Probeliegen im Sarg: Nicht so lässig wie „der kleine Vampir“, aber immerhin rein und auch wieder raus geschafft, dank Hilfestellung von Bestatter Tom Schröpfer. Foto: Barth Probeliegen im Sarg: Nicht so lässig wie „der kleine Vampir“, aber immerhin rein und auch wieder raus geschafft, dank Hilfestellung von Bestatter Tom Schröpfer. Foto: Barth
Leben und Tod feiern

Särge testen: Einmal „Probeliegen“ bitte

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Tod, Trauer, Beerdigungen – alles Dinge, die auch alle nach einem bestimmten Schema ablaufen müssen? Nicht unbedingt, finden zumindest einige Bremer Bestatter und laden deshalb zu einem alternativen Totensonntag ein.

Sich hinlegen, die Augen schließen, die Stille genießen und frischen Kiefernholz-Geruch schnuppern – das geht sehr gut im Wald, im Holzsarg aber auch. Mal abgesehen von der unabdingbaren Bereitschaft des Einzelnen, in einen Sarg zu klettern, stehen die „Erdmöbel“ eher selten testbereit in der Gegend herum.

Am Osterdeich sieht das am Wochenende allerdings anders aus.

Infos und Austausch

Denn: Das Team des Bestattungsinstituts Trauerraum veranstaltet dort unter dem Motto „Feiern wir das Leben und den Tod“ einen alternativen Totensonntag. Dieser soll Bremern die Möglichkeit geben, sich über Themen wie Sterben, Tod, Trauer und Trauerkulturen zu informieren und auszutauschen.

In Picknickatmosphäre können die Teilnehmer Urnen mit Blumen gestalten, Grabsteine bearbeiten, Särge bemalen, sich auch selbst mal reinlegen und zur kurzweiligen Ruhe betten.

Der Sinn dahinter: Aufklärungsarbeit. „Viele Menschen haben ganz bestimmte Bilder im Kopf, wie der Umgang mit Sterben und Trauer aussehen und wie alles ablaufen muss“, sagt Tom Schröpfer, Bestatter vom Trauerraum-Team.

Umgang mit Sterblichkeit

Die Angehörigen müssten beispielsweise schwarz tragen, die Trauerfeier müsse in einer Kapelle stattfinden und es dürfe nur eine ganz bestimmte Art von Musik gespielt werden. Das sei aber nicht unbedingt für jeden das Richtige.

„Wir haben vor allem den Anspruch, das Thema ‘Wie wollen wir mit unserer Sterblichkeit umgehen‘, öffentlich besprechbar zu machen“, erklärt Schröpfer. Gesellschaftlich sei dies noch immer häufig ein Tabu-Thema.

Aus dieser Intention heraus sei über Jahre auch die Idee für den alternativen Totensonntag gereift. „Menschen haben ganz verschiedene soziale und kulturelle Hintergründe. Wie sollen wir uns da erheben und sagen, was richtig für den Einzelnen ist“, fragt Schröpfer.

„Der Tod ist aber immer noch ein Tabu“

Die Angehörigen seien frei in ihrer Trauer und müssten ihren eigenen individuellen Weg der Abschiednahme finden. Die Anfragen auf individuelle Trauerbegleitung seien in den vergangenen Jahren auch mehr geworden.

Das liege daran, dass sich die Bestattungskultur aktuell im Umbruch befinde, berichtet Oliver Wirthmann, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Bestatter, und erklärt: „Wie man trauert, verändert sich. Viele Menschen wünschen sich mittlerweile einen neuen und vor allem individuellen Umgang damit“, erklärt Wirthmann.

Deshalb seien Veranstaltungen wie der alternative Totensonntag so wichtig und sollten generell häufiger gemacht werden. „Außerdem ist so etwas sehr wertvoll für die Bestattungskultur. In der Gesellschaft wird heutzutage vermeintlich über alles geredet. Der Tod ist aber immer noch ein Tabu“, so Wirthmann.

Probeliegen empfohlen

Und übrigens: Im geschlossenen Sarg ist es gar nicht so übel – einfach mal selbst ausprobieren.

Der alternative Totensonntag findet am 21. Mai, ab 14 Uhr auf den Osterdeichwiesen vor dem Bürgerhaus Weserterrassen statt. Weitere Infos zum Rahmenprogramm gibt es im Netz.

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