Seit sieben Jahren lebt Thomas Bulmahn abstinent: Freunde, Familie und er selbst mussten trotzdem lange leiden, bis er den Weg in ein Leben ohne den Spielautomaten fand. Foto: Barth Seit sieben Jahren lebt Thomas Bulmahn abstinent: Freunde, Familie und er selbst mussten trotzdem lange leiden, bis er den Weg in ein Leben ohne den Spielautomaten fand. Symbolfoto: wikipedia
Neues Gesetz

Spielsucht: „Das hätte mich nicht abgehalten“

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Das neue Landesspielhallengesetz soll dazu führen, dass weniger Spielhallen im selben Umkreis eine Konzession vom Land Bremen erhalten. Für den Ex-Zocker Thomas Bulmahn geht dieser Schritt nicht weit genug.

Mit eingesunkenen Schultern sitzt Bulmahn am Esstisch seiner Zweizimmerwohnung – um ihn herum hängen an den Stubenwänden die Bilder seiner Kinder, die er jetzt nicht mehr so oft sehen wird.

Seit einem Jahr lebt Thomas Bulmahn geschieden von seiner Frau. „Meine Glückspielsucht hat auch was mit der Scheidung zu tun“, sagt er und klammert sich dabei an seiner Kaffeetasse fest.

In der Zeitung hat er von dem neuen Spielhallengesetz für das Land Bremen gelesen – es soll seit dem 1. Juli dafür sorgen, dass wenn eine Spielhalle im Abstand von weniger als 250 Metern zu einer anderen steht, eine der beiden ihre Konzession verliert.

 Treffen mit Selbsthilfegruppe

Seit sieben Jahren lebt Thomas Bulmahn abstinent: Freunde, Familie und er selbst mussten trotzdem lange leiden, bis er den Weg in ein Leben ohne den Spielautomaten fand. Foto: Barth

Thomas Bulmahn. Foto: Barth

„Das hätte mich damals nicht vom Spielen abgehalten“, sagt Bulmahn heute. Sieben Jahre sind vergangen, seitdem er den letzten Spielautomaten gefüttert hat.

2-Euro-Stücke im Minutentakt in den Spielautomaten werfen – das bestimmte Bulmahns Leben für zwei Jahrzehnte. Schon in seiner Lehrzeit steckte der damals 17-Jährige hin und wieder Geld in den Automaten.

„Es gab Phasen, da habe ich ohne Verstand die Kontrolle verloren“, sagt er. Mal hat er 3.500 Euro an einem Spieltag gewonnen und an einem anderen 1.400 Euro verloren.

„Da hilft auch kein Gesetz“

Vor allem die Treffen mit der Selbsthilfegruppe „Gemeinsam gegen Glückspielsucht“ haben ihm geholfen, seine Sucht in den Griff zu bekommen. „Ich habe Leute getroffen, die obdachlos waren und trotzdem spielten“, sagt er.

Er ist froh, dass er nicht zum Online-Spielen gekommen ist, wie andere Süchtige. Denn das sei die viel größere Gefahr. „Ein Online-Casino hat immer offen und eine Sperre dafür gibt es auch nicht. Da hilft auch kein Gesetz“, sagt er.

So wie dem Familienvater geht es in Bremen laut dem Glückspielforscher und Leiter der Fachstelle Glücksspielsucht, Prof. Dr. Gerhard Meyer, zwischen 1.100 und 3.100 pathologischen Spielern. Grundsätzlich begrüßt der Forscher das verschärfte Landesspielhallengesetz: „Je verfügbarer ein Suchtmittel ist, umso größer das Problem.“

Zocker können sich sperren lassen

Anders als beim Lotto, seien Automatenspieler einem viel größeren Reiz ausgesetzt, weil für sie nicht einmal in der Woche klar wird, ob sie gewonnen oder verloren haben, sondern alle fünf Sekunden.

Neben der Verschärfung des Spielhallengesetzes setzt sich Meyer dafür ein, dass sich Zocker landesweit in den Spielhallen sperren lassen können, wie es zum Beispiel in Hessen bereits möglich ist. Betroffenen empfiehlt er eine therapeutische Behandlung oder den Gang zur Selbsthilfegruppe.

Über die Selbsthilfegruppe „Gemeinsam gegen Glückspielsucht“, die Thomas Bulmahn leitet, gibt es unter der Adresse ggg-bremen-nord.de weitere Informationen.

Die größte Datenbank an Kliniken, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Spielsüchtige in Deutschland finden Hilfesuchende beim Verein „Glücksspiel Selbsthilfe Interessengemeinschaft“, unter www.gluecksspiel-selbsthilfe.org

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Eine Antwort

  1. Guter Beitrag, der die Alibimaßnahmen der Politik darstellt. Zu viel Steuereinnahmen stehen dem Spielerschutz entgegen. Solange das nicht geändert wird, tritt keine Besserung an. Im Gegenteil. Die erhöhte Verfügbarkeit und die zunehmende psychische Instabilität junger Menschen sorgen für einen Anstieg der Süchtigen. Die Aufklärung und Prävention muss gestärkt werden und das sollte nicht in staatlicher Hand liegen.

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