Parkplätze sind rund ums St.-Joseph-Stift in Schwachhausen Mangelware. Anwohner befürchten, dass die Parkplatznot durch den geplanten Neubau eines Ärztehauses an der Klinik noch wachsen könnte. Foto: Schlie Viele Autos, wenig Platz: Rund ums St.-Josef-Stift herrscht Parkplatznot. Foto: Schlie
Beirat Schwachhausen

Neubau am St.-Joseph: Viel Klinik, wenig Parkplatz?

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Für die geplante Erweiterung des St.-Joseph-Stiftes können nicht ausreichend Parkplätze geschaffen werden - der Beirat befürchtet noch mehr Parkplatznot. Die Baubehörde wirbt vergebens mit einem Mobilitätskonzept.

Das St-Joseph-Stift in Schwachhausen soll ein neues Ärztehaus und eine Praxis für Strahlentherapie bekommen – für gewöhnlich ist solch eine Verbesserung der ärztlichen Versorgung auch Anwohnern recht und lieb.

Im Falle des geplanten Neubaus in Schwachhausen allerdings gibt es seit Monaten Dissens zwischen Bürgern und Beirat auf der einen sowie Klinikleitung und Baubehörde auf der anderen Seite. Der Grund dafür: die angespannte Verkehrssituation im Quartier. Es gibt zu wenig Parkplätze. 

Für den Neubau fehlen neue Parkplätze

Für den sechsstöckigen Neubau und einen Strahlenbunker müssten 31 Parkplätze weichen. Gleichzeitig ist aber damit zu rechnen, dass Angestellte und Patienten des neuen Klinikteils zusätzliche Stellplätze brauchen.

Teil des Bebauungsplans ist daher, auch eine kleine Tiefgarage auf dem Klinikgelände einzurichten – doch damit schaffen die Planer nur 61 neue Plätze. Die Stellplätzeordnung sieht mindestens 62 vor.

Die Bauplaner kennen dieses Manko – und berufen sich darauf, dass auf anderen Teilen des Klinikgeländes Ausgleichsflächen vorhanden sind: „Das St.-Josefs-Stift muss 260 Stellplätze aufweisen. Insgesamt sind mit den 61 neuen aber sogar 293 Plätze vorhanden“, rechnete Stadtplaner Lars Lemke vom Planungsbüro „Baumgart und Partner“ bei der Beiratssitzung vor.

Rechnerischer Überschuss zählt für Anwohner nicht

Eine Argumentation, die im Beirat nicht alle überzeugte. Auch wenn heute laut Stellplatzordnung eine rechnerische Überversorgung hersche, gebe es in der Praxis immer zu wenig Parkflächen. „Man fährt Runde für Runde und findet doch keinen Parkplatz“ gab ein Bürger zu bedenken. Durch den Bau werde das Problem weiter verschärft.

Der Lage im Quartier ist man sich auch bei der Stadt bewusst. „Wir wissen, dass die Stellplatzsituation hier angespannt ist“, so Bauingenieur Wolfgang Haller. „Das hat nicht allein mit der Klinik zu tun, aber im Rahmen der Möglichkeiten wollen wir für Entspannung sorgen.“

Mobilitätskonzept soll Verkehr verringern

Geplant sind deshalb mehrere Maßnahmen, um den Individualverkehr mit dem Auto zu verringern: Ein Shuttle-Service soll Patienten direkt von Arztpraxen in die Klinik bringen; die Klinik will BSAG-Tickets zum Wert von jährlich 10.000 Euro zur Verfügung stellen, um Patienten einen Anreiz für den ÖPNV zu geben.

Zudem sollen drei Carsharing-Plätze Anwohner ermutigen, ihre eigenen Autos abzuschaffen. Laut einer Studie von Cambio erspart ein Carsharing-Platz mittelfristig zwölf Privat-Pkw – und damit zwölf Parkplätze – ein. 

Trotz Mobilitätskonzept: Beirat lehnt Bebauungsplan ab

Und schließlich wirbt die Klinikleitung um die Zustimmung der Anwohner mit einem Angebot: Nachts, von 17 bis 8 Uhr, sollen Anwohner ihre Autos in der neuen Tiefgarage parken können – zu vergünstigten Konditionen: Etwa 50 Euro soll monatlich für das Nacht-Parkhaus bezahlt werden. Zum Vergleich: Ein BSAG-Monats-Ticket kostet 63 Euro. 

Dem Beirat reichte dieses Mobilitätskonzept am Ende nicht – mit Stimmen von Linken, Grünen und SPD lehnte er, gegen das Votum von CDU und FDP, den Bebauungsplan 129 ab. Der schwarze Peter liegt nun bei der Baudeputation – sie muss demnächst entscheiden, wie die Interessen von Anwohnern des Quartiers gegen das Interesse der Gesundheitsversorgung abgewogen werden.

 

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