Kinder betreten unbefugt Bahngleise. Foto: Bundespolizeiinspektion Bremen Für die Präventionsarbeit der Beamten wurde unter anderem diese lebensgefährliche Situation am Bahngleis nachgestellt. Das Bild soll den Kindern die Gefahren verdeutlichen. Foto: Bundespolizeiinspektion Bremen
Präventionsarbeit

Bahngleise: Menschen begeben sich in Lebensgefahr

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Es ist der kürzere Weg, das schöne Motiv oder einfach der große Abenteuerspielplatz: Immer wieder betreten Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene Bahnanlagen und begeben sich in Lebensgefahr.

Erst vor wenigen Monaten kam es in Bremen-Nord zu einem Zwischenfall: Ein Jugendlicher kletterte für ein Foto auf einen Strommast an den Gleisen in Lesum. Obwohl er nach Angaben eines Zeugen einen guten Meter von der Stromleitung entfernt war, sprang ein Lichtbogen über.

Solche Oberleitungen verfügen über eine elektrische Spannung von 15.000 Volt. Durch Lichtbögen kann der Strom auch alles innerhalb von einem Radius von etwa eineinhalb Metern treffen. Brennend fiel der Junge damals fünf Meter in die Tiefe.

Durchschnittlich ein Einsatz täglich

Überlebt hat er nur durch das schnelle Eingreifen eines Zeugen, der zufällig Notarzt war. Gerade Kinder können die Gefahr schlecht abschätzen, sagt Detlef Moors, Präventionsbeauftragter der Bundespolizeiinspektion Bremen.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Heino Rademacher ist er für die Präventionsarbeit in Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven, Lüneburg und Celle zuständig. In diesem Gebiet rücken Bundespolizisten im Schnitt einmal am Tag aus, da unbefugte Personen im Bahngleis gemeldet wurden.

Rangierbahnhof mit starker Anziehungskraft

Moors geht nach Ermittlung eines Brennpunktes in die Schulen, um Schüler von der vierten bis zur sechsten Klasse aufzuklären. Es sei hierbei wichtig, den Unterschied zum Straßenverkehr zu erklären, so der Präventionsbeauftragte weiter.

„Ein Zug kann nicht ausweichen. Ich zeige den Kindern dann wie ein Führerstand aussieht. Sie erkennen sofort, dass dort ein Lenkrad fehlt“, sagt Moors. In Bremen habe besonders der Rangierbahnhof in Gröpelingen eine starke Anziehungskraft.

Kinder ahmen Erwachsene nach

„Es ist für die Kinder ein Abenteuerspielplatz“, sagt Rademacher. In der Nähe befindet sich eine Grundschule und einige der Schüler sind dann nach der Schule auf der Bahnanlage, um zu spielen, so Rademacher weiter. Die Strecke zwischen Bremen-Burg und Mahndorf jedoch sei weniger betroffen, da diese durch Lärmschutzwände abgesichert ist, so der Beamte weiter.

Laut Moors gibt es drei Hauptgründe eine Bahnanlage zu betreten. So würden manche anstatt über eine Brücke oder durch eine Unterführung, lieber den kürzeren Weg über die Gleise gehen. „Oftmals beobachten Kinder, wie Erwachsene dies tun und machen es ihnen einfach nach“, so Moors.

500 Meter Bremsweg 

Jedoch können Kinder einfach noch nicht so gut Entfernungen und Geschwindigkeit abschätzen. Die Regio-S-Bahnen der Nordwestbahn erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde.

In Bremen-Nord liegt die maximale Geschwindigkeit bei 100 Kilometern pro Stunde. Bei letzterer Geschwindigkeit würde die S-Bahn etwa 500 Meter Bremsweg haben, sagt Maik Seete, Pressesprecher der Nordwestbahn. Auf der weiteren Strecke der RS1 wird jedoch auch die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Dann müsse man laut Seete mit einem Bremsweg von 1.000 Metern rechnen.

Erstarkender Trend „Gleis-Selfie“

Für Kinder ist es zudem besonders spannend zu sehen wie ein Zug über einen Gegenstand fährt, sagt Moors. „Da wird schon mal ein Stein aus dem Gleisbett auf die Schiene gelegt.“ Damit provoziert man jedoch nicht nur eine Entgleisung eines Zugs, ein solcher Stein kann dabei entweder pulverisiert werden oder er platzt.

„Dann fliegen die Splitter durch die Gegend und können großen Schaden anrichten“, sagt Moors. Auch der Trend, ein sogenanntes „Gleis-Selfie“ zu schießen, nimmt immer mehr zu. „Bis jetzt hatten wir deswegen erst einen Todesfall zu beklagen“, so der Beamte. „Unser Appell ist es, dass sich gerade Erwachsene über ihre Vorbildfunktion bewusst sein sollen“, so der Beamte zum Schluss.

■ Auf der Internetseite draufabfahren.de/prävention der Deutschen Bahn und auf bundespolizei.de stehen Flyer und Informationsmaterial zu dem Thema zur Verfügung.

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