Dora Garbade (Mitte) im Kreis ihrer Geschwister. Die Aufnahme entstand um 1910. Bildvorlage: Landfrauenverband Weser-Ems e.V. Dora Garbade (Mitte) im Kreis ihrer Geschwister. Die Aufnahme entstand um 1910. Bildvorlage: Landfrauenverband Weser-Ems e.V.
Dora Garbade

Wegbereiterin der Landfrauenbewegung

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Dora Garbade setzte sich über Jahrzehnte unermüdlich für ein besseres Leben der Frauen im ländlichen Raum ein und wurde für dieses Engagement mehrfach ausgezeichnet. Posthum ehrte sie Ganderkesee mit einem „frauenORT

Ihre Wiege stand in Bremen-Schwachhausen, wo sie am 22. März 1893 als ältestes von sieben Kindern der Eheleute Johann und Julie Depken geboren wurde. Bei ihrer Taufe erhielt sie die Vornamen Gesine Mathilde Julie Theodore Depken, zeitlebens wurde sie aber nur kurz Dora genannt.

Als Tochter aus gutbürgerlichem Haus, die Depkens waren wohlhabende Landwirte, besuchte sie bis 1909 eine Privatschule. Anschließend absolvierte sie bis 1911 eine landwirtschaftliche Hauswirtschaftslehre auf einem hessischen Gut, um danach im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Während des Ersten Weltkrieges fungierte sie außerdem als Leiterin einer Rot-Kreuz-Küche für Soldaten.

Das Ehepaar Gabade leitete das Gut Nutzhorn ab 1919

Am 14. Januar 1919 schloss Dora die Ehe mit dem Diplom-Landwirt Hermann Garbade, mit dem sie zwei Jahre später gemeinsam die Verwaltung des Gutes Nutzhorn bei Schierbrok übernahm. Dem Ehepaar gelang es, das heruntergekommene Gut zu wirtschaftlicher Blüte zu führen.

Doras Reich war der Haushalt mit 18 Personen, in dem sie von 1926 bis zur Aufgabe der Gutsarbeit 1957 mehr als 100 Hauswirtschaftslehrlinge ausbildete. In der Landwirtschaftskammer war sie Mitglied der Kommission für Lehrlingswesen. Viele ihrer ehemaligen Lehrlinge, darunter auch Männer, behielten ihre Lehrfrau aufgrund ihrer fachlichen Qualität und menschlichen Güte in bester Erinnerung.

Dora Garbade tat viel für die Landfrauen

Am 27. April 1927 rief Dora Garbade den ersten Landwirtschaftlichen Hausfrauenverein in Delmenhorst ins Leben, Vorläufer des Landfrauenvereins. Vier Jahre später wurde sie Vorsitzende des neu gegründeten Landfrauenverbandes Oldenburg. Nach der Machtergreifung der Nazis erfolgte die Gleichschaltung der Landfrauenbewegung. Sie wurde dem Reichsnährstand zugeordnet, der sich in Landes-, Kreis- und Ortsbauernschaften gliederte. Dora Garbade wurde in der Landesbauernschaft Weser-Ems Abteilungsleiterin Hauswirtschaft. Im Mai 1934 wurde sie Mitglied der NS-Frauenschaft und drei Jahre später trat sie in die NSDAP ein.

Nach Kriegsende begründete sie ihre Mitgliedschaften damit, dass sie die fachliche Qualifizierung der Landfrauen und deren Arbeitserleichterung habe absichern wollen. Es sei ihr wichtig gewesen, so heißt es in der für sie angelegten Entnazifizierungsakte, von der praktischen Arbeit „für die Landfrau zu retten, was noch zu retten war“.

1963 wird die engagierte Landfrau mit der Goldenen Biene des Deutschen Landfrauenverbandes ausgezeichnet. Bildvorlage: Landfrauenverband Weser-Ems e.V.

1963 wird die engagierte Landfrau mit der Goldenen Biene des Deutschen Landfrauenverbandes ausgezeichnet. Bildvorlage: Landfrauenverband Weser-Ems e.V.

Mit ihrem Eintritt in die braune Partei habe Garbade ihre Stellung in der Landesbauernschaft sichern wollen, um weiterhin für die Arbeitsentlastung der Frauen auf dem Land eintreten zu können, vermutet ihre Biografin, die Historikerin Anke Sawahn. Dass die Einstellung Garbades zum Nationalsozialismus auf Pragmatismus und nicht auf ideologischer Begeisterung beruhte, belegt eine Episode ihres Verhaltens.

So bildete sie in der NS-Zeit entgegen den geltenden Rassegesetzen und unter Gefährdung ihrer selbst eine junge Frau jüdischer Abstammung zur Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft aus. Diese bescheinigte ihr nach dem Krieg, sie habe jeden Tag „offen und unerschrocken ihrer anti-nationalsozialistischen Gesinnung Ausdruck“ verliehen.

Vorsitz des Landfrauenverbandes

1948 schlossen sich die im Weser-Ems-Gebiet neu entstandenen Landfrauenvereine zum Landfrauenverband zusammen, deren Vorsitz Dora Garbade übernahm. Als einziges weibliches Mitglied wurde sie in den Vorstand der Landwirtschaftskammer gewählt und betätigte sich als Interessenvertreterin der Frauen auf dem Land ehrenamtlich in zahlreichen weiteren Gremien und Institutionen. Ebenfalls im Jahr 1948 gehörte Garbade zu den Gründerinnen der Bäuerlichen Volkshochschule in Rastede, jetzt Evangelische Heimvolkshochschule, eine Tagungsstätte für Erwachsenenbildung.

Und 1960 schließlich rief Dora Garbade das Evangelische Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen ins Leben, das bis in unsere Tage ausgebildete Hauswirtschafterinnen an Hilfe benötigende Familien vermittelt. Schon 1957 hatte sich das Ehepaar Garbade von seiner Arbeit auf Gut Nutzhorn aufs Altenteil zurückgezogen.

Goldene Ehrennadel für Dora Garbade

Ein Jahr zuvor war Dora mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Goldenen Ehrennadel des Niedersächsischen Landvolkes ausgezeichnet worden, es folgten eine Reihe weiterer Würdigungen ihres Lebenswerkes. Die engagierte Landfrau starb am 7. Dezember 1981 wenige Monate nach ihrem Mann im Alter von 88 Jahren. Posthum widmete ihr die Gemeinde Ganderkesee 2013 eine Ausstellung und ehrte sie mit einem „frauenORT Niedersachsen“.

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