Uta Bohls ist eine von zwei hauptamtlichen Kräften in der Klimawerkstatt. Für die Nähwerkstatt benötigt sie noch weitere Nähmaschinen. Foto: Füller Uta Bohls ist eine von zwei hauptamtlichen Kräften in der Klimawerkstatt. Für die Nähwerkstatt benötigt sie noch weitere Nähmaschinen. Foto: Füller
Neustadt

Klimawerkstadt: Klimaschutz beginnt im Kleinen

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Benutztes nicht einfach wegwerfen, Kaputtes reparieren und Übriggebliebenes teilen: Mit der Klimawerkstadt entsteht an der Westerstraße in der Bremer Neustadt ein Ort, an dem der alltägliche Klimaschutz im Fokus steht.

Ein Loch im Strumpf und ab in die Tonne. Das Kabel an der Lampe ist gebrochen – direkt auf den Elektroschrott. Dass genau solche und viele andere beschädigte Dinge aber repariert und so wieder genutzt werden können, wollen Uta Bohls und ihre Kollegen von der Klimawerkstadt deutlich machen.

Klimaschutz beginnt für sie schon im Kleinen – im ganz Kleinen: „Wenn ich einen einzigen Knopf verloren habe, kann ich sicher einen Ersatz im Knopfglas anderer finden“, sagt sie. Denn Knöpfe wird es in der Klimawerkstatt auch geben, neben vielen anderen Materialien, Werkzeugen und Maschinen.

Werkstätten und Materialsammlung

In den rund 200 Quadratmeter großen Räumen, die das Team kürzlich an der Westerstraße 58 in der Alten Neustadt beziehen konnte, entstehen unterschiedliche Bereiche: Eine Nähwerkstatt mit Nähmaschinen, eine Materialsammlung gegen Spende mit allem, was zum Handarbeiten und Basteln dazugehört sowie eine Holzwerkstatt mit Werkbänken und dem nötigen Werkzeug.

Sachspenden in Form von selbigem und Material sind gerne gesehen. In dem hellen und gro­ßen Hauptraum sind zudem Filmvorführungen, Vorträge und Workshops geplant. Ein regelmäßiges Angebot wird das Repair-Café sein, außerdem können nach vorheriger Anmeldung die Werkstätten für eigene Projekte genutzt werden.

Helfer und Freiwillige werden noch gesucht

„Wir erstellen gerade das Programm für Januar und Februar und hoffen, dass wir noch viel mehr anbieten können“, sagt Bohls.

Dafür ist das Team auf weitere Helfer angewiesen: „Wer zum Beispiel Workshops anbieten möchte oder im Repair-Café aushilft, aber auch wer noch keine eigene Idee hat und uns unterstützen möchte, ist uns willkommen“, sagt Bohls.

Angesprochen fühlen sollen sich alle Altersgruppen. „Wir können uns auch gut vorstellen, handwerkliche Grundkurse wie Löten oder Socken stopfen anzubieten. Dafür brauchen wir aber Menschen, die ehrenamtlich ihr Wissen weitergeben wollen“, sagt Bohls und möchte damit auch Rentner animieren, sich in der Klimawerkstatt zu engagieren.

Förderung des Bundesumweltministeriums

Wichtig sei jedoch, dass alles unter dem Oberbegriff Klimaschutz geschehe. Die Klimawerkstadt ist eng mit dem Projekt „Ab geht die Lucie“ auf dem Lucie-Flechtmann-Platz verbunden. Praktischerweise liegt sie nun auch direkt gegenüber.

Beide Projekte gehören zum Verein Kulturpflanzen. Dieser hatte für das Klimaprojekt einen Antrag auf Förderung zur Ausschreibung „Kurze Wege für den Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums gestellt und nach eineinhalb Jahren Wartezeit schließlich im August die Zusage über eine sechsstellige Förderung für zwei Jahre erhalten.

„Das heißt aber nicht, dass wir nichts tun müssen. 11.000 Euro müssen wir selber erwirtschaften, das sind rund 500 Euro im Monat“, erklärt Bohls.

Projekt soll verstetigt werden

Die Fördergelder sind gebunden. Zudem ist eine der Auflagen, dass alles gebraucht besorgt werden muss: Geschirr, Möbel, Werkzeuge. „Innerhalb der zwei Jahre ist es dann auch unser Auftrag, die Klimawerkstadt zu verstetigen und langfristig eine Finanzierung zu entwickeln“, erklärt Bohls.

Das Ziel sei es, nachbarschaftliche Klimaschutzprojekte anzustoßen und einen Raum für konkretes Handeln zu öffnen.

Synergien nutzen

In Zukunft sollen beide Projekte voneinander profitieren: So wird beispielsweise die Saatgut-Tauschbörse im Februar in den neuen Räumen stattfinden anstatt auf dem Platz, zudem können in der Werkstatt auch Pflanzen für das Urban-Gardening-Projekt vorgezogen werden.

„Wir werden Synergien schaffen und nutzen. Trotzdem bleiben „Ab geht die Lucie“ und die „Klimawerkstatt“ zwei unterschiedliche und eigenständige Projekte.

Offenes Plenum für Interessierte

Für alle, die sich über die Klimawerkstadt informieren wollen, findet am Montag, 11. Dezember, ab 19 Uhr, das nächste offene Plenum statt. „Beim ersten Treffen waren 40 Leute da, viel mehr als wir gedacht hätten. Aber es wäre schön, wenn noch mehr kommen und viele tolle Ideen mitbringen“, sagt Bohls.

Offiziell eröffnet wird das Klimaschutzprojekt am 6. Januar.
Die Klimawerkstadt ist bei Facebook (KlimaWerkStadt) oder per Mail an klimawerkstadt@posteo.de erreichbar.

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