Beim Stadtteilrundgang der Studenten der Stadtentwicklung aus Kaiserslautern konnten die Teilnehmer Teile von Huchting noch einmal mit dem Blick von außen neu erleben - beispielsweise die Kirchhuchtinger Landstraße, den Platz am Alten Dorfkrug oder den Center point am Roland-Center. Foto: TU Kaiserslautern Stadtteilrundgang durch Huchting entlang der Kirchhuchtinger Landstraße. Foto: TU Kaiserslautern
Studentenprojekt

Stadtentwicklung: Radikale Ratschläge für Huchting

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Beim Stadtteilrundgang erläuterten sechs Stadtentwicklungsstudenten ihre Vorschläge für Huchting. Die sind teils radikal: Den Center Point würden sie eher abschaffen, die Kirchhuchtinger Landstraße zur 30er-Zone machen.

„Über den CenterPoint habe ich mir schon oft Gedanken gemacht – wie viele andere vor mir“, sagte Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann nach dem Rundgang durch Huchting in der Stadtteilbibliothek. 

„Irgendwie konnte ich ihn aber nie richtig fassen“, so Schlesselmann weiter. „Dass es jetzt neue Ideen mit Abstand und fachlichem Hintergrund gibt, ist ein Glücksfall für uns.“

Studenten aus Kaiserslautern hatten Stadtteil analysiert

Mathieu Bogert, Felix Buchinger, Julia Jänig, Nina Müller, Svenja Nothof und David Ramert haben sich vor zwei Monaten aus Kaiserslautern auf den Weg nach Bremen gemacht, Huchting kennengelernt, Gespräche geführt und sich in die Analyse gestürzt.

Nun liegen Untersuchungsergebnisse der sechs Stadtentwicklungs-Studenten vor. Bei einem Stadtteilspaziergang am Mittwoch stellten sie ihre Ideen für den Stadtteil vor.

Die Studenten der TU Kaiserslautern beschränkten sich bei ihrer Untersuchung auf die drei Ortsteile Kirchhuchting, Mittelshuchting und Sodenmatt. Grolland unterscheide sich von diesen dreien sowohl, was die Bevölkerungsstruktur angeht, als auch in Bezug auf die Bebauung.

Huchting hat viele kleine Zentren

Eine Erkenntnis: Huchting hat nicht ein einzelnes Zentrum, sondern viele kleine – das Roland-Center für Einkauf und Daseinsvorsorge, den Sodenmattsee für Freizeit und Erholung, das Bürger- und Sozialzentrum für Kultur, das Ortsamt als Platz von Politik und Verwaltung und der Platz am Alten Dorfkrug als historischer Ortskern.

„Die Vorstellung, dass das ganze Leben um einen Platz spielt, trifft nicht einmal in Kleinstädten zu“, befand Mathieu Bogert – und empfahl, sich ganz bewusst für Huchtings diverse kleinere Zentren zu entscheiden.

Bewusstsein für „Polyzentren“ schaffen

Diese „Polyzentren“ könnten mit einem schnell realisierbaren Projekt stärker ins Bewusstsein gerückt werden: Einzelne Haltestellen des Busringverkehrs könnten jeweils von einem geografisch naheliegenden Akteur gestaltet werden, schlug Nina Müller vor – ähnlich, wie die Gewoba es bereits mit einer Sitzbank an der Station Rotterdamer Straße getan hat.

Andere Pläne sind schwerer umzusetzen – und gehen weiter. Obwohl sich die Projektgruppe vorgenommen hat, realitätsgerecht zu arbeiten, gilt dabei: „Noch sind wir Studenten und dürfen auch mal träumen – nicht jede Idee muss später so umgesetzt werden“, so David Ramert.

„Menschengerechtere“Kirchhuchtinger Landstraße 

Kritisch sieht die Gruppe die Situation an der Kirchhuchtinger Landstraße: Viel Leerstand, großer Lärm und wenig Aufenthaltsqualität prägen die Hauptstraße. Ihr Änderungsvorschlag ist radikal: Die Fahrbahn solle von heute elf auf zukünftig sieben Meter verengt werden.

Die Straße soll dafür eine grüne Baumreihe bekommen und mehr Platz für Fußgänger bieten. „Wir wollen weg von der autogerechten Straße hin zum Stadtraum für Menschen“, erklärt Ramert. 

Möglich sein soll die Fahrbahnverengung dank einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer. Bei geringerem Tempo gebe es auch auf schmalen Fahrstreifen weniger Unfälle. Zudem, so die Hoffnung, könnte viel Durchgangsverkehr abgelenkt werden.

Einführung eines Sanierungsgebietes

Um dem Leerstand etwas engegenzusetzen, müssten große Geschütze aufgefahren werden. Die Studenten empfehlen dafür die Einrichtung eines Sanierungsgebietes. „Das ist das schärfste Schwert des Städtebaurechts“, erklärt Felix Buchinger. „Anwohner können von Förderungen profitieren, und die Stadt hat die Möglichkeit, Verkäufe aufzuhalten.“

Das „schärfste Schwert“ muss dabei mit Bedacht eingesetzt werden, mahnte Prof. Dr. Holger Schmidt vom Fachgebiet Stadtumbau und Ortserneuerung der TU Kaiserslautern, der die Studenten betreut hat – schließlich schränkt es auch die Rechte von Unternehmern und Anwohnern ein. „Das Roland-Center etwa sollte nicht zum Sanierungsgebiet werden“, so Schmidt.

Center Point eher abschaffen

Gebeten worden waren die jungen Wissenschaftler auch, den Center Point am Roland-Center mit dem Blick von außen zu bewerten und ein Konzept zu entwickeln. Ihr Fazit: Der Platz sei überdimensioniert, zugig, verschattet und laut. Zudem bildeten die hinteren Gebäude keinen Teil des Platzes, sondern stünden abseits für sich.

So negativ die Bewertung ausfällt, so drastisch auch der Rat der Studenten: Man solle sich vom Platz am Centerpoint verabschieden, schlägt Julia Jänig vor.

Öffentlichen Platz weiter nördlich schaffen

Stattdessen könne die weiter nördlich gelegene Zufahrt zum Roland-Center als Treffpunkt ausgebaut werden – das Ortsamt, Gastronomie und womöglich ein Jugendraum könnten sich dort ansiedeln, um den Platz zu beleben.

Dass später einmal die Straßenbahn an dieser Stelle passieren soll, halten sie nicht für ein Hindernis – und zeigen Beispiele von anderen Plätzen in Europa, auf denen Straßenbahn und öffentliches Leben Hand in Hand gehen.

Noch bis Mittwoch, 28. Juni, werden die Vorschläge im Roland-Center ausgestellt.

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