Wenn es um zentrale Themen für den Stadtteil geht, zieht der Beirat an einem Strang – eine Tatsache, über die sich Vegeacks Ortsamtleiter Heiko Dornstedt 2017 gefreut hat. Foto: Harm Wenn es um zentrale Themen für den Stadtteil geht, zieht der Beirat an einem Strang – eine Tatsache, über die sich Vegeacks Ortsamtleiter Heiko Dornstedt 2017 gefreut hat. Foto: Harm
Vegesack

„Anpacken und positiv nach vorne blicken“

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Mehr Fortschritte beim Hartmannstift und der Halle an der Ludwig-Jahn-Straße: Zwei Wünsche von Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, die 2017 nicht erfüllt werden konnten. Im Interview erzählt er, was 2018 auf Vegesack zukommt

Weser Report: Fangen wir mit dem Blick aus Ihrem Bürofenster im Ortsamt an: Sie schauen auf die Markthalle, die immer noch leer steht. Das sollte sich eigentlich dieses Jahr ändern. Wie sehr sind Sie deswegen frustriert?

Heiko Dornstedt: Frustriert bin ich inzwischen eigentlich fast gar nicht mehr, weil ich mich leider an diesen Anblick gewöhnt habe. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich damit abfinde. Wir haben einen eindeutigen Beiratsbeschluss, dass diese Fläche in dieser exponierten Lage auf dem Sedanplatz eine vernünftige Bespielung benötigt. Wir müssen in diesen Tagen darüber nachdenken, was passieren kann, wenn die vertraglich vereinbarte Nutzung beendet ist. Dafür müssen wir ab jetzt die Voraussetzung schaffen.

Was ist denn Ihr Wunsch für die Fläche?

Die Markthalle, so wie sie da steht, ist schwierig zu bespielen. Allein dadurch, dass sie praktisch ein Glaskörper ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Gewerbebetrieb gläserne Verkaufsräume haben möchte. Jede Nutzung erfordert also Umbaumaßnahmen. Der gesamte Bereich muss angefasst werden. Ich bin da ergebnisoffen und zuversichtlich, dass wir Ideen entwickeln können. Man muss auch sagen: Politik und Verwaltung können sich alles Mögliche ausdenken. Wenn es aber keinen gibt, der damit eine Gewinnerwartung verbindet, dann haben die Ideen keine Chance.

Die Markthalle ist nur ein Projekt, bei dem sich Beirat und Ortsamt eine schnellere Abwicklung erhofft haben. Für welche Projekte gilt dies noch?

Die drei wesentlichen Projekte sind die Grundschule Alt-Aumund, die Halle an der Ludwig-Jahn-Straße und das Hartmannstift – davon habe ich mir 2017 größere Fortschritte erwartet. In der Grundschule Alt-Aumund haben Eltern und Lehrerschaft mit großen Enthusiasmus daran gearbeitet, dass die Schule zur gebundenen Ganztagsschule wird. Jedem muss klar sein, dass es in den bestehenden Räumen nicht geht und zum Beispiel eine Mensa notwendig ist. Man muss behutsam mit solchen Ideen umgehen, wenn man das in Gremien trägt und sich das Engagement der Leute sichert. Und hinterher müssen sie sich sagen lassen „ja war nett gemeint, aber klappt eben noch nicht“. Das ist ein Problem.

Wie steht es um die Halle an der Ludwig-Jahn-Straße?

Da muss man vielleicht mal ganz ergebnisoffen rangehen. Die Fassade der Halle steht zwar unter Denkmalschutz, aber wir haben ja auch in der Planung eine Kita auf der einen Hälfte des Sportplatzes Fährer Flur zu errichten. Dann sollte man auch mal darüber nachdenken dürfen, ob nicht der Neubau einer Sporthalle auf der anderen Hälfte sogar wirtschaftlicher ist als eine marode Halle komplett zu sanieren. Und die alte Halle wird abgerissen und wir stellen da Wohnhäuser hin. Wieso nicht? Man darf nicht immer nur einer Entwicklung hinterherlaufen.

Was konnte in diesem Jahr für Vegesack erreicht werden?

