Johann-Günther König hat den Roman Pik Adam von Josef Kastein aus dem Jahr 1927 in einer Neuauflage herausgegeben. Foto: Schlie Johann-Günther König hat den Roman Pik Adam von Josef Kastein aus dem Jahr 1927 in einer Neuauflage herausgegeben. Foto: Schlie
Neuauflage

Bremen: Verschollen geglaubter Roman wiederentdeckt

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Der Bremer Josef Kastein war in den 1930er Jahren weltweit bekannt. In seiner Heimat geriet er jedoch in Vergessenheit. Johann-Günther König spürte nun das womöglich letzte Original von Kasteins Roman Pik Adam auf.

„Es gibt in Bremen nichts, was an diesen berühmten Sohn der Stadt erinnert“, stellt Johann-Günther König fest. Mit seiner nun erschienenen Neuauflage des Kriminalromans Pik Adam von Josef Kastein möchte König auch darauf aufmerksam machen.

Josef Kastein war ein Pseudonym

Kastein, der eigentlich Julius Katzenstein hieß, wurde 1890 als Sohn jüdischer Eltern in Bremen geboren. Er verbrachte die Hälfte seines Lebens in der Hansestadt, zunächst in der Innenstadt, dann in der Neustadt.

Kastein wurde Rechtsanwalt mit gut besuchter Kanzlei, brach jedoch nach der Scheidung von seiner Frau im Jahr 1926 seine Zelte in Bremen ab und zog in die Schweiz. Sein Leben als Literat begann er mit Gedichten, bevor er schließlich Romane schrieb.

Hohe Auflage vermutet

„Krimis gingen auch damals schon gut. Kastein verdiente viel Geld damit“, sagt König. Noch bedeutender allerdings sind Kasteins Sachbücher zur jüdischen Geschichte und dem Glauben. Pik Adam war der erste Kriminalroman, mit dem er Geld verdiente.

Vermutet wird eine damalige Auflage von 10.000 bis 15.000 Exemplaren. „Dass Kastein den Roman geschrieben haben musste, war lange nur vermutet worden. Niemand hatte das Buch aber in die Hände bekommen“, so König weiter.

Suche dauerte zehn Jahre

Er selbst hatte in einer Biografie über Kastein Hinweise auf Pik Adam entdeckt. König erteilte einem Antiquariat in Amsterdam einen Suchauftrag.

Das gefundene Buch könnte das letzte Original sein. Foto: Schlie

Das gefundene Buch könnte das letzte Original sein. Foto: Schlie

Zehn Jahre später dann ein Treffer: „Kasteins Literatur war ab 1934 in Deutschland verboten, viele Bücher jüdischer Autoren wurden zerstört. So kam es, dass dieser Kriminalroman als verschollen galt“, erklärt König. Das nun gefundene Exemplar könnte das letzte Original sein.

Kriminalroman spielt in Bremen

In Pik Adam begibt sich der Bremer Detektiv Aren 1927 mit seinem Freund, dem Kriminalkommissar Winkelmann, auf ein Katz- und Maus-Spiel mit einer Diebesbande. Die Jagd bringt die beiden bis auf den Berg Pik Adam (Peak Adam oder Sri Pada) auf Ceylon, dem heutigen Sri Lanka.

Kastein selbst war nie in Übersee, auch wenn einige seiner Romane dort spielen. „Sein Wissen hat er sich aus Büchern und Reiseberichten angeeignet“, sagt König.

Neuauflage mit Nachwort

Gemeinsam mit dem Bremer Kellner Verlag hat der Herausgeber Pik Adam nun erneut veröffentlicht, das Buch mit einem ausführlichen Nachwort über Kastein und die Handlungsorte versehen.

Das Original in Frakturschrift musste für die Neuauflage komplett abgetippt werden, verrät König. „Autoren wie Kastein haben etwas Bedeutendes hinterlassen“, ist er sich sicher.

Die Neuauflage von Pik Adam ist im Kellner Verlag erschienen (ISBN: 978-3-956 51-166-0) und ist im Handel erhältlich.

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