Zu einem Beteiligungsprozess hatte die ZZZ vor einigen Wochen in das entkernte Lankenauer Höft eingeladen. Foto: Füller Zu einem Beteiligungsprozess hatte die ZZZ vor einigen Wochen in das entkernte Lankenauer Höft eingeladen. Foto: Füller
Woltmershausen

Kritik an der Zwischenlösung für Lankenauer Höft

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Der Beirat in Woltmershausen befasste sich ein weiteres Mal mit der Zwischennutzung am Lankenauer Höft. Dabei wurde nicht nur Lob für die aktuelle Lösung geäußert. Das Publikum der Sitzung spaltete sich in zwei Lager.

Die Meinungen sind geteilt: Die einen wollen sich beteiligen und sehen in der Zwischennutzung durch den Waller Verein Zuckerwerk als Koordinator vor Ort die einzige Chance, wie das Lankenauer Höft lebendig genutzt werden kann. Die anderen kritisieren die Lösung und sprechen sogar von „feindlicher Übernahme“.

Neuausschreibung noch im Gespräch

In einer außerordentlichen Beiratssitzung hatten Vertreter des Vereins Zuckerwerk, der Zwischenzeitzentrale (ZZZ) sowie des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen die aktuelle Situation dargestellt. Demnach lautet das Ziel des Ressorts: Bis Herbst soll das Gelände belebt werden, danach soll ein neuer Investor ins Gespräch kommen.

„Für eine Neuausschreibung befinden wir uns in ersten Gesprächen, noch gibt es aber kein abschließendes Urteil“, so Kersten Drücker vom  zuständigen Hafenressort.

Zuckerwerk als Hauptmieter eingetragen

Die vom Ressort beauftragte ZZZ hatte in einem Beteiligungsprozess Kreative und Ideengeber dazu aufgerufen, ein zeitlich begrenztes Konzept für das Lankenauer Höft einzureichen – das Zuckerwerk hatte dies getan und den Zuschlag erhalten.

Geplant ist laut Akifa Taxim vom Zuckerwerk,  Veranstaltungen für alle anzubieten. Der Verein koordiniert diese und vergibt die Räume, richtet derzeit alles her. Einen Teil des Programms werden die Vereinsmitglieder gestalten, alles andere solle aus dem Stadtteil kommen.

Stadtteilbewohner zur Beteiligung aufgerufen

In einem offenen Plenum, das alle zwei Wochen stattfindet, kann jeder seine Ideen äußern. „Es ist ein wunderschöner Ort, den wir niemandem wegnehmen wollen“, verteidigte Taxim das Konzept gegen Vorwürfe, man wolle lediglich für junge Menschen etwas anbieten.

Explizit wurden auch die älteren Stadtteilbewohner eingeladen, ihre Ideen zu äußern. Man könne schließlich nicht wissen, was ein älterer Mensch sich für den Ort vorstelle. Künftig solle das Programm auf einer Homepage abrufbar sein.

Kritik aus den Reihen des Publikums

Kritik gab es auch daran, dass der Verein überhaupt das Lankenauer Höft bespielen soll. Aus dem Publikum wurden Vorwürfe laut, andere Konzepte seien ignoriert worden und der Ort werde den Pusdorfern nun entzogen.

Die Beiratsmitglieder interessierte vor allem, ob alle Genehmigungen in Sachen Brandschutz erteilt seien, wie es um Schadstoffe im Gebäude stehe und ob Konzessionen beantragt worden seien.    „Die Konzession ist auf dem Weg und wir stehen in Verbindung mit der Lebensmittelüberwachung und dem Veterinärdienst“, so Taxim weiter.

Infrastruktur und Sicherheit herstellen

Strom und Wasser stünden zur Verfügung, das Gas sei abgestellt, so Drücker. Pacht werde nicht gezahlt. Nun sollten Fachfirmen die Räume noch einmal begehen. Derzeit werde ein Nutzungsänderungsantrag geprüft, der die Brandschutzprüfung voll umfänglich beinhalte, fügte Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon an.

Die Stadtteilpolitiker fordern nun bis zur nächsten Sitzung im Juni einen Bericht zu Schadstoffen und Schimmelbildung vom Senatsressort. Zudem soll eine Neuausschreibung des Geländes zeitlich eingeordnet werden.

Das nächste offene Plenum für jeden, der eine Idee beisteuern möchte, findet am Donnerstag, 1. Juni, ab 18 Uhr, am Lankenauer Höft statt.

 

Kommentar zum Thema

von Rike Füller

Unter der Gürtellinie

Schuld zuweisen, wo es keinen Schuldigen gibt und Forderungen stellen, ohne eigene Ideen zu haben – die Art und Weise, mit der einige Bewohner Vertreter des Vereins Zuckerwerk in Woltmershausen begrüßt haben, war weit unterhalb der Gürtellinie. Sie beleidigten sie als Lumpensammler und warfen ihnen vor, vergiftete Lebensmittel anzubieten.

Jungen Menschen wird oft Faulheit vorgeworfen. Hier kommen aber welche auf die Idee, ehrenamtlich – also ohne Bezahlung oder eine andere Entschädigung –  in ihrer Freizeit einen sterbenden Ort zu beleben.

Zum Dank werden sie auch noch von den künftigen Nutznießern beschimpft und angegriffen. Es würde nicht verwundern, wenn sie nun hinschmeißen und das Lankenauer Höft sich selbst überlassen.

Die Zwischennutzung von vornherein schlecht zu reden und ihr jeglichen Erfolg abzusprechen, nur weil sie von jungen Menschen gestaltet wird, zeugt von großer Ignoranz und Intoleranz, vor allem dann, wenn keine eigenen Vorschläge gemacht werden.

Die Kritiker sollten jungen Menschen etwas zutrauen und ihnen nicht die Fähigkeit absprechen, einen Ort für alle zu schaffen. Statt sich in ein gemachtes Nest setzen zu wollen, sollten die Kritiker sich beteiligen. Ein Programm für jeden kann nämlich nur dann entstehen, wenn auch jeder seine Ideen äußert.

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