x2_Blindenfusi_3sp. Foto: Barth Ohne enge Ballführung geht es nicht: Blindenfußballer Daniel Hoß (l.) zeigt unserem Reporter Fabian Raddatz, worauf es beim Spiel ohne Sehen ankommt. Foto: Barth
Inklusives Projekt

Blindenfußball: „Doch es braucht auch Mut“

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Nichts sehen zu können, empfinden die meisten Menschen als unangenehm. Doch ein Selbstversuch im Blindenfußball zeigt: Das muss es nicht sein. Am Samstag ließ sich die Erfahrung bei der SG Findorff machen.

Man schließe die Augen, laufe geradeaus. Nach einigen Metern das Gefühl von Orientierungslosigkeit, Hilflosigkeit, vielleicht auch Furcht. Wie muss es also sein, eine ganze Sportart so auszuführen – komplett in Dunkelheit, den Hör- und den Tastsinn als einzige Hilfsmittel?

Die Möglichkeit dazu hatte am Samstag die B-Jugend der Frauenmannschaft der SG Findorff. Unter dem Titel „Neue Sporterfahrung“ lud der Deutsche Behindertensportverband (DBS) gemeinsam mit der Deutschen Telekom und der Sepp-Herberger-Stiftung zu einer etwas anderen Sporterfahrung ein: Blindenfußball.

Hörsinn ist nicht alles

Unter der Anweisung von Blindenfußballer Daniel Hoß ging es zunächst langsam los: Abgedunkelte Brille auf und Kopfschutz – mit Lauf- und Passübungen an das Kicken ohne Sehen gewöhnen. Und an den Ball. Der ist anders als herkömmliche Bälle.

Mit einer Rassel im Inneren versehen, verrät er den Spielern wo das Spielgeschehen statt findet – gutes Hören vorausgesetzt. Aber der Hörsinn ist nicht alles: „Doch es braucht auch Mut“, weiß Daniel Hoß.

Der Selbstversuch zeigt: Einfach geht anders

Den zeigten die Fußballmädels im Spiel – und das war eine ganz andere Nummer. Zwischendurch die Brille absetzen wie bei den Übungen war nicht mehr. „Das ist voll komisch“, rief eine der Spielerinnen.

Doch auch wenn das Spiel anfangs noch etwas holprig begann, fiel schon nach kurzer Zeit das erste Tor. Irgendwie ließen es die Mädels einfach aussehen, also rauf aufs Feld zum Selbstversuch – und siehe da: Einfach geht anders.

Ob man noch auf dem Platz steht?

Nach kurzer Zeit fehlt jegliche Orientierung. Mehr als vorsichtiges Hinterhertapsen nach dem rasselnden Geräusch war nicht drin. Einmal fühlte der Fuß den Ball. Aus zig verschiedenen Richtungen gleichzeitig: „Hier, hier.“

Also schnell den Ball „weiterpassen“ und hoffen niemanden über den Haufen zu rennen – was nicht gelang. Wo Tor oder Mitspieler sind? Keine Ahnung. Ob man noch auf dem Platz steht? Keine Ahnung.

„Krass, wie er das macht“

Aber von Angst oder Unwohlsein? Keine Spur. Begeistertes Lachen auf dem Platz. „Das war spannend“, sagte Spielerin Jensina Jensen. „Ich wusste gar nicht, dass es Blindenfußball gibt.“
Den gibt es: Seit 2006 auch in Deutschland – mit Bundesliga, Welt- und Europameisterschaften.

Wie es aussieht, wenn Profis am Werk sind, zeigte Hoß dann selbst einmal. Im Sprint führt er den Ball eng am Fuß, schnurstracks Richtung Tor. Schuss – in Winkel. Beeindruckt schaute die B-Jugend zu, eine sagte: „Krass, wie er das macht.“

TB-Blindenfussball-14. Foto: Barth

Die Frauenfußball-Mannschaft vom SG Findorff. Blindenfußballer Daniel Hoß (m.) und rechts daneben: WR-Reporter Fabian Raddatz. Foto: Barth

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