wie groß der Lehrermangel in Bremen ist, kann das Bildungsressort nicht konkret beziffern. Beim Personalrat spricht man von gut 30 offenen Stellen und mindestens 150 zusätzlichen Lehrern, die Bremen eigentlich bräuchte.

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