Wer als Jugendlicher den Rolling Stones (Konzertfoto) oder noch später etwa Kraftwerk zugejubelt hat, will heute nicht unbedingt Volkslieder singen. Junge Alte Demenz Schlaganfall Jungsenioren ProDem Stuhr Foto: Wikipedia/ Riksarkivet (Nationalarchiv Norwegen) Wer als Jugendlicher den Rolling Stones (Konzertfoto) oder noch später etwa Kraftwerk zugejubelt hat, will heute nicht unbedingt Volkslieder singen.Foto: Wikipedia/ Riksarkivet (Nationalarchiv Norwegen)
Jung-Senioren

ProDem Stuhr: Was „junge Wilde“ bei Demenz brauchen

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Stones oder The Cure statt Volksmusik, Motorradtour- statt Kriegserinnerung - Mit 55 bis 69 hat man andere Biografien als 80-Jährige. Für junge Alte mit Hirnleistungsstörungen wie Demenz gibt es nun ein eigenes Angebot

Der Verein ProDem ist in Stuhr der offizielle „Senioren- und Pflegestützpunkt“ und ist, so die Selbstbeschreibung auf der Webseite, „für alle ratsuchenden Senioren und deren Familien unterstützend tätig“. Wenn dieser Verein nun ein neues Angebot namens „Die jungen Wilden“ anbietet, lässt das erst einmal stutzen.

55-Jährige mit Demenz, Schlaganfall, Parkinson,…

Die Besucher, die ab Mittwoch, 17. Mai, einmal wöchentlich das Haus an der Bremer Straße 7 in Brinkum besuchen werden, sind weder richtig alt noch richtig jung. Es sind Menschen zwischen 55 und 69 Jahren mit Hirn-Leistungs-Störungen.

Männer und Frauen, die durch Krankheit oder Unglücksfall nicht mehr alles können, was früher möglich war: Sie sind dement oder leiden unter einer schweren Depression, haben Parkinson, Multiple Sklerose oder vielleicht einen Schlaganfall erlitten. 

Sprachfähigkeit und Gedächtnis stärken

Bisher haben diese Jung-Senioren am normalen Programm teilgenommen, erzählt Lilja Helms vom Verein ProDem. Über die Jahre seien es immer mehr geworden. Nun also bekommen sie ab Mittwoch, 17. Mai, ihre eigene Gruppe.

Erreichen will man durch das Angebot eigentlich das Gleiche, wie für die älteren Besucher mit Demenz oder anderen Erkrankungen des Gehirns: Die Gruppenteilnehmer können mit anderen darüber sprechen, wie ihre Krankheit sie im Alltag belastet, das Gedächtnis soll gestärkt werden, und die Sprachfähigkeit erhalten ­bleiben.

Interessen der Generationen unterscheiden sich

Trotzdem glaubt Helms, dass andere Gruppen bisher für die Jüngeren ungeeignet waren: „Die älteren Besucher dieser Gruppen könnten teilweise deren Mütter und Väter sein.“ Das Problem daran: Interessen und Lebenseinstellung überschneiden sich weniger.

In den Gruppen geht es aber auch um das Knüpfen sozialer Beziehungen. Wenn gemeinsam gesungen wird, wünschen sich nun einige Teilnehmer „Hoch auf dem gelben Wagen“, die anderen sind mit Rock, Pop und Funk groß geworden.

„Heute etwa hatte ich jemanden in der Beratung, der mit Motorrad und Wohnwagen die Welt entdeckt hat. Der hat mit der Generation, die vom Krieg erzählen kann, nicht so viel gemein“, so Helms.

Krankheiten bewirken unterschiedliche Stimmungen

Doch auch so wird es keine homogene Runde geben – schließlich können sich allein die Krankheitsbilder stark unterscheiden. „Depressive sind eher passiv und haben eine Antriebsstörung“, so Helms.

„Bei Menschen mit Demenz hingegen ist eher gesteigerter Aktionismus üblich. Es wird spannend zu sehen, was da für eine Gruppendymnamik entsteht“, glaubt Helms – und befindet: „Wir lassen uns mal überraschen.“

ProDem organisiert „Die jungen Wilden“

Die Pflegeversicherung beteiligt sich an den Kosten für das Angebot, wenn ein Pflegegrad vorliegt. Ansonsten kostet die Teilnahme 16 Euro pro Doppelstunde. Anmeldungen nimmt ProDem unter der Telefonnummer 04 21 / 8 98 33 44 und per E-Mail an info@prodem-stuhr-weyhe.de entgegen.

Auch die ehrenamtliche Ergotherapeutin und die Krankenschwester, die die Gruppe leiten, kommen aus der angezielten Altersgruppe. Mehr als acht Teilnehmer sollen bei den „jungen Wilden“ nicht zusammenkommen.

Nicht automatisch jeder Erkrankte, der altersmäßig dazugehört, wird aufgenommen: „Wir lernen Teilnehmer erst einmal kennen. Manchmal ist es für einen Endsechziger doch die ältere Gruppe besser“, so Helms.

 

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