Reanimation bei Herzstillstand. Foto: Daniel Delang/DRK Lediglich ein Drittel der Ersthelfer reanimieren, wenn es bei einer Person zum Herzstillstand kommt. Foto: Daniel Delang/DRK
Erste Hilfe

Erste Hilfe als Pflichtkurs in der Schule?

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Wenn es bei einem Menschen zum Herzstillstand kommt, reanimieren lediglich 34 Prozent der Ersthelfer. Das Deutsche Rote Kreuz fordert deshalb, Erste Hilfe verpflichtend in den Schulunterricht einzubinden.

Mindestens 50.000 Menschen erleiden in Deutschland pro Jahr außerhalb einer Klinik einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) re­animiert im Ernstfall nur etwa ein Drittel der Laien.

Würden häufiger unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet, könnten sich die Überlebens­chancen laut DGAI sogar verdreifachen. 2011 reanimierten 18 Prozent der Laien – die Zahl hat sich also positiv verändert. Dennoch: Die DGAI geht anhand einer Datenerfassung davon aus, dass jährlich 10.000 Leben in Deutschland gerettet werden könnten, wenn Ersthelfer sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen würden.

„Falsch wäre es, nichts zu tun“

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Bremen kann diese Zahlen bestätigen. „Viele Menschen haben Angst, die Maßnahmen einzuleiten. Dabei kann man nichts falsch machen“, sagt Lübbo Roewer, Sprecher des DRK-Kreisverbands Bremen. „Falsch wäre es, nichts zu tun“, so Roewer weiter.

Diesem Satz kann auch Dr. Andreas Callies, Oberarzt für Notfallmedizin am Klinikum Links der Weser, nur zustimmen. „Der Patient hat nur dann eine Chance zu überleben, wenn man etwas unternimmt.“ Bei einem Herz-Atem-Stillstand fließt das Blut im Körper nicht mehr, das Gehirn wird nicht mit Sauerstoff versorgt.

Kenntnisse sollten alle drei Jahre aufgefrischt werden

„Das kann einen bleibenden Schaden hinterlassen“, sagt Dr. Callies. „Pro Minute, in der nicht geholfen wird, besteht eine um zehn Prozent höhere Chance zu sterben“, so der Arzt weiter. Glücklicherweise werde aber manchmal etwas unternommen. Er kann Ersthelfer nur ermutigen, Maßnahmen einzuleiten – auch wenn man Angst hat, dem Betroffenen die Rippen zu brechen „Eine Rippenfraktur heilt schließlich wieder“, so Callies.

Roewer empfiehlt, die Kenntnisse alle drei Jahre aufzufrischen. Organisationen wie das DRK, die Malteser, die Johanniter und der Arbeiter-Samariter-Bund haben ihre Kurse inzwischen gestrafft. Häufig werden anstelle der früher üblichen zweitägigen Lehrgänge eintägige Kurse angeboten.

„Das Thema gehört an die Schulen“

Zudem gibt es Seminare, die sich speziell an Personen richten, die ihre Kenntnisse auffrischen möchten. Dennoch kann noch mehr getan werden, glaubt Roewer. Daher fordert das DRK schon seit Langem, Erste-Hilfe-Kurse verpflichtend in den Schullehrplan einzubinden. „Mit Erster Hilfe kommt jeder in Berührung. Daher sollte es auch jeder lernen. Das Thema gehört an die Schulen“, sagt Roewer.

Geht es nach dem DRK, sollten Schüler bis zur neunten Klasse einen entsprechenden Kurs im Rahmen eines Unterrichtsfaches absolvieren. Laut Annette Kemp, Sprecherin des Bildungsressorts, ist nicht vorgesehen, verpflichtend Erste Hilfe-Kurse in den Schulen anzubieten.

Ausbildung zum Ersthelfer bislang nur freiwillig

Kemp verweist auf Projekte und AGs, in denen sich Schüler freiwillig zu Ersthelfern oder Schulsanitätern ausbilden lassen können. Diese liegen in der Verantwortung der jeweiligen Schulen. Inzwischen gibt es Hilfsmittel, die im Notfall zum Einsatz kommen können: Hilfsorganisationen bieten Apps an, die einfach ausführen, wie Verletzte behandelt werden sollten.

Zudem gibt es Internetseiten und Apps, die Standorte von Defibrilatoren zeigen. Die Geräte leiten die Nutzer an und erklären, was bei einem Herz-Atem-Stillstand getan zu tun ist.

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