Dr. Claudia Bogedan setzt in der Betreuungskrise als Notlösung auf größere Gruppen in den Kitas. Foto: Schlie
Betreuungskrise

Größere Kita-Gruppen in Bremen

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Trotz etlicher Proteste hat der Senat in Bremen in seiner jüngsten Sitzung der Erhöhung der Gruppengröße in den Kitas zugestimmt. Künftig können 21 statt bisher 20 Kinder in einer Gruppe untergebracht werden.

Bis zuletzt hatten der Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen, Mitarbeitervertretungen, Gewerkschaften und sogar Elternbeiräte gegen die neue Regelung protestiert. Die Erhöhung führe zu einer Qualitätsverschlechterung und  die Einrichtungen hätten ihre Belastungsgrenzen erreicht. Zudem sei die Erhöhung in Quartieren mit einem hohen Migrationsanteil kaum praktikabel.

Größere Kita-Gruppen alternativlos

Dennoch verteidigt Kindersenatorin Dr. Claudia Bogedan  (SPD) die Gruppenvergrößerung als alternativlos: Mit der geplanten Aufstockung ziehen wir die letzte Karte, um für das kommende Kindergartenjahr über die bereits geschaffenen neuen Gruppen noch weitere, dringend benötigte Plätze bereitstellen zu können. Es ist eine absolute und auf drei Jahre befristete Notlösung.“

Und die Senatorin hat Recht: Bis zum Herbst werden zwar bis zu 1.500 neue Krippen- und Hortplätze geschaffen. Doch auch dies wird nicht ausreichen, den Bedarf zu decken. Durch die Erhöhung der Gruppenstärke sollen daher bis zu 600 zusätzliche Plätze geschaffen werden.

Das ist zwar ganz sicher nicht schön, aber immer noch besser, als 600 Eltern im Stich zu lassen – ohne Betreuung für ihren Nachwuchs. Das könnte ohnehin teuer werden. In der Vorlage für die Senatssitzung hatte Bogedan bereits darauf hingewiesen, dass eine Nichtbeachtung der Rechtsansprüche auf eine Kinderbetreuung zu Schadensersatzforderungen an die Stadtgemeinde  führen könnte.

Größere Kita-Gruppen und die Qualität

Dass die Erhöhung der Gruppenstärke vor allem in sozial benachteiligten Quartieren zu Qualitätsverschlechterungen führen könnte, hat die Senatorin dabei wohl schon genau im Blick gehabt. Als „soziale Abfederung“ hat der Senat daher zugleich der Finanzierung von zusätzlich 2,3 Millionen Euro zugestimmt.

Damit sollen in bis zu 56 Einrichtungen (in Gebieten mit einem Anteil von Kindern mit Sprachförderbedarf von über 35 Prozent)  jeweils eine halbe Sozialpädagogenstelle finanziert werden. Dazu kommt noch ein Sachkostenbudget von jeweils 10.000 Euro für Elternarbeit und die Vernetzung im Quartier.

Trotz dieser „Abfederung“ dürfte es für die Betreuer  in den Einrichtungen bei größeren Betreungsgruppen nicht einfacher werden, die wichtige Integrationsarbeit fortzusetzen. Umso tröstlicher ist da vielleicht der Hinweis von Bogedan, dass man bislang noch keine genauen Anmeldezahlen für die einzelnen Ortsteile vorliegen und man daher noch gar nicht sagen könne, ob und in welchen Quartieren Gruppenvergrößerungen stattfinden müssen. 

Für die Zukunft muss es aber heißen, ausreichende Betreuungskapazitäten zu schaffen, damit aus der Not- keine Dauerlösung wird.

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