Die aus Bremen stammende Familie Abraham blieb nicht von den Schrecken der NS-Herrschaft verschont: Vater Max und Mutter Else werden 1941 ins Ghetto nach Minsk deportiert, nur Tochter Lotti überlebte. Foto: pv
Ausstellung

Den Schrecken wieder in Erinnerung rufen

Von
Nur wenige kennen die Bedeutung des weißrussischen Ortes Malyj Trostenez als Vernichtungsort. Eine Ausstellung in der unteren Rathaushalle soll das ändern.

Heute ist Malyj Trostenez ein Vorort der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Doch vor etwa 70 Jahren befand sich dort das größte Vernichtungslager in der von Deutschland besetzten Sowjetunion: Mehr als 50.000 Juden wurden getötet, vergraben und verbrannt.

Die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez – Geschichte und Erinnerung“ will darauf aufmerksam machen.

Auch Bremer Juden in Malyj Trostenez

Sie erzählt die Lebensgeschichten nach Malyj Trostenez deportierter Juden anhand von Filmen, Videos und historischen Dokumenten.

Auch aus Bremen wurden Juden in das Vernichtungslager gebracht: Fast 600 Menschen mussten am 18. November 1941 ihre Reise nach Malyj Trotenez antreten. Zu vier dieser Familien gibt es zusätzliche Informationen in der Wanderausstellung, die vor einem Jahr in Hamburg startete.

Vernichtungsort ist den wenigsten bekannt

„In unserer westeuropäischen Wahrnehmung erinnern wir Vernichtungsorte im heutigen Polen. Doch auch östlich der polnisch-belarussischen Grenze errichteten die Deutschen während ihres Vernichtungsfeldzugs Mordstätten“, sagt Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Dortmund, welche das Projekt initiiert hat.

Im Rahmen der Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Den Auftakt dazu macht am Donnerstag, 21. September, eine Buchpremiere in der Zentralbibliothek am Wall. Unter dem Titel „Stolpersteine in Bremen – Biografische Spurensuche“ wird auf das Schicksal Bremer Juden aus Schwachhausen und Horn-Lehe aufmerksam gemacht.

Begleitprogramm gibt tiefe Einblicke

Einen weiteren Programmpunkt stellt am Mittwoch, 4. Oktober, ein Vortrag von Prof. Dr. Susanne Schunter-Kleemann dar. Sie lebt in der Kohlhökerstraße 6, wo sich bis 1941 das letzte jüdische Gemeindehaus in Bremen befand. Mit der Deportation am 18. November 1941 wurde das Haus geräumt und die Gemeinde vertrieben.

Außerdem gibt es während der Ausstellung am 22., 23. und 28. September Lesungen aus dem Überlebensbericht von Heinz Rosenberg.

Wanderausstellung ist Pilotprojekt

Das Pilotprojekt „Vernichtungsort Malyj Trostenez – Geschichte und Erinnerung“ ist eine deutsch-belarussische Co-Produktion, an der neben deutschen und belarussischen Historikern auch Forscher aus Österreich und Tschechien mitgearbeitet haben.

Träger sind die Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Dortmund und Minsk sowie die „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden“.

Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr in der unteren Rathaushalle geöffnet und kann bis Sonntag, 15. Oktober, besucht werden.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner