Das Torfmoos, berichtet Gästeführerin Sigrid Grimsehl, sei früher wegen seiner antibakteriellen Eigenschaften gern als Wundkompresse benutzt worden. Foto: Bosse Das Torfmoos, berichtet Gästeführerin Sigrid Grimsehl, sei früher wegen seiner antibakteriellen Eigenschaften gern als Wundkompresse benutzt worden. Foto: Bosse
Natur

Sigrid Grimsehl führt ins gesperrte Hamberger Moor

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Das Hamberger Moor ist der wild-romantische Teil des Teufelsmoores – und als Naturschutzgebiet für Besucher gesperrt. Wer den Naturzauber dennoch genießen möchte, kann sich an die Fersen von Sigrid Grimsehl heften.

Schon bei der Anfahrt über den holperigen Waldweg hält Sigrid Grimsehl ihre Ausnahmegenehmigung gut sichtbar ins Autofenster, als sie eine ältere Fußgängerin überholt. Denn die Gästeführerin weiß: „Eigentlich darf hier niemand mehr rein.“

Darauf weisen nicht zuletzt Schilder am Rande des Hamberger Moores hin. Seit Inkrafttreten der so genannten Sammelverordnung im Frühjahr sei „alles noch strenger geworden“. Seitdem dürfe selbst sie als erfahrene Gästeführerin während der Brut- und Setzzeit im Mai keine Führungen mehr anbieten.

Beschränkungen kommen der Natur zugute

„Natürlich schränkt mich das auf der einen Seite ein“, sagt die pensionierte Grundschullehrerin. Der Natur jedoch kämen die strengeren Beschränkungen sichtlich zugute. „Früher musste ich hier oft Müll einsammeln. Die Zeiten sind jetzt vorbei, seit hier nicht mehr jeder reinlaufen darf.“

Mehrmals im Jahr bietet Sigrid Grimsehl ihre Touren durch das Hamberger Moor an, bis zu 15 Naturfreunde können jeweils daran teilnehmen.

Themen für jedes „Publikum“

Dabei stellt sie sich gerne auf ihr „Publikum“ ein. Für eine Gruppe von Studienrätinnen zitiere sie auch schonmal Rilke, Schüler dürften sich hingegen im Torfstechen versuchen.

Ruhig, fast in sich gekehrt, stapft die quirlige Hambergerin über den Waldweg, nachdem sie ihr Auto geparkt hat. Erst dort, wo kein Spaziergänger ihn er­ahnt hätte, weiß sie einen schmalen Pfad durchs Gebüsch.

Dahinter tun sich dieser Tage blühende Heidelandschaften auf, dazwischen wiegt noch der eine oder andere Wollgras-„Bommel“ im Wind. Plötzlich scheint der Waldweg unglaublich weit entfernt, ist kein Auto mehr zu sehen. Stattdessen hat Sigrid Grimsehl offenbar einen Zugang ins Wunderland aufgetan.

Führungen dauern etwa zweieinhalb Stunden

Und es beginnt nur so aus ihr herauszusprudeln. „Meine Touren dauern meist etwa zweieinhalb Stunden. Aber wenn ich alles erzählen würde, was ich weiß, wären wir problemlos fünf Stunden unterwegs“, lacht sie.

Wie ein Füllhorn unterstützt sie dabei ihr brauner Rucksack, aus dem Grimsehl hier einen Stich Torf oder eine Dose Buchweizen und da Lupen für die Teilnehmer herausholt, mit denen sie den Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, genauer unter selbige nehmen können.

Entlang des gefährlichen Schwingrasens

Und dann werden ihr Blick und ihre Stimme ernster. „Jetzt müssen Sie genau hinter mir bleiben“, mahnt sie, während der Untergrund plötzlich ungewohnt zu federn beginnt. „Das ist Schwing­rasen, unter dem sich Wasser befindet.“

Nicht selten seien darauf in früheren Tagen Menschen eingebrochen und später erfroren oder verhungert. „Da kommt man selbstständig kaum wieder raus“, sagt Sigrid Grimsehl.

An den Sonntagen 3. September und 1. Oktober bietet sie die nächsten Führungen durchs Hamberger Moor an. Die Teilnahme kostet 5 Euro, Anmeldung unter Telefon 04793/8939.

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