xs- Freisteller_Bodybuilder + Coach_4sp. Foto: Schlie Bahman Sarwari (li.) und Majid Kamyabi fahren zur DM. Foto: Schlie
Pumping Iron

Bodybuilding: Unter Schwarzenegger macht er’s nicht

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Mit zwölf Jahren begann der gebürtige Iraner Bahman Sarwari mit Bodybuilding. Seit zwei Jahren lebt er nun in Bremen und träumt von der ganz großen internationalen Karriere. Den ersten Pokal hat er bereits eingeheimst.

Er trainiert früh morgens, arbeitet dann den Tag über auf einer Baustelle und abends folgt dann die zweite Einheit des Tages im Fitnessstudio. Der Tagesablauf von Bahman Sarwari ist ziemlich durchgetaktet und alles andere als gemütlich.

Wahrscheinlich würde der 22-Jährige auch nachts noch trainieren, müsste er da nicht schlafen, um seinen Akku wieder aufzutanken. „Ich will es im Bodybuilding ganz nach oben schaffen“, sagt Sarwari, während sich das weiße T-Shirt über seinen v-förmigen Oberkörper spannt.

Schwarzenegger als Vorbild

Unter dem Stoff zeichnen sich die Konturen von regelrechten Muskelpaketen ab. Spätestens jetzt wird einem klar, warum Bekleidungshersteller gerne elastische Fasern in ihren Produkten verwenden. Bei Sarwaris Body wird allerdings auch dehnfähiges Material einem echten Härtetest unterzogen.

„Mein sportliches Vorbild ist Arnold Schwarzenegger. So will ich mal werden“, sagt Sarwari, dessen entschlossener Blick dabei auch überhaupt keinen Zweifel daran lässt, wie ernst es ihm damit ist.

Deutsche Meisterschaft im Visier

Der Weg an die Spitze des Muskel-Olymp ist zwar noch weit, aber die ersten Pokale hat der Bremer vor wenigen Tagen schon abgeräumt: Bei den Norddeutschen Meisterschaften in Bad Fallingbostel stand er zum ersten Mal auf der Bühne, bestritt seinen ersten Wettkampf überhaupt, gewann dabei die Neueinsteiger-Klasse und wurde Zweiter in der Juniorenwertung.

„Die beiden ersten Pokale, die ich als Bodybuilder gewonnen habe“, sagt er voller Stolz mit breitem Lächeln. Es sind Erfolge, die Sarwari zu beflügeln scheinen. Nun hat er die Deutschen Meisterschaften in Magdeburg am kommenden Wochenende im Visier, will nun auch auch auf nationaler Ebene ganz weit nach vorne.

„Ehrgeiz und eiserne Disziplin“

„Den Konkurrenten, dem ich in Fallingbostel noch unterlegen war, kann ich dort besiegen. Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, würde ich gar nicht erst in Magdeburg antreten. Und dann ist nach oben eigentlich alles möglich“, kündigt Sarwari an.

„Das finde ich so klasse an ihm. Der Junge hat Ehrgeiz und eiserne Disziplin. Ich liebe es, wenn jemand 110 Prozent gibt“, lacht Majid Kamyabi. Der Bremer mit persischen Wurzeln unterstützt Sarwari. Nicht nur sportlich, sondern auch dabei sich in Deutschland eine Zukunft aufzubauen.

Gefährlicher Weg gen Westen

Vor zwei Jahren ist Sarwari aus dem Iran geflüchtet, wo er als Angehöriger der afghanisch-stämmigen Minderheit um sein Leben fürchtete. Der Weg gen Westen war ein gefährliches Unterfangen.

An der Grenze zur Türkei seien sogar Flüchtlinge erschossen worden, erzählt Sarwari, der es in den Wochen danach mit dem Boot zur griechischen Insel Kos und von dort über Athen und Mazedonien bis nach Frankfurt und Bremen schaffte. Seit wenigen Tagen ist der junge Mann auch offiziell als Flüchtling anerkannt.

„Ich bin erleichtert, dass ich jetzt auch meine Frau Masumeh und unseren fast vierjährigen Sohn Taha nach Deutschland nachholen darf. Das gibt mir auch sportlich noch zusätzliche Motivation“, sagt Sarwari.

Von Mister Universum empfohlen

„Bahman gibt richtig Gas und will es unbedingt wissen“, beschreibt Kamyabi das Trainingspensum seines Schützlings im Vorfeld der Titelkämpfe in Magdeburg (Vorausetzung für die Teilnahme ist ein Wohnsitz in Deutschland).„Man darf aber auch nicht mit übertriebenen Erwartungen dorthin fahren, sondern muss realistisch bleiben. Bahman ist ein sehr guter Junge, aber er wird in Magdeburg auf Gegner treffen, die voll die Tiere sind.“

Da sei auch ein Platz unter den ersten fünf schon ein hohes Ziel, so Kamyabi, der mit Sarwari ursprünglich erst 2018 richtig durchstarten wollte. Dass das Duo nun den eigenen Zeitplan überholt, liegt an der Empfehlung von Lutz Wilke. Der Bremer war 1994 Mister Universum. Komyabi kennt Wilke aus dem Fitnessstudio.

Von der Küche in die Welt

„Ich hatte ihm Bahmann vorgestellt, weil mich seine Meinung interessierte“, so Komyabi. Und Wilke war sofort angetan, von Sarwari. Seitdem gibt es kein Halten mehr für Sarwari, der es von der improvisierten Bühne in Komyabis Küche in Rekordgeschwindigkeit bis ganz nach oben schaffen will.

So wie sein Vorbild Schwarzenegger, der einst aus Österreich ausgezogen war, die Bodybuilding-Welt aus den Angeln zu heben.

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