TB-BSAG-E-Bus-1. Foto: Barth Demnächst soll er in der Innenstadt unterwegs sein: Der „Ebusco 2.1“ ist der dritte elektrisch angetriebene Bus in der Flotte der BSAG. Foto: Barth
Elektromobilität

Bremens Elektrobusse: Noch in der Versuchsphase

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Der erste Elektrobus der Bremer Straßenbahn AG ist seit einem Jahr unterwegs, bis 2025 sollen knapp 55 weitere folgen. Die erste Bilanz ist gemischt, es gibt noch viele offene Fragen zu klären.

Nahezu lautlos setzt sich der neue Elektrobus in Bewegung. Erst als Fahrer Gerd Oostinga beschleunigt, ist das übliche „Geruckel“ zu spüren und der Motor macht sich durch ein hohes Summen bemerkbar.

„Vom Fahrgefühl ist das eigentlich nichts anderes als ein Dieselbus“, sagt Oostinga. „Man muss nur aufpassen, weil es kaum ein Geräusch gibt. Die Leute reagieren viel später“, erklärt er. Möglichst bald soll der neue „Ebusco 2.1“ auf den Linien der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) zum Einsatz kommen.

15.000 statt den üblichen 75.000 Kilometern

Mit zwei anderen Elektrobussen konnte die BSAG bereits erste Erfahrungen im Bereich E-Mobilität sammeln: Auf den Linien 20 und 63 ist seit drei Monaten ein Gelenkbus unterwegs, und seit etwa einem Jahr bringt ein weiterer E-Bus Fahrgäste in Huckelriede und Brinkum an ihr Ziel.

„Innerhalb des letzten Jahres ist unser erster Elektrobus knapp 15.000 Kilometer gelaufen. Üblich sind bei den Dieselfahrzeugen 75.000 Kilometer, das ist also normalerweise völlig inakzeptabel. Aber daran lernen wir“, sagt Hajo Müller, Vorstandssprecher der BSAG.

BSAG sieht Industrie und Politik im Zugzwang

Das Unternehmen habe die Zeit genutzt, um die Fahrzeuge ausführlich im Alltag zu testen und 400 neue Fahrer sowie 50 neue Kräfte im Werkstattbereich auszubilden. Aufgrund ihrer Reichweite waren die neuen Busse nicht auf den längeren Strecken im Einsatz, aus der Bevölkerung habe es positive Rückmeldungen gegeben.

Jetzt sieht Müller die Industrie und Politik im Zugzwang: „Die Hersteller müssen sich schneller entwickeln. Bisher braucht noch jedes Fahrzeug eine gesonderte Betriebserlaubnis, da das alles Einzelanfertigungen sind“, erklärt der Vorstandssprecher der BSAG.

Bis 2025 die Hälfte aller Fahrzeuge umrüsten

Außerdem benötige man bei einem Ausbau der E-Flotte eine bessere Ladeinfrastruktur. „Dazu bedarf es finanzieller Unterstützung“, so Müller. Und die könnte bald kommen: Nach einem Beschluss der Umweltministerkonferenz im Mai will der Bund Elektrobusse in Deutschland jährlich mit 100 Millionen Euro unterstützen.

„Wir wissen allerdings noch nicht, wann es diese Förderung gibt“, sagt Yusuf Demirkaya, Projektleiter der BSAG im Bereich Elektromobilität. Dabei gibt es hohe Erwartungen: „Ziel ist es, im Zuge des ,Regierungsprogramms Elektromobilität‘ bis 2025 die Hälfte aller Fahrzeuge im Öffentlichen Nahverkehr umzurüsten. Da unsere Bahnen elektrisch fahren, bedeutet das mindestens 55 neue Elektrobusse“, so Demirkaya.

„Die Entwicklung der E-Mobilität wurde verschlafen“

Umweltsenator Joachim Lohse benennt den Klimawandel und den Dieselskandal als treibende Kräfte der Umrüstung auf Elektrofahrzeuge.

Die Busse würden bei der Belastung der Bremer Luft durch Stickoxide zwar nur einen Anteil von vier Prozent ausmachen, aber: „Ein Bus ist täglich etwa zwölf Stunden im Einsatz und hat durch seine Abgase die 100-fache Wirkung eines normalen PKWs“, so Lohse.

Es bleibt fraglich, woher die Fahrzeuge bezogen werden sollen. „Es gibt keine Anbieter“, berichtet der Projektleiter Demirkaya. Die BSAG habe elf Unternehmen angefragt, unter anderem Daimler oder MAN, doch nur zwei Start-up-Betriebe hätten die Aufträge übernommen. „Die Entwicklung der E-Mobilität wurde verschlafen“, so Hajo Müller.

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