An der Sielwallkreuzung im Viertel tummeln sich zeitweise bis zu 50 Straßendealer, vorrangig junge Männer aus Guinea. Foto: Barth Bremens Viertel - auch bei Kriminellen beliebt. Foto: Barth
Viertel/Bahnhof

Razzia: Bremens kriminelle Szene aufgemischt

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Großrazzia der Polizei im Viertel und rund um den Bahnhof: Neben Drogenhändlern und Einbrechern hatte auch der Betreiber einer Teestube wenig zu lachen. So stand dort beispielsweise ein 14-Jähriger hinterm Tresen.

„Wir wissen alle, wer ein Dealer ist, wenn wir im Viertel oder in der Bahnhofsvorstadt unterwegs sind“, hat Rainer Zottmann, leitender Polizeiinspektor von Bremen gesagt. „Doch es ist etwas anderes, dass gerichtsfest zu beweisen.” Auch das hat er gesagt – vor einem Jahr.

Vor wenigen Tagen startete die Bremer Polizei eine Großrazzia und durchsuchte Objekte, um gerichtsfeste Beweise zu sichern. Den „gerichtsfesten“ Kampf gegen Drogendealer hat sich die Polizei schon länger auf die Fahnen geschrieben: 2016 versuchte sie mit der „Aktion Honigtopf“, die Zwischenhändler zu treffen.

Fast 60 Personen kontrolliert

Seit Dezember 2016 konzentriert sich die Ermittlungsgruppe „Straßendeal“ darauf, die Dealer auf der Straße auf frischer Tat zu erwischen. Geschätzt rund 180 bis 190 sollen in Bremen aktiv sein. Bei der jüngsten Großrazzia vor wenigen Tagen konnte die Polizei Erfolge feiern.

Rund um den Hauptbahnhof und das Viertel kontrollierte sie fast 60 Personen, leitete mehrere Strafverfahren ein und beschlagnahmte Betäubungsmittel, Einbruchwerkzeug und mutmaßliche Beute aus Einbrüchen.

Noch mit in die Wohnung 

In der Bahnhofsstraße und in der Hillmannstraße stellten Zivilfahnder einen Kokainhändler. Polizisten mit Drogenspürhunden entdeckten außerdem mehrere Drogenverstecke. Und nicht weit entfernt, in einem Wettbüro am Herdentorsteinweg, fanden die Beamten bei mehreren Verdächtigen noch einige verkaufsfertige Päckchen Marihuana, drei Goldringe und mehrere hundert Euro Bargeld.

Für die Polizei ist es wichtig, dass sie den Tätern jeweils mehrere Delikte nachweisen kann. Denn kleine mitgeführte Mengen an Marihuana reichen für eine Verurteilung nicht aus. Auch deshalb durchsuchten die Beamten, nachdem sie den Besitzer der kleinen Graspäckchen kontrolliert hatten, noch dessen Wohnung.

Allerlei Einbruchswerkzeuge

Bei der Großrazzia hatten es die Polizisten nicht nur auf Rauschgifthändler abgesehen, im Fokus standen auch Einbrecher. In einem Lokal in der Straße Vor dem Steintor fanden die Beamten persönliche Papiere, die sie einem Einbruch zuordnen konnten.

Außerdem stellten sie einen Laptop sicher, Kameraobjektive, Uhren und Fahrräder. Auch Aufbruchswerkzeuge wie spezielle Handschuhe, Taschenlampen und Hebelwerkzeuge beschlagnahmten die Polizisten.

14-jähriger Barkeeper

Eher nebenbei stießen sie bei der Razzia auch auf Delikte, die nicht direkt mit Drogenhandel oder Einbrüchen im Zusammenhang stehen. Vor dem Steintor fiel den Einsatzkräften eine Teestube mit regem Personenverkehr auf.

Innen stand ein 14-Jähriger am Tresen, der den Gästen Alkohol verkaufte. Zudem rauchten einige Gäste Shisha – für beides hatte das Lokal keine Konzession. Ob es sie noch bekommt, ist fraglich.
Im Innenhof stand ein offenes Kohlebecken direkt neben einer Gasflasche.

Und dann mussten die Polizisten noch den Zoll einschalten, da der Shisha-Tabak keine Steuerbanderole aufwies. Die Polizei schloss die Teestube, als sie den Einsatz beendete.

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