Als „erbärmlich“ bezeichnet Innensenator Ulrich Mäurer die Zustände hinter der Mauer im Eingangsbereich der Helenenstraße. Foto: Schlie
Sofortmaßnahmen

Viertel: zu viele Rückzugsorte für Täter

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Die Häufung von Verbrechen im Bereich Helenenstraße/Ziegenmarkt ist nach Erkenntnissen der Polizei auf die Aktivitäten einer Gruppe ehemals unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zurückzuführen.

Eine tödliche Messerattacke vor einem Supermarkt am 2. November hat den Blick von Öffentlichkeit und Politik auf die Kriminalität im Steintorviertel gelenkt. Die Polizei hat das Umfeld der Helenenstraße schon länger ins Visier genommen, weil sie seit dem Frühjahr eine Zunahme von Diebstählen und Raubüberfällen registriert hatte, mit einem Höhepunkt im Oktober.

Das Ergebnis der Analyse berichtete Polizeivizepräsident Dirk Fasse in dieser Woche in der Innendeputation. In den Fokus gerückt ist demnach eine Gruppe von „herausgewachsenen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“, die teilweise in Form von Antanzdiebstählen, teilweise in Form von direkten Angriffen auf Betrunkene auffällig geworden ist. Auch im Drogenhandel mischt sie offenbar mit. Die tödliche Messerattacke von Anfang November sei dem Täterkreis jedoch wohl nicht zuzuordnen, erklärte Fasse.

Mit taghellem Licht Rückzugsorte nehmen

Problem für die Ordnungshüter: „Es schwierig Zugriff auf die Personen zu bekommen“, erläuterte Fasse. Die Täter nutzten die Helenstraße und drei Gastronomiebetriebe am Ziegenmarkt als Rückzugsort.

Bislang hat die Polizei mit verstärkten Personenkontrollen reagiert. Seit dem vergangenen Wochenende setzt sie auch sogenannte Powermoons ein. Das sind Leuchten, die taghelles Licht ausstrahlen. Das soll möglichen Tätern die Rückzugsräume nehmen.

„Die Zustände hinter der Mauer sind erbärmlich“

Weitere Maßnahmen sollen folgen. „Wir müssen uns Gedanken über eine temporäre Videoüberwachung machen“, sagte Fasser. „Wir können nicht an sieben Tagen in der Wochen 24 Stunden präsent sein.“

Auch eine Waffenverbotszone könnte der Polizei die Arbeit erleichtern. Fasse erneuerte die Forderung, nach einer Beseitigung des Sichtschutzes im Eingangsbereich der Helenenstraße. „Die Zustände hinter der Mauer sind erbärmlich“, ergänzte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD).

Entfernen der Zäune Aufgabe der Stadt

Für die Beamten vor Ort sei die Situation einfach unakzeptabel. Der Senator kündigte zudem eine öffentliche Veranstaltung an, wo unter Einbeziehung von Anwohnern über Maßnahmen für mehr Sicherheit und Sauberkeit beraten werden soll.

Auf wenig fruchtbaren Boden stieß hingegen eine Anregung von Mustafa Öztürk (Grüne). Dieser schlug vor, die Betreiber der Bordelle durch Auflagen zu zwingen, über private Sicherheitsdienste für Ordnung zu sorgen. Schließlich verdienten die Betreiber dort viel Geld.

Das sei schwierig, entgegnete Fasse, da es sich um eine öffentliche Straße handele. Auch das Entfernen der Zäune fiele in die Zuständigkeit der Stadt.

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