Ich bin sehr stolz auf die Gezeitenstation an der Weserpromenade. Dass wir das geschafft haben, gemeinsam mit dem Senator für Wirtschaft und dem MTV Nautilus und unter fachlicher Leitung des Universum Bremen. Die Station soll im ersten Halbjahr 2018 fertig werden. Ich bin auch darüber sehr froh, dass es gelungen ist, die Grohner Oase herzustellen und die Grohner Düne in Richtung Grohner Grün zu öffnen. Da sind wir entscheidende Schritte vorangekommen.

Was war denn ihr persönliches Highlight?

Das ist die Geschichte mit der Gezeitenstation, weil ich da in zweifacher Weise betroffen bin: zum einen als Ortsamtsleiter und zum anderen als Vorsitzender des Stadtgartenvereins. Damit wird die Maritime Meile aufgewertet. Aber es gibt auch noch andere Punkte, über die ich mich sehr freue.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel freue ich mich sehr darüber, dass es gelungen ist, gemeinsam mit den Fachressorts Sport, Wirtschaft und Bau unter Beteiligung der Jacobs Uni, den Sport auf dem Oeversberg zu sichern. Die Eckpfeiler sind eingeschlagen – und der Sport weiß, dass er künftig auch auf dem Oeversberg stattfinden kann.

Was muss 2018 passieren, damit sich die Situation der Pädagogen und Lehrer und damit auch der Kita- und Schulkinder verbessert?

Wir brauchen zusätzliche Kitagruppen. Die Rede ist von acht zusätzlichen Gruppen, die wir zu Beginn des Kindergartenjahres 2018/2019 haben müssen in Vegesack. Wir haben durch die Bevölkerungsentwicklung auch viele Kinder im Schulalter. Und auch dort müssen wir zusätzliche Angebote schaffen. Das ist auch der Grund, warum ich dem Beirat vorgeschlagen habe, eine Planungskonferenz zu dem Thema durchzuführen. Das ist im Übrigen auch etwas Positives: Der Beirat beschließt sowas einstimmig. Ich kann immer wieder feststellen, dass wir in zentralen Fragen an einem Strang ziehen – weil es um den Stadtteil geht.

Was wird denn 2018 noch wichtig in Vegesack?

Die ganz großen Themen sind das Hartmannstift und die Markthalle. Für die Grohner Düne muss das integrierte Entwicklungskonzept fortgeschrieben werden. Allen ist klar, dass dieses Konzept nicht mit einem Mausklick umgesetzt wird, sondern dass man Stück für Stück daran weiterarbeiten muss. Ein ganz wichtiges Thema ist auch die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes und die Umsetzung des Hochwasserschutzes rund um den Vegesacker Hafen. Ich bin der festen Überzeugung: Eine Lösung nach dem Motto `Wir packen auf die alte Spundwand einfach 70 Zentimeter rauf, damit wir die erforderliche Höhe einhalten‘, kann und darf es dort nicht geben. Ein weiteres zentrales Thema ist die Entwicklung des Haven Höövt.

Im kommenden Jahr soll das integrierte Struktur- und Entwicklungskonzept für Bremen-Nord offiziell vorgestellt werden. Was erwarten Sie sich davon?

Davon erwarte ich Weichenstellungen, wie es mit der Region Bremen-Nord insgesamt vorangeht. Und zwar in ganz zentralen Bereichen wie Bauen, Wohnen, Kita und Schulversorgung. Der Flüchtlingsstrom hat nachgelassen, es werden weniger Übergangswohnheime benötigt. Aber die Menschen sind hier geblieben. Die Willkommensinitiativen haben ihr Feld bestellt und geholfen. Aber sie können nicht dafür sorgen, dass die Kinder auch einen Lehrer oder Erzieher vor sich haben. Auch die sprachlichen Hürden müssen überwunden werden. Das muss die Politik, das muss der Senat regeln.

Was wünschen Sie den Vegesackern für 2018?

Optimismus. Ich wünsche mir, dass man zuversichtlich in die Zukunft blickt und nicht mit einer pessimistischen Schere im Kopf rumläuft. Anpacken und positiv nach vorne blicken.

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