Aktuell tingelt Innensenator Mäurer durch die Beiräte, um die Folgen der Polizeireform für die einzelnen Stadtteile vorzustellen. In Huchting macht man sich Sorgen, dass der Stadtteil nicht schnell genug von Streifenwagen erreicht wird. Ab Frühherbst sind neue KOP versprochen, das Revier wird aber nur noch 2 Stunden täglich geöffnet haben. Aktuell tingelt Innensenator Mäurer durch die Beiräte, um die Folgen der Polizeireform vorzustellen. In Huchting macht man sich Sorgen, dass der Stadtteil nicht schnell genug von Streifenwagen erreicht wird.
Revier Huchting

Polizeireform: Huchting kriegt Zwei-Stunden-Wache

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Im Beirat wurden Folgen der Polizeireform für Huchting besprochen. Das Revier öffnet künftig nur zwei Stunden täglich, dafür sollen mehr Streifenwagen unterwegs sein. Innensenator: Personalabbau war "alternativlos".

Polizeidirektor Rainer Zottmann fasste die Lage der Polizei bei der Beiratssitzung in Huchting dramatisch zusammen: „Wir haben so viel Arbeit wie nie und so wenig Leute wie nie. Wir waren noch nie so schwach wie heute“, stellte er fest. 

Mäurer: „Personalabbau war alternativlos“

Unerwartet trifft diese Situation die Verantwortlichen in der Bremer Poltik nicht. „Die Probleme, die wir heute haben, waren absehbar“, erklärte Ulrich Mäurer.

Senat und Bürgerschaft hätten 2005 beschlossen, Personal abzubauen – im vollen Bewusstsein, dass das für Schwierigkeiten sorgen würde. „Wir hatten keine Alternative. Uns ging es wie Griechenland – die haben auch nicht aus Spaß ihre Staatsbeamten entlassen.“

Nun gebe es Licht am Ende des Tunnels. Aktuell werden wieder mehr Polizeianwärter eingestellt – bis 2018/19 soll die Zahl der Beamten trotz Pensionierungen von heute 2.500 wieder auf 2.600 steigen.

Reform stärkt Streifenwagendienst

Einfach abzuwarten, bis die zusätzlichen Kollegen da seien, und ansonsten so weiter zu machen wie bisher, reicht laut Zottmann dennoch nicht aus. Um angesichts von Mehrarbeit schlagfähig zu bleiben, ist die Polizeireform geplant. 

Mehrere Polizeieinheiten sollen künftig zusammengefasst werden – eine Zentralisierung, die Kapazitäten sparen soll. Durch die Zusammenlegung in größeren Gruppen sollen etwa Ausfälle durch Krankheit leichter kompensiert werden, damit nicht einzelne Streifenwagen ungenutzt am Revier stehenbleiben. 

Zudem soll anteilig auch mehr Personal für Streifenwagentouren eingesetzt werden, damit die Polizei bei Notrufen schnell, zuverlässig und bei Bedarf auch mit mehreren Einsatzwagen vor Ort ist.

Revier in Huchting wird eingeschränkt

Damit mehr Polizisten auf der Straße unterwegs sind, werden anderswo Beamte abgezogen. Das Revier in Huchting ist künftig nur noch zwei Stunden täglich besetzt. Anzeigen können Bürger dort nur noch in Ausnahmefällen aufgeben.

Wann immer ein Huchtinger Polizist in Pension geht, wird seine Stelle nicht im Stadtteil, sondern in der Neustadt nachbesetzt. Als Ansprechpartner vor Ort bleiben sollen der Verkehrssachbearbeiter, die – erst wieder zu besetzenden – vier KOPs und der Revierleiter.

Im Herbst, wenn etwa 60 bis 68 Polizeianwärter ihre Ausbildung abgeschlossen haben, soll Huchting bei den KOP-Stellen berücksichtigt werden. 

Ein Streifenwagen immer in Huchting

Einige Beiratsmitglieder und Bürger hatten Sorge, dass Einsatzkräfte bei viel Verkehr nicht schnell genug in Huchting sein werden. „Huchting hat nur einen angrenzenden Stadtteil und ist nur über die B75 zu erreichen“, gab Michael Horn (Die Linke) zu bedenken.

Allerdings wird auch in Zukunft mindestens ein Wagen, besser zwei,  immer schon im Stadtteil unterwegs sein. „Heutzutage ist nach 21 Uhr auch nur ein Wagen in Huchting“, erklärte Mäurer dazu.

Bedenken gab es auch, dass die Besatzungen der Streifenwagen, die in Zukunft zentral gesteuert werden, sich nicht im Stadtteil auskennen. Zottmann versuchte, diese Ängste zu nehmen. „Das sind jüngere Kollegen, die nun seit zehn Jahren in Huchting Streife fahren“, sagte er.

Beiratsfraktionen geteilter Meinung

Innerhalb des Beirats gab es durchaus unterschiedliche Reaktionen auf die Vorstellung. „Das Revier praktisch zu schließen, finde ich schon sehr speziell“, befand Gregor Rietz (CDU). „Man sollte sich überlegen, ob angesichts der vielen Einbrüche die Wache von Huchting nicht doch erhaltenswürdig ist.“

Und Walter Hamen (BIW) befürchtete, dass eine Entscheidung langfristige Konsequenzen habe. „Wenn wir es mit der Reform ,erst mal versuchen‘, sind wir das Revier los. Den Status kriegen wir doch nicht zurück“, gab er zu bedenken.

Falko Bries (SPD) sprach sich dagegen für die Reform aus. „Wenn jemand hierher kommt und uns sagt, am Ende werden wir schneller, effektiver und besser sein, dann ist das doch eine gute Nachricht und hat eine Chance verdient“, so der Beiratssprecher. 

Elf Forderungen des Beirats

Im Beiratsbeschluss am Ende nahmen die Stadtteilpolitiker die Reform zur Kenntnis und stellten elf Forderungen an die Stadt. Unter anderem sollen Huchtings vier KOP-Stellen (von denen aktuell faktisch nur eine ausgefüllt wird) schnell nachbesetzt und auf sieben Stellen aufgestockt werden.

Für einige Forderungen – etwa, dass Verkehrssachbearbeiter und Revierleiter weiter in Huchting verbleiben – war schon im Verlauf der Sitzung klar geworden, dass sie wohl erfüllt werden. Weitere Punkte müssen sich in der Realität beweisen – etwa der Anspruch, dass die Abdeckung mit Fahrzeugen im 110-Prozess mindestens genauso gut ist wie zurzeit. 

In einigen Wünschen ging der Beirat aber auch über die Zugeständnisse der Stadt hinaus: So forderte man, dass der Huchtinger Revierleiter einen eigenen Streifenwagen haben solle, der nur für Reviertätigkeiten zur Verfügung stehe. Außerdem soll etwa auch geprüft werden, ob eine mobile Wache am Roland-Center eingeführt werden kann.

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