Bis er wieder richtig vor den Ball treten darf, wird noch eine Menge Zeit vergehen. Seine gute Laune und Zuversicht hat Fin Bartels aber nicht verloren. Foto: Nordphoto
Interview

Fin Bartels: „Der Traum lebt auch in mir!“

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Beim Auswärtsspiel im Dezember riss sich Achillessehne von Fin Bartels. Für einen Fußballprofi bedeutet das in der Regel ein halbes Jahr Pause. Genau das motiviert 30-Jährigen bei der Arbeit an seinem Comeback.

Weser Report: Herr Bartels, mit der Kunststoffschiene am Bein sind sie aber schon wieder ziemlich flott unterwegs, wenn man bedenkt, dass Ihr Achillessehnenriss erst sechs Wochen her ist. 

Fin Bartels: Inzwischen klappt es tatsächlich schon wieder ganz gut. Kein Vergleich zur ersten Woche. Da war ich für meine Frau fast schon das vierte Kind der Familie.

Inzwischen können Sie sich hoffentlich wieder richtig ins Familienleben einbringen? Zum Einkaufen könnte man Sie schon schicken, oder?

Das könnte ich durchaus erledigen, aber heutzutage bieten viele Supermärkte zum Glück einen Bringdienst an. Stattdessen gehe ich aber gerne mit dem Kinderwagen spazieren.

Sie machen insgesamt einen sehr ausgeglichenen und gut gelaunten Eindruck. Die Verletzung scheint Sie nicht aus der Bahn geworfen zu haben.

Erst einmal war das natürlich schon ein Schock. Aber solche Verletzungen gehören zum Fußball nun mal dazu. Es ist vielleicht von Vorteil, wenn man drei Kinder im Haus hat, dann kommt man oft auf andere Gedanken und ist abgelenkt. Aber ich bin sicher, dass der Zeitpunkt kommen wird, dass ich die Verletzung verfluchen werde, weil ich es nicht mehr abwarten kann, endlich wieder gegen den Ball zu treten. 

Es ist Ihre erste große Verletzung und sie passierte beim 2:1-Sieg in Dortmund am 9. Dezember. Wie haben Sie diese Situation in Erinnerung?

Ich habe einen Schlag gespürt, hatte im ersten Moment aber gar nicht gedacht, dass ich stärker verletzt wäre. Ich hatte ein etwas taubes Gefühl im Fuß und habe deswegen ein paar Mal fest aufgetreten, weil ich hoffte, dass dies dann weggehen würde. Allerdings spürte ich auch, dass der Fuß nicht ganz so stabil war und dann war ziemlich schnell klar, dass nicht mehr viel von der Achillessehne übrig ist.

Als Sie ausgewechselt wurden, litt man als Zuschauer mit. Sie sahen da nicht gut aus.

Das war allerdings mehr der Schock. Schmerzen hatte ich kaum.

Wie ist denn der Heilungsverlauf bislang?

Absolut im Zeitplan. Ich wurde ja gleich am nächsten Tag operiert und seitdem freue ich mich auf mein Comeback.

Wie viel Zeit nimmt die Reha momentan ein?

Drei Stunden pro Tag mache ich das was ich kann und darf. Von der Zeit her also in etwa soviel, wie es vorher mein Trainingspensum mit der Mannschaft war. Wenn ich in hoffentlich drei oder vier Wochen diese Beinschiene ablegen und den Fuß wieder belasten darf, wird das sicher deutlich mehr werden. Insgesamt sagt man, dass es etwa ein halbes Jahr dauert, bis man wieder richtig einsatzfähig ist. Gewisse Dinge kann man nicht beschleunigen. Eine Verletzung braucht eben Zeit zum Ausheilen. Und der Kopf muss natürlich auch mitspielen.

Wie ist das, wenn man plötzlich nur noch zuschauen kann, wenn die Kollegen versuchen die Kohlen aus dem Feuer zu holen?

Wenn ich bei den Heimspielen auf der Tribüne mitfiebere, bin ich richtig hibbelig. Da fallen mir die Auswärtsspiele deutlich leichter.

Die verfolgen sie zuhause auf der Couch, ganz gemütlich mit ein paar Chips und ein Schokolade?

So ähnlich (lacht)

Werder hat seit dem Trainerwechsel deutlich mehr Punkte geholt und zumeist auch gute Leistungen gezeigt. Trotzdem hängt die Mannschaft immer noch weit unten in der Tabelle. Wie sehen Sie die Situation im Kampf um den Klassenerhalt?

Die ist weiter ernst, aber vom aktuellen Tabellenstand sollte man sich auch nicht verrückt machen lassen. Ich bin jedenfalls zuversichtlich. Wir arbeiten akribisch und enorm viel, machen intensiv Taktik- und Videostudium. Wir sind auf einem guten Weg und weiter im Aufwind. Mehr Sorgen müssen sich – so glaube ich – vor allem die Vereine machen, deren Trend nach unten zeigt.

Bis zur Verletzung und vor allem nach der Rückkehr von Max Kruse zeigte Ihre persönlicher Trend klar nach oben. Bartels/Kruse wird oft als kongeniales Duo bezeichnet. Wie erklären Sie sich das, dass es mit Ihnen beiden zu so gut funktioniert?

Wir verstehen uns auch außerhalb des Platzes richtig gut. Und nach der Durststrecke kam mit unseren guten Spielen eben auch die Freude am Fußball wieder zurück. Max ist natürlich ein hervorragender Spieler, der andere auch super in Szene setzen kann.

Umgekehrt ist Ihnen das aber auch schon häufig gelungen…

Ist schon passiert. (lacht ) Aber ich glaube, es lief und läuft auch deswegen besser, weil das das gesamte Team zu sich gefunden hat.

Und jetzt geht es gegen die Bayern. Wie sollte Werder dieses Spiel angehen?

Auf jeden Fall mit einem gewissen Selbstvertrauen, weil wir inzwischen auch defensiv besser stehen. Wir haben außerdem die Selbstsicherheit, dass wir auch in München Chancen kreieren und auch selbst den Ball halten können. Und die ein, zwei Chancen, die wir bekommen werden, müssen wir versuchen zu nutzen.

Richtig erfolgreich ist Werder in dieser Saison im Pokal, steht nun im Viertelfinale in Leverkusen…

Die BayArena war in den vergangenen Jahren immer ein gutes Pflaster für uns, wenn man die aktuelle Saison einmal ausklammert. Wobei Bayer natürlich eine super Mannschaft hat, die in dieser Saison auch sehr gut spielt. Der Einzug ins Halbfinale ist für uns aber auch gegen Leverkusen durchaus drin. Und dann hast du nur noch ein Spiel, bis du deinen Traum leben kannst.

Das DFB-Pokal-Endspiel in Berlin, Mitte Mai. Das wäre knapp ein halbes Jahr nach Ihrem Achillessehnenriss.

Und der Traum lebt auch in mir. (lächelt) Wenn wir das Finale in Berlin erreichen sollten, möchte ich wieder auf dem Platz stehen!

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