Thorsten Brinkmann war für die aktuelle Ausstellung in der Städtischen Galerie sowohl als Künstler als auch Kurator tätig.Foto: Konczak Thorsten Brinkmann war für die aktuelle Ausstellung in der Städtischen Galerie sowohl als Künstler als auch Kurator tätig. Foto: Konczak
Kunst

Herrschaftsposen und Sperrmüll treffen Griffelkunst

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Den Besuchern der Städtischen Galerie wird für die aktuelle Ausstellung einiges abverlangt. Flankiert wird die Suche nach der kuratorischen Extravaganz durch eine Fülle verstörender Werke.

„The Juggler – T. Brinkmann jongliert Griffelkunst-Photographie & Se king performt in der Remise“, so der Titel der Ausstellung, ist bis zum 2. April in der Delmenhorster Kunststätte zu sehen.

Mit eigenen Bildern, Objekten, Installationen und Assemblagen reagiert der Künstler-Kurator Thorsten Brinkmann auf ausgewählte Fotografien aus der Sammlung der Hamburger Griffelkunst-Vereinigung. In den künstlerischen Dialog tritt er im Haupthaus der Städtischen Galerie mit rund 160 Fotografien – sowohl aus der Klassischen Moderne als auch der zeitgenössischen Kunst.

Fotografien von Magritte, Blossfeld und Zille

Mit dabei auf der kurzweiligen Reise durch die Fotogeschichte bis hin zur Gegenwart sind unter anderem Arbeiten von Karl Blossfeld, Bernhard Johannes Blume, Nan Goldin, Dan Graham, El Lissitzky, René Magritte, Peter Piller, Man Ray, Alexander Rodtschenko sowie WOLS, Tobias Zielony und Heinrich Zille. Brinkmann kombiniert die gezeigten Fotografien mit kuriosen Skulpturen aus Sperrmüll, teilweise bizarren, aber auch amüsanten großformatigen Selbstporträts und spickt das Haus Coburg mit heimelig-verstaubtem Interieur.

Kuratorisch interessant ist unter anderem die Gegenüberstellung einer Foto-Reihe mit ästhetisch bereinigten Pflanzen von Karl Blossfeld und der Serie „New Trees“ von Robert Voit, die auf unterschiedliche Weise Natur und Künstlichkeit thematisieren. In der Mitte des Raumes zwischen den Arbeiten von Blossfeld und Voit fügt ein skurriler Brunnen von Brinkmann die Szenerie zusammen. „Mich interessiert die Verbindung von Objekt und Körper“, kommentiert der Künstler-Kurator die Skulptur aus alltäglichen Krimskrams und einem Kunststoff-Fuß.

Brinkmann persifliert Herrschaftsposen

Wesentlich deutlicher sind die künstlerischen Statements bei Brinkmanns eigenen Fotografien. Im Haupthaus steht sein Hund Ernie Modell für surrealistisch-humorvolle Porträts und fotografische Inszenierungen, die an so manchen alten Meister erinnern. In der Remise dann, schlüpft der Künstler in die Rolle von „Se king“, mit der er Herrschaftsposen persifliert und auch das königliche Scheitern thematisiert.

Im hinteren Teil der Remise nimmt Brinkmann Bezug auf Richard Wagners „Rosa-Raum“, der angeblich existiert haben soll, und setzt dort zugleich Ausschnitte aus „Die Nibelungen“ mit diversen Dingen aus seinem Sperrmüllfundus gekonnt in Szene.

Die Ausstellung „The Juggler“ wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Oldenburgischen Landschaft und dem Freundeskreis Haus Coburg gefördert. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.

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